Durch ein so kühn-als eiteles Bemühn, Jn Dingen der Natur, Die Lehre von dem Epicur Aufs neu ans Licht zu ziehn. Da, in Lucretius Gedichten gantz verliebet, Uns Bernier, Gassendi Schüler, giebet Die Nachricht vom Gebäude dieser Welt: Auch zu erweisen sucht, und uns vor Augen stellt, Durch manchen Schein-Grund seiner Lehre, Als wenn der Sonnen-Staub gantz unzerstöhrlich wäre. Bey diesem Ziel, vermeint er, müsse man Ohn weitres Grübeln bleiben, Und nimmer dencken, daß ein Grund Von der Natur sich selbst zerreiben, Vergehen, noch sich ändern kan. Das, woraus alle Ding' entstehen und bestehn, Kan, schreibt er, nimmermehr vergehn. Allein, Kan man von Cörpern, welche sich Nicht theilen, deren Daur so unveränderlich, Auch feste vergewissert seyn? Man kan es eben, wie das Leere wiederlegen. Die Regel fället weg. Wofern es wahr, Daß alle Cörper Theile hegen; So ist es klar: Die Sonnen-Stäubgen müssen Nothwendig auch ja Theile hegen, Man muß dahero dann nothwendig schlüssen, Daß sie der Theilung nicht zu widerstehn vermögen.
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Von den Elementen.
Durch ein ſo kuͤhn-als eiteles Bemuͤhn, Jn Dingen der Natur, Die Lehre von dem Epicur Aufs neu ans Licht zu ziehn. Da, in Lucretius Gedichten gantz verliebet, Uns Bernier, Gaſſendi Schuͤler, giebet Die Nachricht vom Gebaͤude dieſer Welt: Auch zu erweiſen ſucht, und uns vor Augen ſtellt, Durch manchen Schein-Grund ſeiner Lehre, Als wenn der Sonnen-Staub gantz unzerſtoͤhrlich waͤre. Bey dieſem Ziel, vermeint er, muͤſſe man Ohn weitres Gruͤbeln bleiben, Und nimmer dencken, daß ein Grund Von der Natur ſich ſelbſt zerreiben, Vergehen, noch ſich aͤndern kan. Das, woraus alle Ding’ entſtehen und beſtehn, Kan, ſchreibt er, nimmermehr vergehn. Allein, Kan man von Coͤrpern, welche ſich Nicht theilen, deren Daur ſo unveraͤnderlich, Auch feſte vergewiſſert ſeyn? Man kan es eben, wie das Leere wiederlegen. Die Regel faͤllet weg. Wofern es wahr, Daß alle Coͤrper Theile hegen; So iſt es klar: Die Sonnen-Staͤubgen muͤſſen Nothwendig auch ja Theile hegen, Man muß dahero dann nothwendig ſchluͤſſen, Daß ſie der Theilung nicht zu widerſtehn vermoͤgen.
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Von den Elementen.
Durch ein ſo kuͤhn-als eiteles Bemuͤhn,
Jn Dingen der Natur,
Die Lehre von dem Epicur
Aufs neu ans Licht zu ziehn.
Da, in Lucretius Gedichten gantz verliebet,
Uns Bernier, Gaſſendi Schuͤler, giebet
Die Nachricht vom Gebaͤude dieſer Welt:
Auch zu erweiſen ſucht, und uns vor Augen ſtellt,
Durch manchen Schein-Grund ſeiner Lehre,
Als wenn der Sonnen-Staub gantz unzerſtoͤhrlich waͤre.
Bey dieſem Ziel, vermeint er, muͤſſe man
Ohn weitres Gruͤbeln bleiben,
Und nimmer dencken, daß ein Grund
Von der Natur ſich ſelbſt zerreiben,
Vergehen, noch ſich aͤndern kan.
Das, woraus alle Ding’ entſtehen und beſtehn,
Kan, ſchreibt er, nimmermehr vergehn.
Allein,
Kan man von Coͤrpern, welche ſich
Nicht theilen, deren Daur ſo unveraͤnderlich,
Auch feſte vergewiſſert ſeyn?
Man kan es eben, wie das Leere wiederlegen.
Die Regel faͤllet weg. Wofern es wahr,
Daß alle Coͤrper Theile hegen;
So iſt es klar:
Die Sonnen-Staͤubgen muͤſſen
Nothwendig auch ja Theile hegen,
Man muß dahero dann nothwendig ſchluͤſſen,
Daß ſie der Theilung nicht zu widerſtehn vermoͤgen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/173>, abgerufen am 18.12.2024.
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