Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von den Elementen. Daß aus der Lufft die Fluht, und aus der Fluht die Erde, Aus Erde wieder Fluht, Lufft aus dem Wasser werde, Die, wie vorhin, sich aufwerts zöge, Und in das Firmamente aufs neue wieder flöge. Hierdurch vermeinte nun der Weise Die wahre Ordnung uns zu zeigen, Und die Materie, die überall bald fällt, Bald anfängt wiederum zu steigen. Macht die Bewegung aus, die man mit Heraclit Von unten auf, von oben ab, kan nennen. Die Aendrungen, so man dadurch entstehen sieht, Die Kräffte, die sich bald vereinen, bald sich trennen; Erregen unaufhörlich Streit, Und wieder Einigkeit, Jm Wasser, in der Lufft, und auf der Erden, Den Kreyß der stets veränderten Figur; Wodurch die Dinge der Natur So sterben, als gebohren werden. Lucretius fing endlich an zu singen: Als wenn die Stäubelein des Epicur, Von unterschiedner Größ', und mancherley Figur, Von einer ew'gen Daur, in steter Festigkeit, Mit stetem Unterscheid, Jn einem leeren Raum sich mischten und sich schwüngen. Gassendus sucht in unsern Zeiten, Ohn' daß es mit Moral und Glauben sollte streiten, Durch
Von den Elementen. Daß aus der Lufft die Fluht, und aus der Fluht die Erde, Aus Erde wieder Fluht, Lufft aus dem Waſſer werde, Die, wie vorhin, ſich aufwerts zoͤge, Und in das Firmamente aufs neue wieder floͤge. Hierdurch vermeinte nun der Weiſe Die wahre Ordnung uns zu zeigen, Und die Materie, die uͤberall bald faͤllt, Bald anfaͤngt wiederum zu ſteigen. Macht die Bewegung aus, die man mit Heraclit Von unten auf, von oben ab, kan nennen. Die Aendrungen, ſo man dadurch entſtehen ſieht, Die Kraͤffte, die ſich bald vereinen, bald ſich trennen; Erregen unaufhoͤrlich Streit, Und wieder Einigkeit, Jm Waſſer, in der Lufft, und auf der Erden, Den Kreyß der ſtets veraͤnderten Figur; Wodurch die Dinge der Natur So ſterben, als gebohren werden. Lucretius fing endlich an zu ſingen: Als wenn die Staͤubelein des Epicur, Von unterſchiedner Groͤß’, und mancherley Figur, Von einer ew’gen Daur, in ſteter Feſtigkeit, Mit ſtetem Unterſcheid, Jn einem leeren Raum ſich miſchten und ſich ſchwuͤngen. Gaſſendus ſucht in unſern Zeiten, Ohn’ daß es mit Moral und Glauben ſollte ſtreiten, Durch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0171" n="141"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Elementen.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <l>Daß aus der Lufft die Fluht, und aus der Fluht die Erde,</l><lb/> <l>Aus Erde wieder Fluht, Lufft aus dem Waſſer werde,</l><lb/> <l>Die, wie vorhin, ſich aufwerts zoͤge,</l><lb/> <l>Und in das Firmamente aufs neue wieder floͤge.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">H</hi>ierdurch vermeinte nun der Weiſe</l><lb/> <l>Die wahre Ordnung uns zu zeigen,</l><lb/> <l>Und die Materie, die uͤberall bald faͤllt,</l><lb/> <l>Bald anfaͤngt wiederum zu ſteigen.</l><lb/> <l>Macht die <hi rendition="#fr">Bewegung</hi> aus, die man mit <hi rendition="#fr">Heraclit</hi></l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Von unten auf, von oben ab,</hi> kan nennen.</l><lb/> <l>Die Aendrungen, ſo man dadurch entſtehen ſieht,</l><lb/> <l>Die Kraͤffte, die ſich bald vereinen, bald ſich trennen;</l><lb/> <l>Erregen unaufhoͤrlich Streit,</l><lb/> <l>Und wieder Einigkeit,</l><lb/> <l>Jm Waſſer, in der Lufft, und auf der Erden,</l><lb/> <l>Den Kreyß der ſtets veraͤnderten Figur;</l><lb/> <l>Wodurch die Dinge der Natur</l><lb/> <l>So ſterben, als gebohren werden.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">L</hi>ucretius</hi> fing endlich an zu ſingen:</l><lb/> <l>Als wenn die <hi rendition="#fr">Staͤubelein</hi> des <hi rendition="#fr">Epicur,</hi></l><lb/> <l>Von unterſchiedner Groͤß’, und mancherley Figur,</l><lb/> <l>Von einer ew’gen Daur, in ſteter Feſtigkeit,</l><lb/> <l>Mit ſtetem Unterſcheid,</l><lb/> <l>Jn einem leeren Raum ſich miſchten und ſich ſchwuͤngen.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>aſſendus</hi> ſucht in unſern Zeiten,</l><lb/> <l>Ohn’ daß es mit Moral und Glauben ſollte ſtreiten,</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Durch</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0171]
Von den Elementen.
Daß aus der Lufft die Fluht, und aus der Fluht die Erde,
Aus Erde wieder Fluht, Lufft aus dem Waſſer werde,
Die, wie vorhin, ſich aufwerts zoͤge,
Und in das Firmamente aufs neue wieder floͤge.
Hierdurch vermeinte nun der Weiſe
Die wahre Ordnung uns zu zeigen,
Und die Materie, die uͤberall bald faͤllt,
Bald anfaͤngt wiederum zu ſteigen.
Macht die Bewegung aus, die man mit Heraclit
Von unten auf, von oben ab, kan nennen.
Die Aendrungen, ſo man dadurch entſtehen ſieht,
Die Kraͤffte, die ſich bald vereinen, bald ſich trennen;
Erregen unaufhoͤrlich Streit,
Und wieder Einigkeit,
Jm Waſſer, in der Lufft, und auf der Erden,
Den Kreyß der ſtets veraͤnderten Figur;
Wodurch die Dinge der Natur
So ſterben, als gebohren werden.
Lucretius fing endlich an zu ſingen:
Als wenn die Staͤubelein des Epicur,
Von unterſchiedner Groͤß’, und mancherley Figur,
Von einer ew’gen Daur, in ſteter Feſtigkeit,
Mit ſtetem Unterſcheid,
Jn einem leeren Raum ſich miſchten und ſich ſchwuͤngen.
Gaſſendus ſucht in unſern Zeiten,
Ohn’ daß es mit Moral und Glauben ſollte ſtreiten,
Durch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |