Jndem wir also nun von der Materie, Die grob und schwer, uns trennen; So werden wir auch droben in der Höh', Uns andre Wege bahnen können. Doch thut man wol, wenn man die feste Regel lernt: "Wer der Natur Geheimniß will ergründen, "Wird stets die besten Wege finden, "Durch die, so nah, zu denen, die entfernt. "Lasst uns ein sicher Urtheil fällen "Durch die Bewegungen, die wir hier unten sehn, "Von denen, die im Firmament geschehn. "Nach Dingen, die wir sehen, richte man "Diejenigen, so man nicht sehen kan.
Wie sehr die Welt an Aenderungen reich: Wie viel Verschiedenheit die vielen Cörper hegen: Wie unterschiedentlich wir sie zu nennen pflegen; So ist jedoch ihr Wesen gleich. Man kennt in ihnen blos allein Verschiedne Grad von einerley Bewegen. Auch die Materie kau nicht geändert seyn, Als blos in so weit nur, Daß sie auf andre Art getheilet ist. Es bleibet, Ohn daß es etwas hintertreibet, Jn ihr, zu aller Zeit, dieselbige Natur.
Die Regungen, so man in den Saphiernen Höhen Vom Anfang immerfort in grossen Kreysen spührt, Sind auf derselben Art im Firmament vollführt, Als die, so wir allhier vor Augen täglich sehen.
Der
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Von den Geſetzen der Bewegung.
Jndem wir alſo nun von der Materie, Die grob und ſchwer, uns trennen; So werden wir auch droben in der Hoͤh’, Uns andre Wege bahnen koͤnnen. Doch thut man wol, wenn man die feſte Regel lernt: „Wer der Natur Geheimniß will ergruͤnden, „Wird ſtets die beſten Wege finden, „Durch die, ſo nah, zu denen, die entfernt. „Laſſt uns ein ſicher Urtheil faͤllen „Durch die Bewegungen, die wir hier unten ſehn, „Von denen, die im Firmament geſchehn. „Nach Dingen, die wir ſehen, richte man „Diejenigen, ſo man nicht ſehen kan.
Wie ſehr die Welt an Aenderungen reich: Wie viel Verſchiedenheit die vielen Coͤrper hegen: Wie unterſchiedentlich wir ſie zu nennen pflegen; So iſt jedoch ihr Weſen gleich. Man kennt in ihnen blos allein Verſchiedne Grad von einerley Bewegen. Auch die Materie kau nicht geaͤndert ſeyn, Als blos in ſo weit nur, Daß ſie auf andre Art getheilet iſt. Es bleibet, Ohn daß es etwas hintertreibet, Jn ihr, zu aller Zeit, dieſelbige Natur.
Die Regungen, ſo man in den Saphiernen Hoͤhen Vom Anfang immerfort in groſſen Kreyſen ſpuͤhrt, Sind auf derſelben Art im Firmament vollfuͤhrt, Als die, ſo wir allhier vor Augen taͤglich ſehen.
Der
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Von den Geſetzen der Bewegung.
Jndem wir alſo nun von der Materie,
Die grob und ſchwer, uns trennen;
So werden wir auch droben in der Hoͤh’,
Uns andre Wege bahnen koͤnnen.
Doch thut man wol, wenn man die feſte Regel lernt:
„Wer der Natur Geheimniß will ergruͤnden,
„Wird ſtets die beſten Wege finden,
„Durch die, ſo nah, zu denen, die entfernt.
„Laſſt uns ein ſicher Urtheil faͤllen
„Durch die Bewegungen, die wir hier unten ſehn,
„Von denen, die im Firmament geſchehn.
„Nach Dingen, die wir ſehen, richte man
„Diejenigen, ſo man nicht ſehen kan.
Wie ſehr die Welt an Aenderungen reich:
Wie viel Verſchiedenheit die vielen Coͤrper hegen:
Wie unterſchiedentlich wir ſie zu nennen pflegen;
So iſt jedoch ihr Weſen gleich.
Man kennt in ihnen blos allein
Verſchiedne Grad von einerley Bewegen.
Auch die Materie kau nicht geaͤndert ſeyn,
Als blos in ſo weit nur,
Daß ſie auf andre Art getheilet iſt. Es bleibet,
Ohn daß es etwas hintertreibet,
Jn ihr, zu aller Zeit, dieſelbige Natur.
Die Regungen, ſo man in den Saphiernen Hoͤhen
Vom Anfang immerfort in groſſen Kreyſen ſpuͤhrt,
Sind auf derſelben Art im Firmament vollfuͤhrt,
Als die, ſo wir allhier vor Augen taͤglich ſehen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen03_1730/147>, abgerufen am 17.02.2025.
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