Brockes, Barthold Heinrich: Herrn B. H. Brockes, [...] verdeutschte Grund-Sätze der Welt-Weisheit, des Herrn Abts Genest. Bd. 3. 2. Aufl. Hamburg, 1730.Von den Eigenschafften der Materie. Ein Stück Materie Zu seiner letzten Theilung hinzubringen; Würd es ihm gleichwol nicht gelingen. Das allerkleinste Theil bleibt dennoch ausgespannt. Wie klein der Punct auch ist, zu welchen wir es ziehn; Jst es dennoch bekannt; Er bleibt für sich und nichts zerstöret ihn. Nimm ein so kleines Theil, das unsre Augen Es nimmer zu erblicken taugen; So mercket man von einiger Figur Doch eine Spur. Dieselbige Figur hat ihre Seiten, Hat Ober-Unter-Theil, hat Ecken, Läng' und Breiten. Durch die verschiedne Gröss', aus welcher sie besteht Und welche wir verschiedlich messen können, Kan man dieselbe wieder trennen. Man theile sie darauf in tausend Theil aufs neu. Der allerkleinste Theil, den man erdencken kan, Jst eben den Gesetzen unterthan; Man merckt, daß der auch fast unendlich theilbar sey. Von allen diesen Theilen nun Entsteht ein Schluß, Den jederman gestehen muß, Daß auch darinn so viel Figuren ruhn. Und ob man gleich nicht deutlich zeigen kan, Wie die Particuln die so klein, Jn sich selbst unterschieden seyn; So trifft jedennoch jedermann Unleugbar die Figur in einer jeden an. Wohin
Von den Eigenſchafften der Materie. Ein Stuͤck Materie Zu ſeiner letzten Theilung hinzubringen; Wuͤrd es ihm gleichwol nicht gelingen. Das allerkleinſte Theil bleibt dennoch ausgeſpannt. Wie klein der Punct auch iſt, zu welchen wir es ziehn; Jſt es dennoch bekannt; Er bleibt fuͤr ſich und nichts zerſtoͤret ihn. Nimm ein ſo kleines Theil, das unſre Augen Es nimmer zu erblicken taugen; So mercket man von einiger Figur Doch eine Spur. Dieſelbige Figur hat ihre Seiten, Hat Ober-Unter-Theil, hat Ecken, Laͤng’ und Breiten. Durch die verſchiedne Groͤſſ’, aus welcher ſie beſteht Und welche wir verſchiedlich meſſen koͤnnen, Kan man dieſelbe wieder trennen. Man theile ſie darauf in tauſend Theil aufs neu. Der allerkleinſte Theil, den man erdencken kan, Jſt eben den Geſetzen unterthan; Man merckt, daß der auch faſt unendlich theilbar ſey. Von allen dieſen Theilen nun Entſteht ein Schluß, Den jederman geſtehen muß, Daß auch darinn ſo viel Figuren ruhn. Und ob man gleich nicht deutlich zeigen kan, Wie die Particuln die ſo klein, Jn ſich ſelbſt unterſchieden ſeyn; So trifft jedennoch jedermann Unleugbar die Figur in einer jeden an. Wohin
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0121" n="91"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von den Eigenſchafften der Materie.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <l>Ein Stuͤck Materie</l><lb/> <l>Zu ſeiner letzten Theilung hinzubringen;</l><lb/> <l>Wuͤrd es ihm gleichwol nicht gelingen.</l><lb/> <l>Das allerkleinſte Theil bleibt dennoch ausgeſpannt.</l><lb/> <l>Wie klein der Punct auch iſt, zu welchen wir es ziehn;</l><lb/> <l>Jſt es dennoch bekannt;</l><lb/> <l>Er bleibt fuͤr ſich und nichts zerſtoͤret ihn.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">N</hi>imm ein ſo kleines Theil, das unſre Augen</l><lb/> <l>Es nimmer zu erblicken taugen;</l><lb/> <l>So mercket man von einiger Figur</l><lb/> <l>Doch eine Spur.</l><lb/> <l>Dieſelbige Figur hat ihre Seiten,</l><lb/> <l>Hat Ober-Unter-Theil, hat Ecken, Laͤng’ und Breiten.</l><lb/> <l>Durch die verſchiedne Groͤſſ’, aus welcher ſie beſteht</l><lb/> <l>Und welche wir verſchiedlich meſſen koͤnnen,</l><lb/> <l>Kan man dieſelbe wieder trennen.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">M</hi>an theile ſie darauf in tauſend Theil aufs neu.</l><lb/> <l>Der allerkleinſte Theil, den man erdencken kan,</l><lb/> <l>Jſt eben den Geſetzen unterthan;</l><lb/> <l>Man merckt, daß der auch faſt unendlich theilbar ſey.</l><lb/> <l>Von allen dieſen Theilen nun</l><lb/> <l>Entſteht ein Schluß,</l><lb/> <l>Den jederman geſtehen muß,</l><lb/> <l>Daß auch darinn ſo viel Figuren ruhn.</l><lb/> <l>Und ob man gleich nicht deutlich zeigen kan,</l><lb/> <l>Wie die Particuln die ſo klein,</l><lb/> <l>Jn ſich ſelbſt unterſchieden ſeyn;</l><lb/> <l>So trifft jedennoch jedermann</l><lb/> <l>Unleugbar die Figur in einer jeden an.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wohin</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0121]
Von den Eigenſchafften der Materie.
Ein Stuͤck Materie
Zu ſeiner letzten Theilung hinzubringen;
Wuͤrd es ihm gleichwol nicht gelingen.
Das allerkleinſte Theil bleibt dennoch ausgeſpannt.
Wie klein der Punct auch iſt, zu welchen wir es ziehn;
Jſt es dennoch bekannt;
Er bleibt fuͤr ſich und nichts zerſtoͤret ihn.
Nimm ein ſo kleines Theil, das unſre Augen
Es nimmer zu erblicken taugen;
So mercket man von einiger Figur
Doch eine Spur.
Dieſelbige Figur hat ihre Seiten,
Hat Ober-Unter-Theil, hat Ecken, Laͤng’ und Breiten.
Durch die verſchiedne Groͤſſ’, aus welcher ſie beſteht
Und welche wir verſchiedlich meſſen koͤnnen,
Kan man dieſelbe wieder trennen.
Man theile ſie darauf in tauſend Theil aufs neu.
Der allerkleinſte Theil, den man erdencken kan,
Jſt eben den Geſetzen unterthan;
Man merckt, daß der auch faſt unendlich theilbar ſey.
Von allen dieſen Theilen nun
Entſteht ein Schluß,
Den jederman geſtehen muß,
Daß auch darinn ſo viel Figuren ruhn.
Und ob man gleich nicht deutlich zeigen kan,
Wie die Particuln die ſo klein,
Jn ſich ſelbſt unterſchieden ſeyn;
So trifft jedennoch jedermann
Unleugbar die Figur in einer jeden an.
Wohin
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |