Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Ach ja, geliebter Mensch! der Einwurf scheinet zwar Du stellest dir Den HErrn der Welt nicht anders für, Als einen grossen Herrn, so etwan hin und her Jn seinem grossen Garten gehet, Der, wenn er mit dem Herrn als in Vergleichung stehet, Je grösser sein Revier, ihn desto kleiner macht. Ach aber nein. Der Schöpfer aller Dinge Jst nicht, wie ein Monarch, nur bloß An einem Ort' allein; Nein allenthalben groß, Jndem er nirgends nicht. Er schliesst die Ewigkeiten, Sie aber Jhn nicht, ein. Es kennen Seine Gröss' und Vollenkommenheiten, Als die unendlich, keine Schranken. Wenn meine Sele nun von Seiner Werke Pracht Sich in vergnüglichen Gedanken Das Bild von einem Garten macht, Und GOtt als wie den HErrn von solchem Garten ehret, Dem Millionen Seraphinen, Da sie der Bluhmen-Heer als Gärtner warten, dienen; Wird Seine Grösse mehr vermindert als vermehret, Und es gereicht mehr mir zur Lust, als Jhm zum Ruhme. Denn alles was wir sehn, ja aller Sonnen Raum Jst gegen unsern Schöpfer kaum So groß, als gegen uns die allerkleinste Bluhme. Die
Ach ja, geliebter Menſch! der Einwurf ſcheinet zwar Du ſtelleſt dir Den HErrn der Welt nicht anders fuͤr, Als einen groſſen Herrn, ſo etwan hin und her Jn ſeinem groſſen Garten gehet, Der, wenn er mit dem Herrn als in Vergleichung ſtehet, Je groͤſſer ſein Revier, ihn deſto kleiner macht. Ach aber nein. Der Schoͤpfer aller Dinge Jſt nicht, wie ein Monarch, nur bloß An einem Ort’ allein; Nein allenthalben groß, Jndem er nirgends nicht. Er ſchlieſſt die Ewigkeiten, Sie aber Jhn nicht, ein. Es kennen Seine Groͤſſ’ und Vollenkommenheiten, Als die unendlich, keine Schranken. Wenn meine Sele nun von Seiner Werke Pracht Sich in vergnuͤglichen Gedanken Das Bild von einem Garten macht, Und GOtt als wie den HErrn von ſolchem Garten ehret, Dem Millionen Seraphinen, Da ſie der Bluhmen-Heer als Gaͤrtner warten, dienen; Wird Seine Groͤſſe mehr vermindert als vermehret, Und es gereicht mehr mir zur Luſt, als Jhm zum Ruhme. Denn alles was wir ſehn, ja aller Sonnen Raum Jſt gegen unſern Schoͤpfer kaum So groß, als gegen uns die allerkleinſte Bluhme. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="3"> <l><pb facs="#f0098" n="62"/> Ach ja, geliebter Menſch! der Einwurf ſcheinet zwar</l><lb/> <l>Nicht ungereimt zu ſeyn;</l><lb/> <l>Alleine</l><lb/> <l>Erwege nur,</l><lb/> <l>Daß ich den Garten nicht von einer Creatur,</l><lb/> <l>Nein, eines Schoͤpfers Garten meyne,</l><lb/> <l>Vor welchem alles klein.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Du ſtelleſt dir</l><lb/> <l>Den HErrn der Welt nicht anders fuͤr,</l><lb/> <l>Als einen groſſen Herrn, ſo etwan hin und her</l><lb/> <l>Jn ſeinem groſſen Garten gehet,</l><lb/> <l>Der, wenn er mit dem Herrn als in Vergleichung ſtehet,</l><lb/> <l>Je groͤſſer ſein Revier, ihn deſto kleiner macht.</l><lb/> <l>Ach aber nein. Der Schoͤpfer aller Dinge</l><lb/> <l>Jſt nicht, wie ein Monarch, nur bloß</l><lb/> <l>An einem Ort’ allein;</l><lb/> <l>Nein allenthalben groß,</l><lb/> <l>Jndem er nirgends nicht. Er ſchlieſſt die Ewigkeiten,</l><lb/> <l>Sie aber Jhn nicht, ein.</l><lb/> <l>Es kennen Seine Groͤſſ’ und Vollenkommenheiten,</l><lb/> <l>Als die unendlich, keine Schranken.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wenn meine Sele nun von Seiner Werke Pracht</l><lb/> <l>Sich in vergnuͤglichen Gedanken</l><lb/> <l>Das Bild von einem Garten macht,</l><lb/> <l>Und GOtt als wie den HErrn von ſolchem Garten ehret,</l><lb/> <l>Dem Millionen Seraphinen,</l><lb/> <l>Da ſie der Bluhmen-Heer als Gaͤrtner warten, dienen;</l><lb/> <l>Wird Seine Groͤſſe mehr vermindert als vermehret,</l><lb/> <l>Und es gereicht mehr mir zur Luſt, als Jhm zum Ruhme.</l><lb/> <l>Denn alles was wir ſehn, ja aller Sonnen Raum</l><lb/> <l>Jſt gegen unſern Schoͤpfer kaum</l><lb/> <l>So groß, als gegen uns die allerkleinſte Bluhme.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [62/0098]
Ach ja, geliebter Menſch! der Einwurf ſcheinet zwar
Nicht ungereimt zu ſeyn;
Alleine
Erwege nur,
Daß ich den Garten nicht von einer Creatur,
Nein, eines Schoͤpfers Garten meyne,
Vor welchem alles klein.
Du ſtelleſt dir
Den HErrn der Welt nicht anders fuͤr,
Als einen groſſen Herrn, ſo etwan hin und her
Jn ſeinem groſſen Garten gehet,
Der, wenn er mit dem Herrn als in Vergleichung ſtehet,
Je groͤſſer ſein Revier, ihn deſto kleiner macht.
Ach aber nein. Der Schoͤpfer aller Dinge
Jſt nicht, wie ein Monarch, nur bloß
An einem Ort’ allein;
Nein allenthalben groß,
Jndem er nirgends nicht. Er ſchlieſſt die Ewigkeiten,
Sie aber Jhn nicht, ein.
Es kennen Seine Groͤſſ’ und Vollenkommenheiten,
Als die unendlich, keine Schranken.
Wenn meine Sele nun von Seiner Werke Pracht
Sich in vergnuͤglichen Gedanken
Das Bild von einem Garten macht,
Und GOtt als wie den HErrn von ſolchem Garten ehret,
Dem Millionen Seraphinen,
Da ſie der Bluhmen-Heer als Gaͤrtner warten, dienen;
Wird Seine Groͤſſe mehr vermindert als vermehret,
Und es gereicht mehr mir zur Luſt, als Jhm zum Ruhme.
Denn alles was wir ſehn, ja aller Sonnen Raum
Jſt gegen unſern Schoͤpfer kaum
So groß, als gegen uns die allerkleinſte Bluhme.
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |