Jch höre die Vögel; ich sehe die Wälder; Jch füle das Spielen der külenden Luft; Jch rieche der Blühte Balsamischen Duft; Jch schmecke die Früchte. Die fruchtbaren Felder; Die glänzenden Wiesen; das funkelnde Naß Der thauigten Tropfen; das wallende Gras Voll lieblicher Bluhmen; das sanfte Gezische Der mancherley lieblich beblätterten Büsche; Das murmelnde Rauschen der rieselnden Flut; Der zitternde Schimmer der silbernen Fläche Durch grünende Felder sich schlänglender Bäche; Der flammenden Sonne belebende Gluht, Die alles verherrlichet, wärmet und schmücket: Dieß alles ergetzet, erqvicket, entzücket Ein Auge, das GOtt in Geschöpfen ersieht, Ein Ohr, das den Schöpfer verstehet und höret, Ein Herze, das GOtt in den Wundern verehret, Kein viehisch, nur einzig ein Menschlich, Gemüt.
Die
D 4
Anmutige Fruͤhlings-Vorwuͤrfe.
Jch hoͤre die Voͤgel; ich ſehe die Waͤlder; Jch fuͤle das Spielen der kuͤlenden Luft; Jch rieche der Bluͤhte Balſamiſchen Duft; Jch ſchmecke die Fruͤchte. Die fruchtbaren Felder; Die glaͤnzenden Wieſen; das funkelnde Naß Der thauigten Tropfen; das wallende Gras Voll lieblicher Bluhmen; das ſanfte Geziſche Der mancherley lieblich beblaͤtterten Buͤſche; Das murmelnde Rauſchen der rieſelnden Flut; Der zitternde Schimmer der ſilbernen Flaͤche Durch gruͤnende Felder ſich ſchlaͤnglender Baͤche; Der flammenden Sonne belebende Gluht, Die alles verherrlichet, waͤrmet und ſchmuͤcket: Dieß alles ergetzet, erqvicket, entzuͤcket Ein Auge, das GOtt in Geſchoͤpfen erſieht, Ein Ohr, das den Schoͤpfer verſtehet und hoͤret, Ein Herze, das GOtt in den Wundern verehret, Kein viehiſch, nur einzig ein Menſchlich, Gemuͤt.
Die
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Anmutige Fruͤhlings-Vorwuͤrfe.
Jch hoͤre die Voͤgel; ich ſehe die Waͤlder;
Jch fuͤle das Spielen der kuͤlenden Luft;
Jch rieche der Bluͤhte Balſamiſchen Duft;
Jch ſchmecke die Fruͤchte. Die fruchtbaren Felder;
Die glaͤnzenden Wieſen; das funkelnde Naß
Der thauigten Tropfen; das wallende Gras
Voll lieblicher Bluhmen; das ſanfte Geziſche
Der mancherley lieblich beblaͤtterten Buͤſche;
Das murmelnde Rauſchen der rieſelnden Flut;
Der zitternde Schimmer der ſilbernen Flaͤche
Durch gruͤnende Felder ſich ſchlaͤnglender Baͤche;
Der flammenden Sonne belebende Gluht,
Die alles verherrlichet, waͤrmet und ſchmuͤcket:
Dieß alles ergetzet, erqvicket, entzuͤcket
Ein Auge, das GOtt in Geſchoͤpfen erſieht,
Ein Ohr, das den Schoͤpfer verſtehet und hoͤret,
Ein Herze, das GOtt in den Wundern verehret,
Kein viehiſch, nur einzig ein Menſchlich, Gemuͤt.
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/91>, abgerufen am 12.12.2024.
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