Das umgegrab'ne Garten-Land Jst kaum besä't und wieder zugeeget; So wird nicht lang' hernach ein grünliches Gewand Darüber gleichsam hergeleget. Es drenget sich gar bald, Und gleichsam mit Gewalt, Jn einer zärtlich-grünen Zier, Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfür. Zu Anfang scheint das Grau der eb'nen Flächen, Wenn tausend Blätterchen, in stiller Emsigkeit, An allen Orten durch sie brechen, Als wär' ein grüner Staub darüber her gestreu't, Der augenscheinlich sich verdicket, Wodurch die milde Mutter sich Fast sichtbarlich Mit einem grünen Sammet schmücket. Man sieht zugleich an ihnen mit Vergnügen Der Ordnung Zier, die schönen Farben, an. Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat, Kreß, Rettig, Petersill, Salat, Bey einem warm- und feuchten Frühling-Wetter Ganz unvermerkt die kleinen Blätter. Die meisten sieht man Wunder-schön Jn langen Linien in schön'ster Ordnung stehn.
Durch so gerade Zierlichkeit Wird man nicht weniger, als durch die Farb', erfreut. Man sieht zugleich an ihnen mit Ergetzen Die Ordnung, Zier und schönen Farben an, Zusamt dem Unterschied der Bildungen. Es kann
Ein
Der Kuͤchen-Garte im Fruͤhlinge.
Das umgegrab’ne Garten-Land Jſt kaum beſaͤ’t und wieder zugeeget; So wird nicht lang’ hernach ein gruͤnliches Gewand Daruͤber gleichſam hergeleget. Es drenget ſich gar bald, Und gleichſam mit Gewalt, Jn einer zaͤrtlich-gruͤnen Zier, Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfuͤr. Zu Anfang ſcheint das Grau der eb’nen Flaͤchen, Wenn tauſend Blaͤtterchen, in ſtiller Emſigkeit, An allen Orten durch ſie brechen, Als waͤr’ ein gruͤner Staub daruͤber her geſtreu’t, Der augenſcheinlich ſich verdicket, Wodurch die milde Mutter ſich Faſt ſichtbarlich Mit einem gruͤnen Sammet ſchmuͤcket. Man ſieht zugleich an ihnen mit Vergnuͤgen Der Ordnung Zier, die ſchoͤnen Farben, an. Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat, Kreß, Rettig, Peterſill, Salat, Bey einem warm- und feuchten Fruͤhling-Wetter Ganz unvermerkt die kleinen Blaͤtter. Die meiſten ſieht man Wunder-ſchoͤn Jn langen Linien in ſchoͤn’ſter Ordnung ſtehn.
Durch ſo gerade Zierlichkeit Wird man nicht weniger, als durch die Farb’, erfreut. Man ſieht zugleich an ihnen mit Ergetzen Die Ordnung, Zier und ſchoͤnen Farben an, Zuſamt dem Unterſchied der Bildungen. Es kann
Ein
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0086"n="50"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Der<lb/>
Kuͤchen-Garte im Fruͤhlinge.</hi></head><lb/><lgn="13"><l><hirendition="#in">D</hi>as umgegrab’ne Garten-Land</l><lb/><l>Jſt kaum beſaͤ’t und wieder zugeeget;</l><lb/><l>So wird nicht lang’ hernach ein gruͤnliches Gewand</l><lb/><l>Daruͤber gleichſam hergeleget.</l><lb/><l>Es drenget ſich gar bald,</l><lb/><l>Und gleichſam mit Gewalt,</l><lb/><l>Jn einer zaͤrtlich-gruͤnen Zier,</l><lb/><l>Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfuͤr.</l><lb/><l>Zu Anfang ſcheint das Grau der eb’nen Flaͤchen,</l><lb/><l>Wenn tauſend Blaͤtterchen, in ſtiller Emſigkeit,</l><lb/><l>An allen Orten durch ſie brechen,</l><lb/><l>Als waͤr’ ein gruͤner Staub daruͤber her geſtreu’t,</l><lb/><l>Der augenſcheinlich ſich verdicket,</l><lb/><l>Wodurch die milde Mutter ſich</l><lb/><l>Faſt ſichtbarlich</l><lb/><l>Mit einem gruͤnen Sammet ſchmuͤcket.</l><lb/><l>Man ſieht zugleich an ihnen mit Vergnuͤgen</l><lb/><l>Der Ordnung Zier, die ſchoͤnen Farben, an.</l><lb/><l>Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat,</l><lb/><l>Kreß, Rettig, Peterſill, Salat,</l><lb/><l>Bey einem warm- und feuchten Fruͤhling-Wetter</l><lb/><l>Ganz unvermerkt die kleinen Blaͤtter.</l><lb/><l>Die meiſten ſieht man Wunder-ſchoͤn</l><lb/><l>Jn langen Linien in ſchoͤn’ſter Ordnung ſtehn.</l></lg><lb/><lgn="14"><l>Durch ſo gerade Zierlichkeit</l><lb/><l>Wird man nicht weniger, als durch die Farb’, erfreut.</l><lb/><l>Man ſieht zugleich an ihnen mit Ergetzen</l><lb/><l>Die Ordnung, Zier und ſchoͤnen Farben an,</l><lb/><l>Zuſamt dem Unterſchied der Bildungen. Es kann</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Ein</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[50/0086]
Der
Kuͤchen-Garte im Fruͤhlinge.
Das umgegrab’ne Garten-Land
Jſt kaum beſaͤ’t und wieder zugeeget;
So wird nicht lang’ hernach ein gruͤnliches Gewand
Daruͤber gleichſam hergeleget.
Es drenget ſich gar bald,
Und gleichſam mit Gewalt,
Jn einer zaͤrtlich-gruͤnen Zier,
Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfuͤr.
Zu Anfang ſcheint das Grau der eb’nen Flaͤchen,
Wenn tauſend Blaͤtterchen, in ſtiller Emſigkeit,
An allen Orten durch ſie brechen,
Als waͤr’ ein gruͤner Staub daruͤber her geſtreu’t,
Der augenſcheinlich ſich verdicket,
Wodurch die milde Mutter ſich
Faſt ſichtbarlich
Mit einem gruͤnen Sammet ſchmuͤcket.
Man ſieht zugleich an ihnen mit Vergnuͤgen
Der Ordnung Zier, die ſchoͤnen Farben, an.
Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat,
Kreß, Rettig, Peterſill, Salat,
Bey einem warm- und feuchten Fruͤhling-Wetter
Ganz unvermerkt die kleinen Blaͤtter.
Die meiſten ſieht man Wunder-ſchoͤn
Jn langen Linien in ſchoͤn’ſter Ordnung ſtehn.
Durch ſo gerade Zierlichkeit
Wird man nicht weniger, als durch die Farb’, erfreut.
Man ſieht zugleich an ihnen mit Ergetzen
Die Ordnung, Zier und ſchoͤnen Farben an,
Zuſamt dem Unterſchied der Bildungen. Es kann
Ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/86>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.