Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Der
Küchen-Garte im Frühlinge.
Das umgegrab'ne Garten-Land
Jst kaum besä't und wieder zugeeget;
So wird nicht lang' hernach ein grünliches Gewand
Darüber gleichsam hergeleget.
Es drenget sich gar bald,
Und gleichsam mit Gewalt,
Jn einer zärtlich-grünen Zier,
Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfür.
Zu Anfang scheint das Grau der eb'nen Flächen,
Wenn tausend Blätterchen, in stiller Emsigkeit,
An allen Orten durch sie brechen,
Als wär' ein grüner Staub darüber her gestreu't,
Der augenscheinlich sich verdicket,
Wodurch die milde Mutter sich
Fast sichtbarlich
Mit einem grünen Sammet schmücket.
Man sieht zugleich an ihnen mit Vergnügen
Der Ordnung Zier, die schönen Farben, an.
Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat,
Kreß, Rettig, Petersill, Salat,
Bey einem warm- und feuchten Frühling-Wetter
Ganz unvermerkt die kleinen Blätter.
Die meisten sieht man Wunder-schön
Jn langen Linien in schön'ster Ordnung stehn.
Durch so gerade Zierlichkeit
Wird man nicht weniger, als durch die Farb', erfreut.
Man sieht zugleich an ihnen mit Ergetzen
Die Ordnung, Zier und schönen Farben an,
Zusamt dem Unterschied der Bildungen. Es kann

Ein
Der
Kuͤchen-Garte im Fruͤhlinge.
Das umgegrab’ne Garten-Land
Jſt kaum beſaͤ’t und wieder zugeeget;
So wird nicht lang’ hernach ein gruͤnliches Gewand
Daruͤber gleichſam hergeleget.
Es drenget ſich gar bald,
Und gleichſam mit Gewalt,
Jn einer zaͤrtlich-gruͤnen Zier,
Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfuͤr.
Zu Anfang ſcheint das Grau der eb’nen Flaͤchen,
Wenn tauſend Blaͤtterchen, in ſtiller Emſigkeit,
An allen Orten durch ſie brechen,
Als waͤr’ ein gruͤner Staub daruͤber her geſtreu’t,
Der augenſcheinlich ſich verdicket,
Wodurch die milde Mutter ſich
Faſt ſichtbarlich
Mit einem gruͤnen Sammet ſchmuͤcket.
Man ſieht zugleich an ihnen mit Vergnuͤgen
Der Ordnung Zier, die ſchoͤnen Farben, an.
Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat,
Kreß, Rettig, Peterſill, Salat,
Bey einem warm- und feuchten Fruͤhling-Wetter
Ganz unvermerkt die kleinen Blaͤtter.
Die meiſten ſieht man Wunder-ſchoͤn
Jn langen Linien in ſchoͤn’ſter Ordnung ſtehn.
Durch ſo gerade Zierlichkeit
Wird man nicht weniger, als durch die Farb’, erfreut.
Man ſieht zugleich an ihnen mit Ergetzen
Die Ordnung, Zier und ſchoͤnen Farben an,
Zuſamt dem Unterſchied der Bildungen. Es kann

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0086" n="50"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der<lb/>
Ku&#x0364;chen-Garte im Fru&#x0364;hlinge.</hi> </head><lb/>
          <lg n="13">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>as umgegrab&#x2019;ne Garten-Land</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t kaum be&#x017F;a&#x0364;&#x2019;t und wieder zugeeget;</l><lb/>
            <l>So wird nicht lang&#x2019; hernach ein gru&#x0364;nliches Gewand</l><lb/>
            <l>Daru&#x0364;ber gleich&#x017F;am hergeleget.</l><lb/>
            <l>Es drenget &#x017F;ich gar bald,</l><lb/>
            <l>Und gleich&#x017F;am mit Gewalt,</l><lb/>
            <l>Jn einer za&#x0364;rtlich-gru&#x0364;nen Zier,</l><lb/>
            <l>Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfu&#x0364;r.</l><lb/>
            <l>Zu Anfang &#x017F;cheint das Grau der eb&#x2019;nen Fla&#x0364;chen,</l><lb/>
            <l>Wenn tau&#x017F;end Bla&#x0364;tterchen, in &#x017F;tiller Em&#x017F;igkeit,</l><lb/>
            <l>An allen Orten durch &#x017F;ie brechen,</l><lb/>
            <l>Als wa&#x0364;r&#x2019; ein gru&#x0364;ner Staub daru&#x0364;ber her ge&#x017F;treu&#x2019;t,</l><lb/>
            <l>Der augen&#x017F;cheinlich &#x017F;ich verdicket,</l><lb/>
            <l>Wodurch die milde Mutter &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t &#x017F;ichtbarlich</l><lb/>
            <l>Mit einem gru&#x0364;nen Sammet &#x017F;chmu&#x0364;cket.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ieht zugleich an ihnen mit Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
            <l>Der Ordnung Zier, die &#x017F;cho&#x0364;nen Farben, an.</l><lb/>
            <l>Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat,</l><lb/>
            <l>Kreß, Rettig, Peter&#x017F;ill, Salat,</l><lb/>
            <l>Bey einem warm- und feuchten Fru&#x0364;hling-Wetter</l><lb/>
            <l>Ganz unvermerkt die kleinen Bla&#x0364;tter.</l><lb/>
            <l>Die mei&#x017F;ten &#x017F;ieht man Wunder-&#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Jn langen Linien in &#x017F;cho&#x0364;n&#x2019;&#x017F;ter Ordnung &#x017F;tehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>Durch &#x017F;o gerade Zierlichkeit</l><lb/>
            <l>Wird man nicht weniger, als durch die Farb&#x2019;, erfreut.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ieht zugleich an ihnen mit Ergetzen</l><lb/>
            <l>Die Ordnung, Zier und &#x017F;cho&#x0364;nen Farben an,</l><lb/>
            <l>Zu&#x017F;amt dem Unter&#x017F;chied der Bildungen. Es kann</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0086] Der Kuͤchen-Garte im Fruͤhlinge. Das umgegrab’ne Garten-Land Jſt kaum beſaͤ’t und wieder zugeeget; So wird nicht lang’ hernach ein gruͤnliches Gewand Daruͤber gleichſam hergeleget. Es drenget ſich gar bald, Und gleichſam mit Gewalt, Jn einer zaͤrtlich-gruͤnen Zier, Durch dunkel-braunen Grund, ein zartes Kraut herfuͤr. Zu Anfang ſcheint das Grau der eb’nen Flaͤchen, Wenn tauſend Blaͤtterchen, in ſtiller Emſigkeit, An allen Orten durch ſie brechen, Als waͤr’ ein gruͤner Staub daruͤber her geſtreu’t, Der augenſcheinlich ſich verdicket, Wodurch die milde Mutter ſich Faſt ſichtbarlich Mit einem gruͤnen Sammet ſchmuͤcket. Man ſieht zugleich an ihnen mit Vergnuͤgen Der Ordnung Zier, die ſchoͤnen Farben, an. Es zeiget Saurampf, Kol, Spinat, Kreß, Rettig, Peterſill, Salat, Bey einem warm- und feuchten Fruͤhling-Wetter Ganz unvermerkt die kleinen Blaͤtter. Die meiſten ſieht man Wunder-ſchoͤn Jn langen Linien in ſchoͤn’ſter Ordnung ſtehn. Durch ſo gerade Zierlichkeit Wird man nicht weniger, als durch die Farb’, erfreut. Man ſieht zugleich an ihnen mit Ergetzen Die Ordnung, Zier und ſchoͤnen Farben an, Zuſamt dem Unterſchied der Bildungen. Es kann Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/86
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/86>, abgerufen am 22.12.2024.