Der Grund, der hinter ihrer Pracht, Und sie um desto schöner macht, Jst hier das reine Blau der Luft, Das wie ein funkelnder Sapphir voll Glanz und Licht Durch die so zart- und klaren Blätter bricht, Und eben durch die Dunkelheit Der frischen Blätter Lieblichkeit Um desto mehr erhöht, Jnzwischen daß an einem andern Ort Der Blätter gelbe Klarheit dort An einer hellen Wolk' in güld'nem Felde steht. Hier sticht ein dunkles Grün vom gelblicht-Grünen ab, Ein helles nimmt sich dort hingegen schöner aus, Weil ein verdunkelt Grün, Damit es so viel heller schien, Jhm gleichsam eine Fulge gab. Die Büsche scheinen nun hiedurch noch eins so kraus, Noch eins so Blätter-reich. Nicht minder nimmt der Wald Durch diesen Unterscheid Vom grünen Licht' und grüner Dunkelheit Die allerlieblichste Gestalt.
Ach liebster GOtt! wie funkelt, glänzet, Wie prangt und glüht die grüne Welt, Wenn auf das Laub, das sie bekränzet, Das güld'ne Licht des Himmels fällt! Wenn auf das Grün der jungen Blätter Der Sonne himmlisch Feuer stral't; So schein't in einem heitern Wetter Das Paradis selbst abgemahl't.
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Der Grund, der hinter ihrer Pracht, Und ſie um deſto ſchoͤner macht, Jſt hier das reine Blau der Luft, Das wie ein funkelnder Sapphir voll Glanz und Licht Durch die ſo zart- und klaren Blaͤtter bricht, Und eben durch die Dunkelheit Der friſchen Blaͤtter Lieblichkeit Um deſto mehr erhoͤht, Jnzwiſchen daß an einem andern Ort Der Blaͤtter gelbe Klarheit dort An einer hellen Wolk’ in guͤld’nem Felde ſteht. Hier ſticht ein dunkles Gruͤn vom gelblicht-Gruͤnen ab, Ein helles nimmt ſich dort hingegen ſchoͤner aus, Weil ein verdunkelt Gruͤn, Damit es ſo viel heller ſchien, Jhm gleichſam eine Fulge gab. Die Buͤſche ſcheinen nun hiedurch noch eins ſo kraus, Noch eins ſo Blaͤtter-reich. Nicht minder nimmt der Wald Durch dieſen Unterſcheid Vom gruͤnen Licht’ und gruͤner Dunkelheit Die allerlieblichſte Geſtalt.
Ach liebſter GOtt! wie funkelt, glaͤnzet, Wie prangt und gluͤht die gruͤne Welt, Wenn auf das Laub, das ſie bekraͤnzet, Das guͤld’ne Licht des Himmels faͤllt! Wenn auf das Gruͤn der jungen Blaͤtter Der Sonne himmliſch Feuer ſtral’t; So ſchein’t in einem heitern Wetter Das Paradis ſelbſt abgemahl’t.
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Der Grund, der hinter ihrer Pracht,</l><lb/><l>Und ſie um deſto ſchoͤner macht,</l><lb/><l>Jſt hier das reine Blau der Luft,</l><lb/><l>Das wie ein funkelnder Sapphir voll Glanz und Licht</l><lb/><l>Durch die ſo zart- und klaren Blaͤtter bricht,</l><lb/><l>Und eben durch die Dunkelheit</l><lb/><l>Der friſchen Blaͤtter Lieblichkeit</l><lb/><l>Um deſto mehr erhoͤht,</l><lb/><l>Jnzwiſchen daß an einem andern Ort</l><lb/><l>Der Blaͤtter gelbe Klarheit dort</l><lb/><l>An einer hellen Wolk’ in guͤld’nem Felde ſteht.</l><lb/><l>Hier ſticht ein dunkles Gruͤn vom gelblicht-Gruͤnen ab,</l><lb/><l>Ein helles nimmt ſich dort hingegen ſchoͤner aus,</l><lb/><l>Weil ein verdunkelt Gruͤn,</l><lb/><l>Damit es ſo viel heller ſchien,</l><lb/><l>Jhm gleichſam eine Fulge gab.</l><lb/><l>Die Buͤſche ſcheinen nun hiedurch noch eins ſo kraus,</l><lb/><l>Noch eins ſo Blaͤtter-reich. Nicht minder nimmt der Wald</l><lb/><l>Durch dieſen Unterſcheid</l><lb/><l>Vom gruͤnen Licht’ und gruͤner Dunkelheit</l><lb/><l>Die allerlieblichſte Geſtalt.</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Ach liebſter GOtt! wie funkelt, glaͤnzet,</l><lb/><l>Wie prangt und gluͤht die gruͤne Welt,</l><lb/><l>Wenn auf das Laub, das ſie bekraͤnzet,</l><lb/><l>Das guͤld’ne Licht des Himmels faͤllt!</l><lb/><l>Wenn auf das Gruͤn der jungen Blaͤtter</l><lb/><l>Der Sonne himmliſch Feuer ſtral’t;</l><lb/><l>So ſchein’t in einem heitern Wetter</l><lb/><l>Das Paradis ſelbſt abgemahl’t.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">B 4</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Bluͤ-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
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Der Grund, der hinter ihrer Pracht,
Und ſie um deſto ſchoͤner macht,
Jſt hier das reine Blau der Luft,
Das wie ein funkelnder Sapphir voll Glanz und Licht
Durch die ſo zart- und klaren Blaͤtter bricht,
Und eben durch die Dunkelheit
Der friſchen Blaͤtter Lieblichkeit
Um deſto mehr erhoͤht,
Jnzwiſchen daß an einem andern Ort
Der Blaͤtter gelbe Klarheit dort
An einer hellen Wolk’ in guͤld’nem Felde ſteht.
Hier ſticht ein dunkles Gruͤn vom gelblicht-Gruͤnen ab,
Ein helles nimmt ſich dort hingegen ſchoͤner aus,
Weil ein verdunkelt Gruͤn,
Damit es ſo viel heller ſchien,
Jhm gleichſam eine Fulge gab.
Die Buͤſche ſcheinen nun hiedurch noch eins ſo kraus,
Noch eins ſo Blaͤtter-reich. Nicht minder nimmt der Wald
Durch dieſen Unterſcheid
Vom gruͤnen Licht’ und gruͤner Dunkelheit
Die allerlieblichſte Geſtalt.
Ach liebſter GOtt! wie funkelt, glaͤnzet,
Wie prangt und gluͤht die gruͤne Welt,
Wenn auf das Laub, das ſie bekraͤnzet,
Das guͤld’ne Licht des Himmels faͤllt!
Wenn auf das Gruͤn der jungen Blaͤtter
Der Sonne himmliſch Feuer ſtral’t;
So ſchein’t in einem heitern Wetter
Das Paradis ſelbſt abgemahl’t.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/59>, abgerufen am 09.01.2025.
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