Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.December. Der rauhe, frostige, doch fröhliche DecemberVertreibet itzt den schlackrigen November, Und zeigt im Sturm und Frost, daß, wenn ein Unfall da, Die Hülfe mehrenteils auch wieder nah. Die Erde, so bisher sich von der Sonne wandt, Wodurch denn Nebel, Frost und Traurigkeit entstand, Verändert ihren Gang in diesem Monat wieder, Und dreht sich allgemach zur Sonne wieder hin. Ach singe, liebster Mensch, mit Andacht-vollem Sinn Dem GOtt, Der dieses wirk't, in Demut frohe Lieder, Der, nebst viel tausenden, auch uns're Sonn' und Welt Jn solch unwandelbar- und fester Ordnung hält, Daß schon viel tausend Jahr Kein einzigs um ein Hat Aus seinen Schranken geht! Betrachte doch mit redlichem Gemüte Des Schöpfers väterliche Güte, Da, wenn in dieser rauhen Zeit Die Luft von Frost erstarr't, das Land beschneit; Er dir nicht nur die Gluht, den wilden Frost zu lindern, Nein, auch denselbigen zu mindern, So vieles Pelzwerk, mildreich schenkt, Darin Er eine Kraft, die wärmend ist, gesenkt. Jn diesem Monat düngt und pfleg't man noch die Felder, Wenn es der Frost erlaubt. Die Zäune bessert man, behaut die dicken Wälder, Und
December. Der rauhe, froſtige, doch froͤhliche DecemberVertreibet itzt den ſchlackrigen November, Und zeigt im Sturm und Froſt, daß, wenn ein Unfall da, Die Huͤlfe mehrenteils auch wieder nah. Die Erde, ſo bisher ſich von der Sonne wandt, Wodurch denn Nebel, Froſt und Traurigkeit entſtand, Veraͤndert ihren Gang in dieſem Monat wieder, Und dreht ſich allgemach zur Sonne wieder hin. Ach ſinge, liebſter Menſch, mit Andacht-vollem Sinn Dem GOtt, Der dieſes wirk’t, in Demut frohe Lieder, Der, nebſt viel tauſenden, auch unſ’re Sonn’ und Welt Jn ſolch unwandelbar- und feſter Ordnung haͤlt, Daß ſchon viel tauſend Jahr Kein einzigs um ein Hat Aus ſeinen Schranken geht! Betrachte doch mit redlichem Gemuͤte Des Schoͤpfers vaͤterliche Guͤte, Da, wenn in dieſer rauhen Zeit Die Luft von Froſt erſtarr’t, das Land beſchneit; Er dir nicht nur die Gluht, den wilden Froſt zu lindern, Nein, auch denſelbigen zu mindern, So vieles Pelzwerk, mildreich ſchenkt, Darin Er eine Kraft, die waͤrmend iſt, geſenkt. Jn dieſem Monat duͤngt und pfleg’t man noch die Felder, Wenn es der Froſt erlaubt. Die Zaͤune beſſert man, behaut die dicken Waͤlder, Und
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December.
Der rauhe, froſtige, doch froͤhliche December
Vertreibet itzt den ſchlackrigen November,
Und zeigt im Sturm und Froſt, daß, wenn ein Unfall da,
Die Huͤlfe mehrenteils auch wieder nah.
Die Erde, ſo bisher ſich von der Sonne wandt,
Wodurch denn Nebel, Froſt und Traurigkeit entſtand,
Veraͤndert ihren Gang in dieſem Monat wieder,
Und dreht ſich allgemach zur Sonne wieder hin.
Ach ſinge, liebſter Menſch, mit Andacht-vollem Sinn
Dem GOtt, Der dieſes wirk’t, in Demut frohe Lieder,
Der, nebſt viel tauſenden, auch unſ’re Sonn’ und Welt
Jn ſolch unwandelbar- und feſter Ordnung haͤlt,
Daß ſchon viel tauſend Jahr
Kein einzigs um ein Hat
Aus ſeinen Schranken geht!
Betrachte doch mit redlichem Gemuͤte
Des Schoͤpfers vaͤterliche Guͤte,
Da, wenn in dieſer rauhen Zeit
Die Luft von Froſt erſtarr’t, das Land beſchneit;
Er dir nicht nur die Gluht, den wilden Froſt zu lindern,
Nein, auch denſelbigen zu mindern,
So vieles Pelzwerk, mildreich ſchenkt,
Darin Er eine Kraft, die waͤrmend iſt, geſenkt.
Jn dieſem Monat duͤngt und pfleg’t man noch die Felder,
Wenn es der Froſt erlaubt.
Die Zaͤune beſſert man, behaut die dicken Waͤlder,
Und
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