Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite

An ein allgegenwärt'ges Wesen,
Dem aller Himmel, Himmel Kräfte,
Ja selbst der Abgrund, unterthan!
Ach gib, o grosses All, daß ich
Oft Deine weisen Wege fasse!
Ach gib, daß ich mich bloß auf Dich
Und Deine Lieb' allein verlasse!
Gib, was mir nützlich ist, nicht, was mir nützlich scheinet!
Nicht ich, nur Du allein
Erkennest, was mir gut. Drum bitt' ich, HErr! behüte,
Durch Deine mächtige, durch Deine weise Güte
Mich selbst für das, was ich begehre,
Wenn es mir schädlich wäre!

Hierauf nun will ich mich anitzo wieder
Zum Endzweck dieser meiner Lieder,
Zum Loben und zum Danken, kehren,
Und GOtt für so viel Gut's, das ich empfangen, ehren.
GOtt Lob! dieß Jahr ist abermal
Ein Segens-Jahr für mich gewesen.
Jch war zwar einmal krank; allein ich bin genesen.
Du heiltest mich, o HErr. Ohn' End' und sonder Zal
Sind Deine Wunder-Werk' und Deiner Gnaden Gaben,
Die alle Meinige nebst mir empfangen haben.
Mein GOtt, wie manche Viertel-Stunde,
Wie manche flüchtige Secunde
Verfliesst in einem Jahr, worin ein Ungelück
Mir und den Meinen schaden können!
Du aber schütztest uns in jedem Augenblick,
Und hast uns lauter Glück und Segen wollen gönnen.

Du

An ein allgegenwaͤrt’ges Weſen,
Dem aller Himmel, Himmel Kraͤfte,
Ja ſelbſt der Abgrund, unterthan!
Ach gib, o groſſes All, daß ich
Oft Deine weiſen Wege faſſe!
Ach gib, daß ich mich bloß auf Dich
Und Deine Lieb’ allein verlaſſe!
Gib, was mir nuͤtzlich iſt, nicht, was mir nuͤtzlich ſcheinet!
Nicht ich, nur Du allein
Erkenneſt, was mir gut. Drum bitt’ ich, HErr! behuͤte,
Durch Deine maͤchtige, durch Deine weiſe Guͤte
Mich ſelbſt fuͤr das, was ich begehre,
Wenn es mir ſchaͤdlich waͤre!

Hierauf nun will ich mich anitzo wieder
Zum Endzweck dieſer meiner Lieder,
Zum Loben und zum Danken, kehren,
Und GOtt fuͤr ſo viel Gut’s, das ich empfangen, ehren.
GOtt Lob! dieß Jahr iſt abermal
Ein Segens-Jahr fuͤr mich geweſen.
Jch war zwar einmal krank; allein ich bin geneſen.
Du heilteſt mich, o HErr. Ohn’ End’ und ſonder Zal
Sind Deine Wunder-Werk’ und Deiner Gnaden Gaben,
Die alle Meinige nebſt mir empfangen haben.
Mein GOtt, wie manche Viertel-Stunde,
Wie manche fluͤchtige Secunde
Verflieſſt in einem Jahr, worin ein Ungeluͤck
Mir und den Meinen ſchaden koͤnnen!
Du aber ſchuͤtzteſt uns in jedem Augenblick,
Und haſt uns lauter Gluͤck und Segen wollen goͤnnen.

Du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="56">
            <l><pb facs="#f0500" n="464"/>
An ein allgegenwa&#x0364;rt&#x2019;ges We&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Dem aller Himmel, Himmel Kra&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>Ja &#x017F;elb&#x017F;t der Abgrund, unterthan!</l><lb/>
            <l>Ach gib, o gro&#x017F;&#x017F;es All, daß ich</l><lb/>
            <l>Oft Deine wei&#x017F;en Wege fa&#x017F;&#x017F;e!</l><lb/>
            <l>Ach gib, daß ich mich bloß auf Dich</l><lb/>
            <l>Und Deine Lieb&#x2019; allein verla&#x017F;&#x017F;e!</l><lb/>
            <l>Gib, was mir nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t, nicht, was mir nu&#x0364;tzlich &#x017F;cheinet!</l><lb/>
            <l>Nicht ich, nur Du allein</l><lb/>
            <l>Erkenne&#x017F;t, was mir gut. Drum bitt&#x2019; ich, HErr! behu&#x0364;te,</l><lb/>
            <l>Durch Deine ma&#x0364;chtige, durch Deine wei&#x017F;e Gu&#x0364;te</l><lb/>
            <l>Mich &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r das, was ich begehre,</l><lb/>
            <l>Wenn es mir &#x017F;cha&#x0364;dlich wa&#x0364;re!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="57">
            <l>Hierauf nun will ich mich anitzo wieder</l><lb/>
            <l>Zum Endzweck die&#x017F;er meiner Lieder,</l><lb/>
            <l>Zum Loben und zum Danken, kehren,</l><lb/>
            <l>Und GOtt fu&#x0364;r &#x017F;o viel Gut&#x2019;s, das ich empfangen, ehren.</l><lb/>
            <l>GOtt Lob! dieß Jahr i&#x017F;t abermal</l><lb/>
            <l>Ein Segens-Jahr fu&#x0364;r mich gewe&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Jch war zwar einmal krank; allein ich bin gene&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Du heilte&#x017F;t mich, o HErr. Ohn&#x2019; End&#x2019; und &#x017F;onder Zal</l><lb/>
            <l>Sind Deine Wunder-Werk&#x2019; und Deiner Gnaden Gaben,</l><lb/>
            <l>Die alle Meinige neb&#x017F;t mir empfangen haben.</l><lb/>
            <l>Mein GOtt, wie manche Viertel-Stunde,</l><lb/>
            <l>Wie manche flu&#x0364;chtige Secunde</l><lb/>
            <l>Verflie&#x017F;&#x017F;t in einem Jahr, worin ein Ungelu&#x0364;ck</l><lb/>
            <l>Mir und den Meinen &#x017F;chaden ko&#x0364;nnen!</l><lb/>
            <l>Du aber &#x017F;chu&#x0364;tzte&#x017F;t uns in jedem Augenblick,</l><lb/>
            <l>Und ha&#x017F;t uns lauter Glu&#x0364;ck und Segen wollen go&#x0364;nnen.</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0500] An ein allgegenwaͤrt’ges Weſen, Dem aller Himmel, Himmel Kraͤfte, Ja ſelbſt der Abgrund, unterthan! Ach gib, o groſſes All, daß ich Oft Deine weiſen Wege faſſe! Ach gib, daß ich mich bloß auf Dich Und Deine Lieb’ allein verlaſſe! Gib, was mir nuͤtzlich iſt, nicht, was mir nuͤtzlich ſcheinet! Nicht ich, nur Du allein Erkenneſt, was mir gut. Drum bitt’ ich, HErr! behuͤte, Durch Deine maͤchtige, durch Deine weiſe Guͤte Mich ſelbſt fuͤr das, was ich begehre, Wenn es mir ſchaͤdlich waͤre! Hierauf nun will ich mich anitzo wieder Zum Endzweck dieſer meiner Lieder, Zum Loben und zum Danken, kehren, Und GOtt fuͤr ſo viel Gut’s, das ich empfangen, ehren. GOtt Lob! dieß Jahr iſt abermal Ein Segens-Jahr fuͤr mich geweſen. Jch war zwar einmal krank; allein ich bin geneſen. Du heilteſt mich, o HErr. Ohn’ End’ und ſonder Zal Sind Deine Wunder-Werk’ und Deiner Gnaden Gaben, Die alle Meinige nebſt mir empfangen haben. Mein GOtt, wie manche Viertel-Stunde, Wie manche fluͤchtige Secunde Verflieſſt in einem Jahr, worin ein Ungeluͤck Mir und den Meinen ſchaden koͤnnen! Du aber ſchuͤtzteſt uns in jedem Augenblick, Und haſt uns lauter Gluͤck und Segen wollen goͤnnen. Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/500
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/500>, abgerufen am 25.11.2024.