Die durch die Betrachtung des Menschlichen Nichts verherrlichte Grösse GOttes. Auf das Neu-Jahr 1725.
Es drehet sich nunmehr der Erden starre Fläche, Die von der Qvell des Lichts bisher gewichen war, Der Sonne wieder zu. Es fängt ein Neues Jahr, GOtt gebe glücklich! an. Jch denke, schreib' und spreche Mit Lust zu dieser Zeit von Dessen Wunder-Macht, Der aller Himmel Heer aus Nichts hervor gebracht, Der sie beweg't, beleb't, versorg't, erhält, regieret, Der sie unwandelbar, in stiller Majestät, Jn einer regen Ruh' und solcher Ordnung führet; Daß keines, um ein Har, aus seinen Schranken geht. Die Ordnung, voller Macht und Weisheit, zwinget mich, Die Ordnungen, die auch im Jrdischen sich weisen, Mit Demuts-voller Lust zu loben und zu preisen, Als welche gar zu hoch und zu verwunderlich.
Unendlich-grosser GOtt und Schöpfer, HErr der Tage, Du Kreis und Mittel-Punct der Zeit! Du hell- und dunk'le Qvell der tiefen Ewigkeit, Vernimm mit Vater-Huld, was ich, Dein Kind, Von Deinen lieblichen und weisen Wegen sage, Die unerforschlich zwar und unbegreiflich sind, Die sich vom Menschlichen Verstande zwar nicht fassen, Und nicht ergrüblen; nein, nur bloß bewundern, lassen.
Mich
Die durch die Betrachtung des Menſchlichen Nichts verherrlichte Groͤſſe GOttes. Auf das Neu-Jahr 1725.
Es drehet ſich nunmehr der Erden ſtarre Flaͤche, Die von der Qvell des Lichts bisher gewichen war, Der Sonne wieder zu. Es faͤngt ein Neues Jahr, GOtt gebe gluͤcklich! an. Jch denke, ſchreib’ und ſpreche Mit Luſt zu dieſer Zeit von Deſſen Wunder-Macht, Der aller Himmel Heer aus Nichts hervor gebracht, Der ſie beweg’t, beleb’t, verſorg’t, erhaͤlt, regieret, Der ſie unwandelbar, in ſtiller Majeſtaͤt, Jn einer regen Ruh’ und ſolcher Ordnung fuͤhret; Daß keines, um ein Har, aus ſeinen Schranken geht. Die Ordnung, voller Macht und Weiſheit, zwinget mich, Die Ordnungen, die auch im Jrdiſchen ſich weiſen, Mit Demuts-voller Luſt zu loben und zu preiſen, Als welche gar zu hoch und zu verwunderlich.
Unendlich-groſſer GOtt und Schoͤpfer, HErr der Tage, Du Kreis und Mittel-Punct der Zeit! Du hell- und dunk’le Qvell der tiefen Ewigkeit, Vernimm mit Vater-Huld, was ich, Dein Kind, Von Deinen lieblichen und weiſen Wegen ſage, Die unerforſchlich zwar und unbegreiflich ſind, Die ſich vom Menſchlichen Verſtande zwar nicht faſſen, Und nicht ergruͤblen; nein, nur bloß bewundern, laſſen.
Mich
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Die durch die Betrachtung des
Menſchlichen Nichts
verherrlichte Groͤſſe GOttes.
Auf das Neu-Jahr 1725.
Es drehet ſich nunmehr der Erden ſtarre Flaͤche,
Die von der Qvell des Lichts bisher gewichen war,
Der Sonne wieder zu. Es faͤngt ein Neues Jahr,
GOtt gebe gluͤcklich! an. Jch denke, ſchreib’ und ſpreche
Mit Luſt zu dieſer Zeit von Deſſen Wunder-Macht,
Der aller Himmel Heer aus Nichts hervor gebracht,
Der ſie beweg’t, beleb’t, verſorg’t, erhaͤlt, regieret,
Der ſie unwandelbar, in ſtiller Majeſtaͤt,
Jn einer regen Ruh’ und ſolcher Ordnung fuͤhret;
Daß keines, um ein Har, aus ſeinen Schranken geht.
Die Ordnung, voller Macht und Weiſheit, zwinget mich,
Die Ordnungen, die auch im Jrdiſchen ſich weiſen,
Mit Demuts-voller Luſt zu loben und zu preiſen,
Als welche gar zu hoch und zu verwunderlich.
Unendlich-groſſer GOtt und Schoͤpfer, HErr der Tage,
Du Kreis und Mittel-Punct der Zeit!
Du hell- und dunk’le Qvell der tiefen Ewigkeit,
Vernimm mit Vater-Huld, was ich, Dein Kind,
Von Deinen lieblichen und weiſen Wegen ſage,
Die unerforſchlich zwar und unbegreiflich ſind,
Die ſich vom Menſchlichen Verſtande zwar nicht faſſen,
Und nicht ergruͤblen; nein, nur bloß bewundern, laſſen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/476>, abgerufen am 16.02.2025.
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