Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Es soll ein jeglicher, umringt von sich'rer Ruh', Ach Hamburg, merke drauf! was sagest du hiezu? Hat es im vor'gen Jahr von dem, was ich erzälet, An einem Guten dir gefelet? Hat sich nicht über dich der Segen recht ergossen? Es ist der Länder Mark dir gleichsam zugeflossen. Wenn manchen schönen Ort im abgewich'nen Jahr Die ungeheuren Flammen frassen; So haben wir, GOtt Lob! in unsern Strassen Den Anfang kaum der drohenden Gefahr, Und unverletzt, erblickt. Ein fürchterlicher Rauch Erfüllete zwar unser Raht-Haus auch; Allein, durch GOttes Huld und väterliches Lieben, Jst es beym Rauch' allein (nur Jhm sey Dank!) geblieben. Das ängstende Geschwirr der wilden Kriegs-Posaunen, Das mördliche Gebrüll verheerender Carthaunen Hat Luft und Erde nicht erschüttert, Der Bomben schmetternd Feu'r die Häuser nicht zersplittert; Der Minen Schwefel-Gluht sprengt' uns're Wälle nicht; Wol aber hat das süsse Friedens-Licht Mit reiner Heiterkeit, mit unbewölktem Glänzen Jn holder Ruh' Europens Grenzen Voll Segen angestral't. Der edlen Kaufmannschaft Bereicherndes Gewerb' empfing aufs neue Kraft Durch Ruh' und Sicherheit, fing an, auf allen Seiten Jn täglich wachsendem Credit sich auszubreiten, Da Pest und Furcht vorbey. Die Schwerdter, Spiess' und Degen, Die
Es ſoll ein jeglicher, umringt von ſich’rer Ruh’, Ach Hamburg, merke drauf! was ſageſt du hiezu? Hat es im vor’gen Jahr von dem, was ich erzaͤlet, An einem Guten dir gefelet? Hat ſich nicht uͤber dich der Segen recht ergoſſen? Es iſt der Laͤnder Mark dir gleichſam zugefloſſen. Wenn manchen ſchoͤnen Ort im abgewich’nen Jahr Die ungeheuren Flammen fraſſen; So haben wir, GOtt Lob! in unſern Straſſen Den Anfang kaum der drohenden Gefahr, Und unverletzt, erblickt. Ein fuͤrchterlicher Rauch Erfuͤllete zwar unſer Raht-Haus auch; Allein, durch GOttes Huld und vaͤterliches Lieben, Jſt es beym Rauch’ allein (nur Jhm ſey Dank!) geblieben. Das aͤngſtende Geſchwirr der wilden Kriegs-Poſaunen, Das moͤrdliche Gebruͤll verheerender Carthaunen Hat Luft und Erde nicht erſchuͤttert, Der Bomben ſchmetternd Feu’r die Haͤuſer nicht zerſplittert; Der Minen Schwefel-Gluht ſprengt’ unſ’re Waͤlle nicht; Wol aber hat das ſuͤſſe Friedens-Licht Mit reiner Heiterkeit, mit unbewoͤlktem Glaͤnzen Jn holder Ruh’ Europens Grenzen Voll Segen angeſtral’t. Der edlen Kaufmannſchaft Bereicherndes Gewerb’ empfing aufs neue Kraft Durch Ruh’ und Sicherheit, fing an, auf allen Seiten Jn taͤglich wachſendem Credit ſich auszubreiten, Da Peſt und Furcht vorbey. Die Schwerdter, Spieſſ’ und Degen, Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="11"> <l> <pb facs="#f0466" n="430"/> <hi rendition="#fr">Es ſoll ein jeglicher, umringt von ſich’rer Ruh’,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jn ſeines Feigen-Baums und Wein-Stocks Schatten</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et #fr">wohnen.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Ach Hamburg, merke drauf! was ſageſt du hiezu?</l><lb/> <l>Hat es im vor’gen Jahr von dem, was ich erzaͤlet,</l><lb/> <l>An einem Guten dir gefelet?</l><lb/> <l>Hat ſich nicht uͤber dich der Segen recht ergoſſen?</l><lb/> <l>Es iſt der Laͤnder Mark dir gleichſam zugefloſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Wenn manchen ſchoͤnen Ort im abgewich’nen Jahr</l><lb/> <l>Die ungeheuren Flammen fraſſen;</l><lb/> <l>So haben wir, GOtt Lob! in unſern Straſſen</l><lb/> <l>Den Anfang kaum der drohenden Gefahr,</l><lb/> <l>Und unverletzt, erblickt. Ein fuͤrchterlicher Rauch</l><lb/> <l>Erfuͤllete zwar unſer Raht-Haus auch;</l><lb/> <l>Allein, durch GOttes Huld und vaͤterliches Lieben,</l><lb/> <l>Jſt es beym Rauch’ allein (nur Jhm ſey Dank!) geblieben.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Das aͤngſtende Geſchwirr der wilden Kriegs-Poſaunen,</l><lb/> <l>Das moͤrdliche Gebruͤll verheerender Carthaunen</l><lb/> <l>Hat Luft und Erde nicht erſchuͤttert,</l><lb/> <l>Der Bomben ſchmetternd Feu’r die Haͤuſer nicht zerſplittert;</l><lb/> <l>Der Minen Schwefel-Gluht ſprengt’ unſ’re Waͤlle nicht;</l><lb/> <l>Wol aber hat das ſuͤſſe Friedens-Licht</l><lb/> <l>Mit reiner Heiterkeit, mit unbewoͤlktem Glaͤnzen</l><lb/> <l>Jn holder Ruh’ Europens Grenzen</l><lb/> <l>Voll Segen angeſtral’t. Der edlen Kaufmannſchaft</l><lb/> <l>Bereicherndes Gewerb’ empfing aufs neue Kraft</l><lb/> <l>Durch Ruh’ und Sicherheit, fing an, auf allen Seiten</l><lb/> <l>Jn taͤglich wachſendem Credit ſich auszubreiten,</l><lb/> <l>Da Peſt und Furcht vorbey. Die Schwerdter, Spieſſ’ und</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Degen,</hi> </l><lb/> <l> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [430/0466]
Es ſoll ein jeglicher, umringt von ſich’rer Ruh’,
Jn ſeines Feigen-Baums und Wein-Stocks Schatten
wohnen.
Ach Hamburg, merke drauf! was ſageſt du hiezu?
Hat es im vor’gen Jahr von dem, was ich erzaͤlet,
An einem Guten dir gefelet?
Hat ſich nicht uͤber dich der Segen recht ergoſſen?
Es iſt der Laͤnder Mark dir gleichſam zugefloſſen.
Wenn manchen ſchoͤnen Ort im abgewich’nen Jahr
Die ungeheuren Flammen fraſſen;
So haben wir, GOtt Lob! in unſern Straſſen
Den Anfang kaum der drohenden Gefahr,
Und unverletzt, erblickt. Ein fuͤrchterlicher Rauch
Erfuͤllete zwar unſer Raht-Haus auch;
Allein, durch GOttes Huld und vaͤterliches Lieben,
Jſt es beym Rauch’ allein (nur Jhm ſey Dank!) geblieben.
Das aͤngſtende Geſchwirr der wilden Kriegs-Poſaunen,
Das moͤrdliche Gebruͤll verheerender Carthaunen
Hat Luft und Erde nicht erſchuͤttert,
Der Bomben ſchmetternd Feu’r die Haͤuſer nicht zerſplittert;
Der Minen Schwefel-Gluht ſprengt’ unſ’re Waͤlle nicht;
Wol aber hat das ſuͤſſe Friedens-Licht
Mit reiner Heiterkeit, mit unbewoͤlktem Glaͤnzen
Jn holder Ruh’ Europens Grenzen
Voll Segen angeſtral’t. Der edlen Kaufmannſchaft
Bereicherndes Gewerb’ empfing aufs neue Kraft
Durch Ruh’ und Sicherheit, fing an, auf allen Seiten
Jn taͤglich wachſendem Credit ſich auszubreiten,
Da Peſt und Furcht vorbey. Die Schwerdter, Spieſſ’ und
Degen,
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |