Daß auch der Mensch es also machen solle. Denn wünschet man das ganze zu erhöhn; So muß man nicht auf Kleinigkeiten sehn.
Noch fiel uns ein: Wer auf das künftige gedenk't, Und an den Zweck, wozu das Leben uns geschenk't, Muß mit dem Jrdischen sich nicht zu sehr befassen, Muß, was vergänglich, fallen lassen, Damit man, desto mehr von dieser Erde Und aus dem Staub' hervor zu dringen, Sich fröhlich Himmel-an zu schwingen, Je mehr und mehr geschickt gemachet werde.
Wir fuhren drauf an diesem schönen Ort Mit fröhlicher Betrachtung ferner fort. Ein holder Stral der Sonne schien An mancher hocherhab'nen Stelle Auf das sonst schöne dunkel-grün, Und macht' es unvergleichlich helle. Was nicht bestralet war, ward zwar dadurch verdunkelt; Jedoch nicht häßlicher; vielmehr erhub die Schwärze Das Licht nur desto mehr. Zuweilen glänzt' und funkelt' Ein nur bestral'ter Ast, wie eine Kerze, Jn grüner Dunkelheit. Bey vielen Stämmen fiel gar oft der Sonnen-Schein Auf einen nur allein, Wodurch er bey den andern, die um ihn, Wie eine Feuer-Seule, schien.
Noch wurden wir gewahr, Daß bey den Tannen hier und dar Entlaubte Birken-Bäume stunden,
Auf
II. Theil. D d
Daß auch der Menſch es alſo machen ſolle. Denn wuͤnſchet man das ganze zu erhoͤhn; So muß man nicht auf Kleinigkeiten ſehn.
Noch fiel uns ein: Wer auf das kuͤnftige gedenk’t, Und an den Zweck, wozu das Leben uns geſchenk’t, Muß mit dem Jrdiſchen ſich nicht zu ſehr befaſſen, Muß, was vergaͤnglich, fallen laſſen, Damit man, deſto mehr von dieſer Erde Und aus dem Staub’ hervor zu dringen, Sich froͤhlich Himmel-an zu ſchwingen, Je mehr und mehr geſchickt gemachet werde.
Wir fuhren drauf an dieſem ſchoͤnen Ort Mit froͤhlicher Betrachtung ferner fort. Ein holder Stral der Sonne ſchien An mancher hocherhab’nen Stelle Auf das ſonſt ſchoͤne dunkel-gruͤn, Und macht’ es unvergleichlich helle. Was nicht beſtralet war, ward zwar dadurch verdunkelt; Jedoch nicht haͤßlicher; vielmehr erhub die Schwaͤrze Das Licht nur deſto mehr. Zuweilen glaͤnzt’ und funkelt’ Ein nur beſtral’ter Aſt, wie eine Kerze, Jn gruͤner Dunkelheit. Bey vielen Staͤmmen fiel gar oft der Sonnen-Schein Auf einen nur allein, Wodurch er bey den andern, die um ihn, Wie eine Feuer-Seule, ſchien.
Noch wurden wir gewahr, Daß bey den Tannen hier und dar Entlaubte Birken-Baͤume ſtunden,
Auf
II. Theil. D d
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="29"><l><pbfacs="#f0453"n="417"/>
Daß auch der Menſch es alſo machen ſolle.</l><lb/><l>Denn wuͤnſchet man das ganze zu erhoͤhn;</l><lb/><l>So muß man nicht auf Kleinigkeiten ſehn.</l></lg><lb/><lgn="30"><l>Noch fiel uns ein: Wer auf das kuͤnftige gedenk’t,</l><lb/><l>Und an den Zweck, wozu das Leben uns geſchenk’t,</l><lb/><l>Muß mit dem Jrdiſchen ſich nicht zu ſehr befaſſen,</l><lb/><l>Muß, was vergaͤnglich, fallen laſſen,</l><lb/><l>Damit man, deſto mehr von dieſer Erde</l><lb/><l>Und aus dem Staub’ hervor zu dringen,</l><lb/><l>Sich froͤhlich Himmel-an zu ſchwingen,</l><lb/><l>Je mehr und mehr geſchickt gemachet werde.</l></lg><lb/><lgn="31"><l>Wir fuhren drauf an dieſem ſchoͤnen Ort</l><lb/><l>Mit froͤhlicher Betrachtung ferner fort.</l><lb/><l>Ein holder Stral der Sonne ſchien</l><lb/><l>An mancher hocherhab’nen Stelle</l><lb/><l>Auf das ſonſt ſchoͤne dunkel-gruͤn,</l><lb/><l>Und macht’ es unvergleichlich helle.</l><lb/><l>Was nicht beſtralet war, ward zwar dadurch verdunkelt;</l><lb/><l>Jedoch nicht haͤßlicher; vielmehr erhub die Schwaͤrze</l><lb/><l>Das Licht nur deſto mehr. Zuweilen glaͤnzt’ und funkelt’</l><lb/><l>Ein nur beſtral’ter Aſt, wie eine Kerze,</l><lb/><l>Jn gruͤner Dunkelheit.</l><lb/><l>Bey vielen Staͤmmen fiel gar oft der Sonnen-Schein</l><lb/><l>Auf einen nur allein,</l><lb/><l>Wodurch er bey den andern, die um ihn,</l><lb/><l>Wie eine Feuer-Seule, ſchien.</l></lg><lb/><lgn="32"><l>Noch wurden wir gewahr,</l><lb/><l>Daß bey den Tannen hier und dar</l><lb/><l>Entlaubte Birken-Baͤume ſtunden,</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> Theil. D d</fw><fwplace="bottom"type="catch">Auf</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[417/0453]
Daß auch der Menſch es alſo machen ſolle.
Denn wuͤnſchet man das ganze zu erhoͤhn;
So muß man nicht auf Kleinigkeiten ſehn.
Noch fiel uns ein: Wer auf das kuͤnftige gedenk’t,
Und an den Zweck, wozu das Leben uns geſchenk’t,
Muß mit dem Jrdiſchen ſich nicht zu ſehr befaſſen,
Muß, was vergaͤnglich, fallen laſſen,
Damit man, deſto mehr von dieſer Erde
Und aus dem Staub’ hervor zu dringen,
Sich froͤhlich Himmel-an zu ſchwingen,
Je mehr und mehr geſchickt gemachet werde.
Wir fuhren drauf an dieſem ſchoͤnen Ort
Mit froͤhlicher Betrachtung ferner fort.
Ein holder Stral der Sonne ſchien
An mancher hocherhab’nen Stelle
Auf das ſonſt ſchoͤne dunkel-gruͤn,
Und macht’ es unvergleichlich helle.
Was nicht beſtralet war, ward zwar dadurch verdunkelt;
Jedoch nicht haͤßlicher; vielmehr erhub die Schwaͤrze
Das Licht nur deſto mehr. Zuweilen glaͤnzt’ und funkelt’
Ein nur beſtral’ter Aſt, wie eine Kerze,
Jn gruͤner Dunkelheit.
Bey vielen Staͤmmen fiel gar oft der Sonnen-Schein
Auf einen nur allein,
Wodurch er bey den andern, die um ihn,
Wie eine Feuer-Seule, ſchien.
Noch wurden wir gewahr,
Daß bey den Tannen hier und dar
Entlaubte Birken-Baͤume ſtunden,
Auf
II. Theil. D d
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/453>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.