So deucht mich, würd' ein solcher Wunder-Schein Fast nur umsonst erschaffen seyn, Wenn ausser uns (den Planetar'schen Erden) Jn der Natur sollt' anders nichts Von aller Kraft des ungemess'nen Lichts Vergnüget und erleuchtet werden.
Es kommen, in Vergleich Mit dieses Lichtes weitem Reich, Mit diesem glänzenden unmeßlichen Revier, Uns die Planeten ja nicht anders für, Als schwümmen in dem weiten Meer, Damit sie wol gewaschen werden mögten, Nur sechszehn Erbsen hin und her. So wenig man Von solchen Erbsen nun vernünftig schliessen kann, Daß sich das Meer daran mit allen Tropfen reibe; So wenig geht es auch mit Licht und Stralen an, Daß von denselben nichts als etwa sechszehn Erden Erleuchtet und getroffen werden. Es geht der gröste Teil unendlich weit vorbey. Mir kommts derhalben glaublich für, Daß, ob gleich unsers Cörpers Augen Jn dieser Welt Den Licht-Stral nicht zu sehen taugen, Wenn solcher nicht von Cörpern rückwärts fällt; Es darum doch nicht folgen müsse, Daß nicht in der Natur Geschöpfe sollten seyn, Die minder Cörperlich als wir, Und die vielleicht allein Sich an des Lichtes eig'nen Schätzen, So wie wir uns am Licht' im Widerschein, ergetzen. Wenn ich demnach von der Sapphirnen Höhe, Wann sie eutwölkt, die tiefe Klarheit sehe;
So
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So deucht mich, wuͤrd’ ein ſolcher Wunder-Schein Faſt nur umſonſt erſchaffen ſeyn, Wenn auſſer uns (den Planetar’ſchen Erden) Jn der Natur ſollt’ anders nichts Von aller Kraft des ungemeſſ’nen Lichts Vergnuͤget und erleuchtet werden.
Es kommen, in Vergleich Mit dieſes Lichtes weitem Reich, Mit dieſem glaͤnzenden unmeßlichen Revier, Uns die Planeten ja nicht anders fuͤr, Als ſchwuͤmmen in dem weiten Meer, Damit ſie wol gewaſchen werden moͤgten, Nur ſechszehn Erbſen hin und her. So wenig man Von ſolchen Erbſen nun vernuͤnftig ſchlieſſen kann, Daß ſich das Meer daran mit allen Tropfen reibe; So wenig geht es auch mit Licht und Stralen an, Daß von denſelben nichts als etwa ſechszehn Erden Erleuchtet und getroffen werden. Es geht der groͤſte Teil unendlich weit vorbey. Mir kommts derhalben glaublich fuͤr, Daß, ob gleich unſers Coͤrpers Augen Jn dieſer Welt Den Licht-Stral nicht zu ſehen taugen, Wenn ſolcher nicht von Coͤrpern ruͤckwaͤrts faͤllt; Es darum doch nicht folgen muͤſſe, Daß nicht in der Natur Geſchoͤpfe ſollten ſeyn, Die minder Coͤrperlich als wir, Und die vielleicht allein Sich an des Lichtes eig’nen Schaͤtzen, So wie wir uns am Licht’ im Widerſchein, ergetzen. Wenn ich demnach von der Sapphirnen Hoͤhe, Wann ſie eutwoͤlkt, die tiefe Klarheit ſehe;
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So deucht mich, wuͤrd’ ein ſolcher Wunder-Schein
Faſt nur umſonſt erſchaffen ſeyn,
Wenn auſſer uns (den Planetar’ſchen Erden)
Jn der Natur ſollt’ anders nichts
Von aller Kraft des ungemeſſ’nen Lichts
Vergnuͤget und erleuchtet werden.
Es kommen, in Vergleich
Mit dieſes Lichtes weitem Reich,
Mit dieſem glaͤnzenden unmeßlichen Revier,
Uns die Planeten ja nicht anders fuͤr,
Als ſchwuͤmmen in dem weiten Meer,
Damit ſie wol gewaſchen werden moͤgten,
Nur ſechszehn Erbſen hin und her.
So wenig man
Von ſolchen Erbſen nun vernuͤnftig ſchlieſſen kann,
Daß ſich das Meer daran mit allen Tropfen reibe;
So wenig geht es auch mit Licht und Stralen an,
Daß von denſelben nichts als etwa ſechszehn Erden
Erleuchtet und getroffen werden.
Es geht der groͤſte Teil unendlich weit vorbey.
Mir kommts derhalben glaublich fuͤr,
Daß, ob gleich unſers Coͤrpers Augen
Jn dieſer Welt
Den Licht-Stral nicht zu ſehen taugen,
Wenn ſolcher nicht von Coͤrpern ruͤckwaͤrts faͤllt;
Es darum doch nicht folgen muͤſſe,
Daß nicht in der Natur Geſchoͤpfe ſollten ſeyn,
Die minder Coͤrperlich als wir,
Und die vielleicht allein
Sich an des Lichtes eig’nen Schaͤtzen,
So wie wir uns am Licht’ im Widerſchein, ergetzen.
Wenn ich demnach von der Sapphirnen Hoͤhe,
Wann ſie eutwoͤlkt, die tiefe Klarheit ſehe;
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/45>, abgerufen am 16.02.2025.
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