Die Blätter nach der Gröss' und nach den Farben kleben, Um ihren Schmuck dadurch noch höher zu erheben: Da denn (was sonderlich) sie Farben und Gestalten Am Fenster lange Zeit behalten, Wodurch der Sonne lichte Gluht Und mehr als Firniß-gleicher Schimmer Schön bunt gefärbt im ganzen Zimmer Besond're Wirkung thut.
Man sah schon hier und dort, wie statt des vor'gen grünen Die Zweig' im neuen Schmuck erschienen. Ein saftig dunkel-rot, ein braun, so gleichfalls schön, War, angenem vermischt, schon hier und da zu sehn; Durch deren frische Dunkelheit Der gelben Blätter Lieblichkeit, Die hier und dort noch manchen Ast bekränzet, Erhoben noch viel schöner glänzet. Es schein't, als wär' im Herbst das Jahr nunmehr Jn einer sanften Zier, von Früchten schwer, Zu seinem reifen Alter kommen. Ach, daß zu meinem auch und meines Nächsten Frommen Mir dieß doch ein Exempel wär! Soll ich, nach Deinem Raht, des Lebens Herbst erleben; So laß mich, HERR, ein Beyspiel auch Von einem nützlichen und schönen Alter geben!
Ein
Die Blaͤtter nach der Groͤſſ’ und nach den Farben kleben, Um ihren Schmuck dadurch noch hoͤher zu erheben: Da denn (was ſonderlich) ſie Farben und Geſtalten Am Fenſter lange Zeit behalten, Wodurch der Sonne lichte Gluht Und mehr als Firniß-gleicher Schimmer Schoͤn bunt gefaͤrbt im ganzen Zimmer Beſond’re Wirkung thut.
Man ſah ſchon hier und dort, wie ſtatt des vor’gen gruͤnen Die Zweig’ im neuen Schmuck erſchienen. Ein ſaftig dunkel-rot, ein braun, ſo gleichfalls ſchoͤn, War, angenem vermiſcht, ſchon hier und da zu ſehn; Durch deren friſche Dunkelheit Der gelben Blaͤtter Lieblichkeit, Die hier und dort noch manchen Aſt bekraͤnzet, Erhoben noch viel ſchoͤner glaͤnzet. Es ſchein’t, als waͤr’ im Herbſt das Jahr nunmehr Jn einer ſanften Zier, von Fruͤchten ſchwer, Zu ſeinem reifen Alter kommen. Ach, daß zu meinem auch und meines Naͤchſten Frommen Mir dieß doch ein Exempel waͤr! Soll ich, nach Deinem Raht, des Lebens Herbſt erleben; So laß mich, HERR, ein Beyſpiel auch Von einem nuͤtzlichen und ſchoͤnen Alter geben!
Ein
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Die Blaͤtter nach der Groͤſſ’ und nach den Farben kleben,
Um ihren Schmuck dadurch noch hoͤher zu erheben:
Da denn (was ſonderlich) ſie Farben und Geſtalten
Am Fenſter lange Zeit behalten,
Wodurch der Sonne lichte Gluht
Und mehr als Firniß-gleicher Schimmer
Schoͤn bunt gefaͤrbt im ganzen Zimmer
Beſond’re Wirkung thut.
Man ſah ſchon hier und dort, wie ſtatt des vor’gen gruͤnen
Die Zweig’ im neuen Schmuck erſchienen.
Ein ſaftig dunkel-rot, ein braun, ſo gleichfalls ſchoͤn,
War, angenem vermiſcht, ſchon hier und da zu ſehn;
Durch deren friſche Dunkelheit
Der gelben Blaͤtter Lieblichkeit,
Die hier und dort noch manchen Aſt bekraͤnzet,
Erhoben noch viel ſchoͤner glaͤnzet.
Es ſchein’t, als waͤr’ im Herbſt das Jahr nunmehr
Jn einer ſanften Zier, von Fruͤchten ſchwer,
Zu ſeinem reifen Alter kommen.
Ach, daß zu meinem auch und meines Naͤchſten Frommen
Mir dieß doch ein Exempel waͤr!
Soll ich, nach Deinem Raht, des Lebens Herbſt erleben;
So laß mich, HERR, ein Beyſpiel auch
Von einem nuͤtzlichen und ſchoͤnen Alter geben!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/436>, abgerufen am 26.11.2024.
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