Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
9.
Denn von deines Lichtes Schätzen,
Und wie weit die Stralen gehn,
Kann man, fast nicht ohn' Entsetzen,
Proben, die unleugbar, sehn.
Wenn wir mit geschärftem Denken
Uns're stumpfen Blicke senken
Jn die unergründ'te Gruft
Der uneingeschränkten Luft;
10.
Finden sie solch eine Weite,
Worin gar kein Gegen-Stand,
Wie ein Welt-Meer, dessen Breite
Sonder Ufer, ohne Strand.
Die darin verwirrten Blicke
Ziehn sich in sich selbst zurücke,
Und gestehn im übergehn,
Daß sie was unendlichs sehn.
11.
Doch dringt durch den Raum der Lüfte
Und des Abgrunds fernes Thal,
Wie durch alle dunk'le Grüfte,
Jhres Lichtes Wunder-Stral.
Nun betrachtet diese Ferne,
Da sie so entleg'ne Sterne
Heiter macht durch ihren Schein;
Wie so lang ihr Stral muß seyn!
12. Wenn
II. Theil. B b
9.
Denn von deines Lichtes Schaͤtzen,
Und wie weit die Stralen gehn,
Kann man, faſt nicht ohn’ Entſetzen,
Proben, die unleugbar, ſehn.
Wenn wir mit geſchaͤrftem Denken
Unſ’re ſtumpfen Blicke ſenken
Jn die unergruͤnd’te Gruft
Der uneingeſchraͤnkten Luft;
10.
Finden ſie ſolch eine Weite,
Worin gar kein Gegen-Stand,
Wie ein Welt-Meer, deſſen Breite
Sonder Ufer, ohne Strand.
Die darin verwirrten Blicke
Ziehn ſich in ſich ſelbſt zuruͤcke,
Und geſtehn im uͤbergehn,
Daß ſie was unendlichs ſehn.
11.
Doch dringt durch den Raum der Luͤfte
Und des Abgrunds fernes Thal,
Wie durch alle dunk’le Gruͤfte,
Jhres Lichtes Wunder-Stral.
Nun betrachtet dieſe Ferne,
Da ſie ſo entleg’ne Sterne
Heiter macht durch ihren Schein;
Wie ſo lang ihr Stral muß ſeyn!
12. Wenn
II. Theil. B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0421" n="385"/>
          <lg n="75">
            <head>9.</head><lb/>
            <l>Denn von deines Lichtes Scha&#x0364;tzen,</l><lb/>
            <l>Und wie weit die Stralen gehn,</l><lb/>
            <l>Kann man, fa&#x017F;t nicht ohn&#x2019; Ent&#x017F;etzen,</l><lb/>
            <l>Proben, die unleugbar, &#x017F;ehn.</l><lb/>
            <l>Wenn wir mit ge&#x017F;cha&#x0364;rftem Denken</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;&#x2019;re &#x017F;tumpfen Blicke &#x017F;enken</l><lb/>
            <l>Jn die unergru&#x0364;nd&#x2019;te Gruft</l><lb/>
            <l>Der uneinge&#x017F;chra&#x0364;nkten Luft;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="76">
            <head>10.</head><lb/>
            <l>Finden &#x017F;ie &#x017F;olch eine Weite,</l><lb/>
            <l>Worin gar kein Gegen-Stand,</l><lb/>
            <l>Wie ein Welt-Meer, de&#x017F;&#x017F;en Breite</l><lb/>
            <l>Sonder Ufer, ohne Strand.</l><lb/>
            <l>Die darin verwirrten Blicke</l><lb/>
            <l>Ziehn &#x017F;ich in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
            <l>Und ge&#x017F;tehn im u&#x0364;bergehn,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie was unendlichs &#x017F;ehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="77">
            <head>11.</head><lb/>
            <l>Doch dringt durch den Raum der Lu&#x0364;fte</l><lb/>
            <l>Und des Abgrunds fernes Thal,</l><lb/>
            <l>Wie durch alle dunk&#x2019;le Gru&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>Jhres Lichtes Wunder-Stral.</l><lb/>
            <l>Nun betrachtet die&#x017F;e Ferne,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie &#x017F;o entleg&#x2019;ne Sterne</l><lb/>
            <l>Heiter macht durch ihren Schein;</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;o lang ihr Stral muß &#x017F;eyn!</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. B b</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">12. Wenn</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0421] 9. Denn von deines Lichtes Schaͤtzen, Und wie weit die Stralen gehn, Kann man, faſt nicht ohn’ Entſetzen, Proben, die unleugbar, ſehn. Wenn wir mit geſchaͤrftem Denken Unſ’re ſtumpfen Blicke ſenken Jn die unergruͤnd’te Gruft Der uneingeſchraͤnkten Luft; 10. Finden ſie ſolch eine Weite, Worin gar kein Gegen-Stand, Wie ein Welt-Meer, deſſen Breite Sonder Ufer, ohne Strand. Die darin verwirrten Blicke Ziehn ſich in ſich ſelbſt zuruͤcke, Und geſtehn im uͤbergehn, Daß ſie was unendlichs ſehn. 11. Doch dringt durch den Raum der Luͤfte Und des Abgrunds fernes Thal, Wie durch alle dunk’le Gruͤfte, Jhres Lichtes Wunder-Stral. Nun betrachtet dieſe Ferne, Da ſie ſo entleg’ne Sterne Heiter macht durch ihren Schein; Wie ſo lang ihr Stral muß ſeyn! 12. Wenn II. Theil. B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/421
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/421>, abgerufen am 25.11.2024.