Hier lassen güld'ne Bilder sich Auf einem fast sapphirnen blauen, Und blaue dort auf güld'nem, Grunde schauen. Oft siehet man mit Purpur-farbnen Bildern Ein Silber-weisses Feld sich schildern. Nicht weit davon kann man Viel ungemess'ne Gold- und Silber-Klumpen sehen. Jch wund're mich, daß sich hieran Ein geizigs Auge nicht ergetzet, Da es in Ueberfluß hier finden kann Den Glanz, den es fast mehr als seine Sele schätzet.
Durch ein so zärtlich blau, wie öfters mein Gesicht Auf einem Rosen-Blat' erblicket, Jst öfters über mir der Kreis der Luft geschmücket, Zumal wenns Abend wird. Nicht weit von diesem schien Ein ebenfalls uncörperliches grün, Das ich nicht minder sanft, gelinde, Und gleichsam geistig finde. Bey diesem siehet man jedoch auch ohne Grenzen Ein helles weiß in reiner Klarheit glänzen. Das fiel hierauf in einen güld'nen Schein, Und der in Rosen-Farb', allmälich ein, Bis daß zuletzt vom flammenden Rubin Ein unbeweg'ter Blitz die wahre Qvelle schien. Ach! aber welch ein blitzend Licht Bricht dorten, wo der Berg von dunklen Wolken bricht, Als wie aus einer schwarzen Höle? Es stralet durch die Dunkelheit Mir eine helle Herrlichkeit Nicht in mein Aug' allein, zugleich in meine Sele. Der Mittel Punct des Lichts, das Erd' und Himmel füllt, Woraus der Farben Pracht, Glanz, Wärm' und Leben qvillt,
Der
Hier laſſen guͤld’ne Bilder ſich Auf einem faſt ſapphirnen blauen, Und blaue dort auf guͤld’nem, Grunde ſchauen. Oft ſiehet man mit Purpur-farbnen Bildern Ein Silber-weiſſes Feld ſich ſchildern. Nicht weit davon kann man Viel ungemeſſ’ne Gold- und Silber-Klumpen ſehen. Jch wund’re mich, daß ſich hieran Ein geizigs Auge nicht ergetzet, Da es in Ueberfluß hier finden kann Den Glanz, den es faſt mehr als ſeine Sele ſchaͤtzet.
Durch ein ſo zaͤrtlich blau, wie oͤfters mein Geſicht Auf einem Roſen-Blat’ erblicket, Jſt oͤfters uͤber mir der Kreis der Luft geſchmuͤcket, Zumal wenns Abend wird. Nicht weit von dieſem ſchien Ein ebenfalls uncoͤrperliches gruͤn, Das ich nicht minder ſanft, gelinde, Und gleichſam geiſtig finde. Bey dieſem ſiehet man jedoch auch ohne Grenzen Ein helles weiß in reiner Klarheit glaͤnzen. Das fiel hierauf in einen guͤld’nen Schein, Und der in Roſen-Farb’, allmaͤlich ein, Bis daß zuletzt vom flammenden Rubin Ein unbeweg’ter Blitz die wahre Qvelle ſchien. Ach! aber welch ein blitzend Licht Bricht dorten, wo der Berg von dunklen Wolken bricht, Als wie aus einer ſchwarzen Hoͤle? Es ſtralet durch die Dunkelheit Mir eine helle Herrlichkeit Nicht in mein Aug’ allein, zugleich in meine Sele. Der Mittel Punct des Lichts, das Erd’ und Himmel fuͤllt, Woraus der Farben Pracht, Glanz, Waͤrm’ und Leben qvillt,
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Hier laſſen guͤld’ne Bilder ſich
Auf einem faſt ſapphirnen blauen,
Und blaue dort auf guͤld’nem, Grunde ſchauen.
Oft ſiehet man mit Purpur-farbnen Bildern
Ein Silber-weiſſes Feld ſich ſchildern.
Nicht weit davon kann man
Viel ungemeſſ’ne Gold- und Silber-Klumpen ſehen.
Jch wund’re mich, daß ſich hieran
Ein geizigs Auge nicht ergetzet,
Da es in Ueberfluß hier finden kann
Den Glanz, den es faſt mehr als ſeine Sele ſchaͤtzet.
Durch ein ſo zaͤrtlich blau, wie oͤfters mein Geſicht
Auf einem Roſen-Blat’ erblicket,
Jſt oͤfters uͤber mir der Kreis der Luft geſchmuͤcket,
Zumal wenns Abend wird. Nicht weit von dieſem ſchien
Ein ebenfalls uncoͤrperliches gruͤn,
Das ich nicht minder ſanft, gelinde,
Und gleichſam geiſtig finde.
Bey dieſem ſiehet man jedoch auch ohne Grenzen
Ein helles weiß in reiner Klarheit glaͤnzen.
Das fiel hierauf in einen guͤld’nen Schein,
Und der in Roſen-Farb’, allmaͤlich ein,
Bis daß zuletzt vom flammenden Rubin
Ein unbeweg’ter Blitz die wahre Qvelle ſchien.
Ach! aber welch ein blitzend Licht
Bricht dorten, wo der Berg von dunklen Wolken bricht,
Als wie aus einer ſchwarzen Hoͤle?
Es ſtralet durch die Dunkelheit
Mir eine helle Herrlichkeit
Nicht in mein Aug’ allein, zugleich in meine Sele.
Der Mittel Punct des Lichts, das Erd’ und Himmel fuͤllt,
Woraus der Farben Pracht, Glanz, Waͤrm’ und Leben qvillt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/42>, abgerufen am 16.02.2025.
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