Des Firmaments verklär'te Heiterkeit Erheb't und noch vermehrt. Ein Berg, der dunkel-grau, Lässt dort auf Purpur-farbnen Spitzen Den äussern Rand, wie reines Silber, blitzen, Den der sapphirne Grund noch eins so helle macht. Ein güld'ner Umstrich schmückt in ungemeiner Pracht So manchen dunkel-braunen Kreis. Rot, Purpur, Leibfarb, blau, grau, grünlich, gelb und weiß Erfüllt und ziert in dem bestral'ten Duft Anitzt die reine Luft. Hier scheint ein grosser Platz von Gold ein güld'nes Meer, Das dörten glatt, und hier voll kleiner güld'nen Wellen, Jn blauen Ufern vorzustellen. Man siehet öfters mit Vergnügen Jn diesem Luft-Meer', eben so Als wie im Archipelago, Viel' Jnseln, die zerstreuet, liegen. Jm Westen siehet man bald halb- bald ganze Spuren Von wunderlich geformten Creaturen, Manch ungeheuren Wall-Fisch schwimmen, Und manchen feurigen ergrimmten Drachen glimmen. Hier scheinet manch Gewölk, als wenn's ein wilder Bär, Dort eins, als wenn's ein Pferd in vollen Sprüngen wär'. Ein Meilen langer Ries', umringt von kleinen Zwergen, Entstehet und vergeht. Auf hohen güld'nen Bergen Wächst Angesichts ein Baum, der schwebet sanft daher; Allein im Augenblick erblickt man ihn nicht mehr. Es wird aus seinem Stamm ein Vogel, ein Gesicht, Und bald ein leeres Nichts. Hier sieht man rote Schlösser, Da Türme stehn, dort Masken, welche grösser, Als eine ganze Stadt. Bald lassen sich Armeen Mit Fanen, Spiess- und Degen sehen.
Hier
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Des Firmaments verklaͤr’te Heiterkeit Erheb’t und noch vermehrt. Ein Berg, der dunkel-grau, Laͤſſt dort auf Purpur-farbnen Spitzen Den aͤuſſern Rand, wie reines Silber, blitzen, Den der ſapphirne Grund noch eins ſo helle macht. Ein guͤld’ner Umſtrich ſchmuͤckt in ungemeiner Pracht So manchen dunkel-braunen Kreis. Rot, Purpur, Leibfarb, blau, grau, gruͤnlich, gelb und weiß Erfuͤllt und ziert in dem beſtral’ten Duft Anitzt die reine Luft. Hier ſcheint ein groſſer Platz von Gold ein guͤld’nes Meer, Das doͤrten glatt, und hier voll kleiner guͤld’nen Wellen, Jn blauen Ufern vorzuſtellen. Man ſiehet oͤfters mit Vergnuͤgen Jn dieſem Luft-Meer’, eben ſo Als wie im Archipelago, Viel’ Jnſeln, die zerſtreuet, liegen. Jm Weſten ſiehet man bald halb- bald ganze Spuren Von wunderlich geformten Creaturen, Manch ungeheuren Wall-Fiſch ſchwimmen, Und manchen feurigen ergrimmten Drachen glimmen. Hier ſcheinet manch Gewoͤlk, als wenn’s ein wilder Baͤr, Dort eins, als wenn’s ein Pferd in vollen Spruͤngen waͤr’. Ein Meilen langer Rieſ’, umringt von kleinen Zwergen, Entſtehet und vergeht. Auf hohen guͤld’nen Bergen Waͤchſt Angeſichts ein Baum, der ſchwebet ſanft daher; Allein im Augenblick erblickt man ihn nicht mehr. Es wird aus ſeinem Stamm ein Vogel, ein Geſicht, Und bald ein leeres Nichts. Hier ſieht man rote Schloͤſſer, Da Tuͤrme ſtehn, dort Maſken, welche groͤſſer, Als eine ganze Stadt. Bald laſſen ſich Armeen Mit Fanen, Spieſſ- und Degen ſehen.
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Des Firmaments verklaͤr’te Heiterkeit</l><lb/><l>Erheb’t und noch vermehrt. Ein Berg, der dunkel-grau,</l><lb/><l>Laͤſſt dort auf Purpur-farbnen Spitzen</l><lb/><l>Den aͤuſſern Rand, wie reines Silber, blitzen,</l><lb/><l>Den der ſapphirne Grund noch eins ſo helle macht.</l><lb/><l>Ein guͤld’ner Umſtrich ſchmuͤckt in ungemeiner Pracht</l><lb/><l>So manchen dunkel-braunen Kreis.</l><lb/><l>Rot, Purpur, Leibfarb, blau, grau, gruͤnlich, gelb und weiß</l><lb/><l>Erfuͤllt und ziert in dem beſtral’ten Duft</l><lb/><l>Anitzt die reine Luft.</l><lb/><l>Hier ſcheint ein groſſer Platz von Gold ein guͤld’nes Meer,</l><lb/><l>Das doͤrten glatt, und hier voll kleiner guͤld’nen Wellen,</l><lb/><l>Jn blauen Ufern vorzuſtellen.</l><lb/><l>Man ſiehet oͤfters mit Vergnuͤgen</l><lb/><l>Jn dieſem Luft-Meer’, eben ſo</l><lb/><l>Als wie im Archipelago,</l><lb/><l>Viel’ Jnſeln, die zerſtreuet, liegen.</l><lb/><l>Jm Weſten ſiehet man bald halb- bald ganze Spuren</l><lb/><l>Von wunderlich geformten Creaturen,</l><lb/><l>Manch ungeheuren Wall-Fiſch ſchwimmen,</l><lb/><l>Und manchen feurigen ergrimmten Drachen glimmen.</l><lb/><l>Hier ſcheinet manch Gewoͤlk, als wenn’s ein wilder Baͤr,</l><lb/><l>Dort eins, als wenn’s ein Pferd in vollen Spruͤngen waͤr’.</l><lb/><l>Ein Meilen langer Rieſ’, umringt von kleinen Zwergen,</l><lb/><l>Entſtehet und vergeht. Auf hohen guͤld’nen Bergen</l><lb/><l>Waͤchſt Angeſichts ein Baum, der ſchwebet ſanft daher;</l><lb/><l>Allein im Augenblick erblickt man ihn nicht mehr.</l><lb/><l>Es wird aus ſeinem Stamm ein Vogel, ein Geſicht,</l><lb/><l>Und bald ein leeres Nichts. Hier ſieht man rote Schloͤſſer,</l><lb/><l>Da Tuͤrme ſtehn, dort Maſken, welche groͤſſer,</l><lb/><l>Als eine ganze Stadt. Bald laſſen ſich Armeen</l><lb/><l>Mit Fanen, Spieſſ- und Degen ſehen.</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="sig">A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Hier</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
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Des Firmaments verklaͤr’te Heiterkeit
Erheb’t und noch vermehrt. Ein Berg, der dunkel-grau,
Laͤſſt dort auf Purpur-farbnen Spitzen
Den aͤuſſern Rand, wie reines Silber, blitzen,
Den der ſapphirne Grund noch eins ſo helle macht.
Ein guͤld’ner Umſtrich ſchmuͤckt in ungemeiner Pracht
So manchen dunkel-braunen Kreis.
Rot, Purpur, Leibfarb, blau, grau, gruͤnlich, gelb und weiß
Erfuͤllt und ziert in dem beſtral’ten Duft
Anitzt die reine Luft.
Hier ſcheint ein groſſer Platz von Gold ein guͤld’nes Meer,
Das doͤrten glatt, und hier voll kleiner guͤld’nen Wellen,
Jn blauen Ufern vorzuſtellen.
Man ſiehet oͤfters mit Vergnuͤgen
Jn dieſem Luft-Meer’, eben ſo
Als wie im Archipelago,
Viel’ Jnſeln, die zerſtreuet, liegen.
Jm Weſten ſiehet man bald halb- bald ganze Spuren
Von wunderlich geformten Creaturen,
Manch ungeheuren Wall-Fiſch ſchwimmen,
Und manchen feurigen ergrimmten Drachen glimmen.
Hier ſcheinet manch Gewoͤlk, als wenn’s ein wilder Baͤr,
Dort eins, als wenn’s ein Pferd in vollen Spruͤngen waͤr’.
Ein Meilen langer Rieſ’, umringt von kleinen Zwergen,
Entſtehet und vergeht. Auf hohen guͤld’nen Bergen
Waͤchſt Angeſichts ein Baum, der ſchwebet ſanft daher;
Allein im Augenblick erblickt man ihn nicht mehr.
Es wird aus ſeinem Stamm ein Vogel, ein Geſicht,
Und bald ein leeres Nichts. Hier ſieht man rote Schloͤſſer,
Da Tuͤrme ſtehn, dort Maſken, welche groͤſſer,
Als eine ganze Stadt. Bald laſſen ſich Armeen
Mit Fanen, Spieſſ- und Degen ſehen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/41>, abgerufen am 24.11.2024.
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