Auf, auf, mein Herz, auf, auf! betrachte, GOtt zum Ruhme, Das Majestätische Gewächs, die Sonnen-Bluhme, Die, wenn man sie mit ernstem Blick besieht, Jn solcher Pracht, in solchem Schimmer blüht, Daß, wenn man sie nach Würden ehren wollte, Man sie die Kaiserinn der Bluhmen heissen sollte. Sie sitzt nicht nur auf einem hohen Throne; Sie prangt nicht nur mit einer güld'nen Crone; Sie unterscheidet sich nicht durch die Grösse nur: Ganz ungemein ist die vortreffliche Figur. Sie träg't das Bild von aller Bluhmen Wonne, Ernähr- und Zeugerinn, Glanz, Sel' und Licht, der Sonne.
Wenn man die Zeit bedenket, Jn welcher sie erscheint; so ist es eben die, Da sich die Sonn', ihr Urbild, von uns lenket. Es scheint daher, als wenn die Sonne selbst durch sie Sich ein Gedächtniß stiften wolle, Damit man, was ihr Wunder-Licht Zur Sommer-Zeit bey uns verricht't, So schleunig nicht vergessen solle.
Ach säh doch jedermann Also die Sonnen-Bluhmen an! Man würde wahrlich sich bestreben, Für die empfang'ne Huld den Schöpfer zu erheben, Voll Hoffnung, unser GOTT werd' uns die Gnade geben, Den Sommer wiederum mit Freuden zu erleben.
Man heisst die Bluhme Sonnen-Wende;
Man
Die Sonnen-Bluhme.
Auf, auf, mein Herz, auf, auf! betrachte, GOtt zum Ruhme, Das Majeſtaͤtiſche Gewaͤchs, die Sonnen-Bluhme, Die, wenn man ſie mit ernſtem Blick beſieht, Jn ſolcher Pracht, in ſolchem Schimmer bluͤht, Daß, wenn man ſie nach Wuͤrden ehren wollte, Man ſie die Kaiſerinn der Bluhmen heiſſen ſollte. Sie ſitzt nicht nur auf einem hohen Throne; Sie prangt nicht nur mit einer guͤld’nen Crone; Sie unterſcheidet ſich nicht durch die Groͤſſe nur: Ganz ungemein iſt die vortreffliche Figur. Sie traͤg’t das Bild von aller Bluhmen Wonne, Ernaͤhr- und Zeugerinn, Glanz, Sel’ und Licht, der Sonne.
Wenn man die Zeit bedenket, Jn welcher ſie erſcheint; ſo iſt es eben die, Da ſich die Sonn’, ihr Urbild, von uns lenket. Es ſcheint daher, als wenn die Sonne ſelbſt durch ſie Sich ein Gedaͤchtniß ſtiften wolle, Damit man, was ihr Wunder-Licht Zur Sommer-Zeit bey uns verricht’t, So ſchleunig nicht vergeſſen ſolle.
Ach ſaͤh doch jedermann Alſo die Sonnen-Bluhmen an! Man wuͤrde wahrlich ſich beſtreben, Fuͤr die empfang’ne Huld den Schoͤpfer zu erheben, Voll Hoffnung, unſer GOTT werd’ uns die Gnade geben, Den Sommer wiederum mit Freuden zu erleben.
Man heiſſt die Bluhme Sonnen-Wende;
Man
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0401"n="365"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Die Sonnen-Bluhme.</hi></head><lb/><lgn="30"><l><hirendition="#in">A</hi>uf, auf, mein Herz, auf, auf! betrachte, GOtt zum Ruhme,</l><lb/><l>Das Majeſtaͤtiſche Gewaͤchs, die Sonnen-Bluhme,</l><lb/><l>Die, wenn man ſie mit ernſtem Blick beſieht,</l><lb/><l>Jn ſolcher Pracht, in ſolchem Schimmer bluͤht,</l><lb/><l>Daß, wenn man ſie nach Wuͤrden ehren wollte,</l><lb/><l>Man ſie die Kaiſerinn der Bluhmen heiſſen ſollte.</l><lb/><l>Sie ſitzt nicht nur auf einem hohen Throne;</l><lb/><l>Sie prangt nicht nur mit einer guͤld’nen Crone;</l><lb/><l>Sie unterſcheidet ſich nicht durch die Groͤſſe nur:</l><lb/><l>Ganz ungemein iſt die vortreffliche Figur.</l><lb/><l>Sie traͤg’t das Bild von aller Bluhmen Wonne,</l><lb/><l>Ernaͤhr- und Zeugerinn, Glanz, Sel’ und Licht, der Sonne.</l></lg><lb/><lgn="31"><l>Wenn man die Zeit bedenket,</l><lb/><l>Jn welcher ſie erſcheint; ſo iſt es eben die,</l><lb/><l>Da ſich die Sonn’, ihr Urbild, von uns lenket.</l><lb/><l>Es ſcheint daher, als wenn die Sonne ſelbſt durch ſie</l><lb/><l>Sich ein Gedaͤchtniß ſtiften wolle,</l><lb/><l>Damit man, was ihr Wunder-Licht</l><lb/><l>Zur Sommer-Zeit bey uns verricht’t,</l><lb/><l>So ſchleunig nicht vergeſſen ſolle.</l></lg><lb/><lgn="32"><l>Ach ſaͤh doch jedermann</l><lb/><l>Alſo die Sonnen-Bluhmen an!</l><lb/><l>Man wuͤrde wahrlich ſich beſtreben,</l><lb/><l>Fuͤr die empfang’ne Huld den Schoͤpfer zu erheben,</l><lb/><l>Voll Hoffnung, unſer GOTT werd’ uns die Gnade geben,</l><lb/><l>Den Sommer wiederum mit Freuden zu erleben.</l></lg><lb/><lgn="33"><l>Man heiſſt die Bluhme Sonnen-Wende;</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Man</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[365/0401]
Die Sonnen-Bluhme.
Auf, auf, mein Herz, auf, auf! betrachte, GOtt zum Ruhme,
Das Majeſtaͤtiſche Gewaͤchs, die Sonnen-Bluhme,
Die, wenn man ſie mit ernſtem Blick beſieht,
Jn ſolcher Pracht, in ſolchem Schimmer bluͤht,
Daß, wenn man ſie nach Wuͤrden ehren wollte,
Man ſie die Kaiſerinn der Bluhmen heiſſen ſollte.
Sie ſitzt nicht nur auf einem hohen Throne;
Sie prangt nicht nur mit einer guͤld’nen Crone;
Sie unterſcheidet ſich nicht durch die Groͤſſe nur:
Ganz ungemein iſt die vortreffliche Figur.
Sie traͤg’t das Bild von aller Bluhmen Wonne,
Ernaͤhr- und Zeugerinn, Glanz, Sel’ und Licht, der Sonne.
Wenn man die Zeit bedenket,
Jn welcher ſie erſcheint; ſo iſt es eben die,
Da ſich die Sonn’, ihr Urbild, von uns lenket.
Es ſcheint daher, als wenn die Sonne ſelbſt durch ſie
Sich ein Gedaͤchtniß ſtiften wolle,
Damit man, was ihr Wunder-Licht
Zur Sommer-Zeit bey uns verricht’t,
So ſchleunig nicht vergeſſen ſolle.
Ach ſaͤh doch jedermann
Alſo die Sonnen-Bluhmen an!
Man wuͤrde wahrlich ſich beſtreben,
Fuͤr die empfang’ne Huld den Schoͤpfer zu erheben,
Voll Hoffnung, unſer GOTT werd’ uns die Gnade geben,
Den Sommer wiederum mit Freuden zu erleben.
Man heiſſt die Bluhme Sonnen-Wende;
Man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/401>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.