Daß wir uns're Glieder regen, Daß die Menschen Menschen seyn, Stammet, wenn wirs recht erwägen, Nur aus dem Gefül' allein. Uns'rer Eltern zarte Triebe Kamen aus der Lust der Liebe, Und der Liebe Scherz und Spiel Jst ein kitzelndes Gefül.
124.
Weil der Bey-Schlaf alle Teile Zu des Kindes Wesen führ't, Wird auch jedes Glied in Eile Aufs empfindlichste gerühr't. Dieß vermehret das Begehren, Uns beständig zu vermehren, Welches, wenn man's recht ermiss't, Ein besonders Wunder ist.
125.
Merkt, wozu der Sinn uns tauge! Es ist gleichsam das Gefül Aller uns'rer Glieder Auge, Unsers Wolseyns einzigs Ziel. Will uns Hitz' und Frost versehren; Eilt ihr Trieb, es abzuwehren, Unser Leib wird der Gefahr Auch so gar im Schlaf gewahr.
126.
X 4
123.
Daß wir unſ’re Glieder regen, Daß die Menſchen Menſchen ſeyn, Stammet, wenn wirs recht erwaͤgen, Nur aus dem Gefuͤl’ allein. Unſ’rer Eltern zarte Triebe Kamen aus der Luſt der Liebe, Und der Liebe Scherz und Spiel Jſt ein kitzelndes Gefuͤl.
124.
Weil der Bey-Schlaf alle Teile Zu des Kindes Weſen fuͤhr’t, Wird auch jedes Glied in Eile Aufs empfindlichſte geruͤhr’t. Dieß vermehret das Begehren, Uns beſtaͤndig zu vermehren, Welches, wenn man’s recht ermiſſ’t, Ein beſonders Wunder iſt.
125.
Merkt, wozu der Sinn uns tauge! Es iſt gleichſam das Gefuͤl Aller unſ’rer Glieder Auge, Unſers Wolſeyns einzigs Ziel. Will uns Hitz’ und Froſt verſehren; Eilt ihr Trieb, es abzuwehren, Unſer Leib wird der Gefahr Auch ſo gar im Schlaf gewahr.
126.
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123.
Daß wir unſ’re Glieder regen,
Daß die Menſchen Menſchen ſeyn,
Stammet, wenn wirs recht erwaͤgen,
Nur aus dem Gefuͤl’ allein.
Unſ’rer Eltern zarte Triebe
Kamen aus der Luſt der Liebe,
Und der Liebe Scherz und Spiel
Jſt ein kitzelndes Gefuͤl.
124.
Weil der Bey-Schlaf alle Teile
Zu des Kindes Weſen fuͤhr’t,
Wird auch jedes Glied in Eile
Aufs empfindlichſte geruͤhr’t.
Dieß vermehret das Begehren,
Uns beſtaͤndig zu vermehren,
Welches, wenn man’s recht ermiſſ’t,
Ein beſonders Wunder iſt.
125.
Merkt, wozu der Sinn uns tauge!
Es iſt gleichſam das Gefuͤl
Aller unſ’rer Glieder Auge,
Unſers Wolſeyns einzigs Ziel.
Will uns Hitz’ und Froſt verſehren;
Eilt ihr Trieb, es abzuwehren,
Unſer Leib wird der Gefahr
Auch ſo gar im Schlaf gewahr.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/363>, abgerufen am 22.11.2024.
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