Eines Cörpers Leichte, Schwere, Glätte, Fest- und Flüssigkeit, Was gefüllet ist, das leere, Hart und weich, lang, schmal und breit; Was sich biegt, was stumpf, das spitze, Was erfüll't von Frost und Hitze, Naß und trocken, warm und kül Zeigt der Sele das Gefül.
118.
And're Sinne können trügen; Jhm ist minder Trug bewust. Alles Menschliche Vergnügen, Anmut, Wollust, Freud' und Lust Fliessen bloß aus dieser Qvelle, Und die allerklein'ste Stelle Unsers Cörpers hat die Kraft, Daß sie Lust der Selen schafft.
119.
Die vier andern Sinne scheinen Kinder des Gefül's zu seyn, Und es wird kein Mensch verneinen, Daß sie gegen dieses klein; Daß die Kräfte jener Sinnen Bloß aus dem Gefüle rinnen, Weil ihr Ursprung und ihr Ziel Selbst ein zärtliches Gefül.
120.
X 3
117.
Eines Coͤrpers Leichte, Schwere, Glaͤtte, Feſt- und Fluͤſſigkeit, Was gefuͤllet iſt, das leere, Hart und weich, lang, ſchmal und breit; Was ſich biegt, was ſtumpf, das ſpitze, Was erfuͤll’t von Froſt und Hitze, Naß und trocken, warm und kuͤl Zeigt der Sele das Gefuͤl.
118.
And’re Sinne koͤnnen truͤgen; Jhm iſt minder Trug bewuſt. Alles Menſchliche Vergnuͤgen, Anmut, Wolluſt, Freud’ und Luſt Flieſſen bloß aus dieſer Qvelle, Und die allerklein’ſte Stelle Unſers Coͤrpers hat die Kraft, Daß ſie Luſt der Selen ſchafft.
119.
Die vier andern Sinne ſcheinen Kinder des Gefuͤl’s zu ſeyn, Und es wird kein Menſch verneinen, Daß ſie gegen dieſes klein; Daß die Kraͤfte jener Sinnen Bloß aus dem Gefuͤle rinnen, Weil ihr Urſprung und ihr Ziel Selbſt ein zaͤrtliches Gefuͤl.
120.
X 3
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117.
Eines Coͤrpers Leichte, Schwere,
Glaͤtte, Feſt- und Fluͤſſigkeit,
Was gefuͤllet iſt, das leere,
Hart und weich, lang, ſchmal und breit;
Was ſich biegt, was ſtumpf, das ſpitze,
Was erfuͤll’t von Froſt und Hitze,
Naß und trocken, warm und kuͤl
Zeigt der Sele das Gefuͤl.
118.
And’re Sinne koͤnnen truͤgen;
Jhm iſt minder Trug bewuſt.
Alles Menſchliche Vergnuͤgen,
Anmut, Wolluſt, Freud’ und Luſt
Flieſſen bloß aus dieſer Qvelle,
Und die allerklein’ſte Stelle
Unſers Coͤrpers hat die Kraft,
Daß ſie Luſt der Selen ſchafft.
119.
Die vier andern Sinne ſcheinen
Kinder des Gefuͤl’s zu ſeyn,
Und es wird kein Menſch verneinen,
Daß ſie gegen dieſes klein;
Daß die Kraͤfte jener Sinnen
Bloß aus dem Gefuͤle rinnen,
Weil ihr Urſprung und ihr Ziel
Selbſt ein zaͤrtliches Gefuͤl.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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