Daß nun manches süß und sauer, Widrig, lieblich, stark und schwach, Flüchtig und von langer Dauer, Kommt, der meisten Meinung nach, Von der Cörperchen Figuren. Denn was rund, läss't and're Spuren Jn der schwach beweg'ten Luft, Als ein mehr gespitzter Duft.
64.
Alle Wunder zu entdecken, Alle Kräft' und Seltenheit, Die in diesem Sinne stecken, Jst wol keine Möglichkeit. Wer kann doch die Kraft verstehen, So wir an den Hunden sehen, Die uns durch die Nas' allein Wunderwürdig nützlich seyn?
65.
Daß wir riechen, doch mit Massen, Jst ein Wunder. Sollte man Alle Dünste schärfer fassen, Die man itzt nicht spüren kann; Würden so viel tausend Sachen Uns Verdruß und Eckel machen, Deren Dampf uns itzt nicht rühr't, Weil man gar zu scharf nicht spür't.
66. Wel-
U 2
63.
Daß nun manches ſuͤß und ſauer, Widrig, lieblich, ſtark und ſchwach, Fluͤchtig und von langer Dauer, Kommt, der meiſten Meinung nach, Von der Coͤrperchen Figuren. Denn was rund, laͤſſ’t and’re Spuren Jn der ſchwach beweg’ten Luft, Als ein mehr geſpitzter Duft.
64.
Alle Wunder zu entdecken, Alle Kraͤft’ und Seltenheit, Die in dieſem Sinne ſtecken, Jſt wol keine Moͤglichkeit. Wer kann doch die Kraft verſtehen, So wir an den Hunden ſehen, Die uns durch die Naſ’ allein Wunderwuͤrdig nuͤtzlich ſeyn?
65.
Daß wir riechen, doch mit Maſſen, Jſt ein Wunder. Sollte man Alle Duͤnſte ſchaͤrfer faſſen, Die man itzt nicht ſpuͤren kann; Wuͤrden ſo viel tauſend Sachen Uns Verdruß und Eckel machen, Deren Dampf uns itzt nicht ruͤhr’t, Weil man gar zu ſcharf nicht ſpuͤr’t.
66. Wel-
U 2
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63.
Daß nun manches ſuͤß und ſauer,
Widrig, lieblich, ſtark und ſchwach,
Fluͤchtig und von langer Dauer,
Kommt, der meiſten Meinung nach,
Von der Coͤrperchen Figuren.
Denn was rund, laͤſſ’t and’re Spuren
Jn der ſchwach beweg’ten Luft,
Als ein mehr geſpitzter Duft.
64.
Alle Wunder zu entdecken,
Alle Kraͤft’ und Seltenheit,
Die in dieſem Sinne ſtecken,
Jſt wol keine Moͤglichkeit.
Wer kann doch die Kraft verſtehen,
So wir an den Hunden ſehen,
Die uns durch die Naſ’ allein
Wunderwuͤrdig nuͤtzlich ſeyn?
65.
Daß wir riechen, doch mit Maſſen,
Jſt ein Wunder. Sollte man
Alle Duͤnſte ſchaͤrfer faſſen,
Die man itzt nicht ſpuͤren kann;
Wuͤrden ſo viel tauſend Sachen
Uns Verdruß und Eckel machen,
Deren Dampf uns itzt nicht ruͤhr’t,
Weil man gar zu ſcharf nicht ſpuͤr’t.
66. Wel-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/343>, abgerufen am 25.11.2024.
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