So als von aussen, bloß den Sinnen Mit so verschiedenem Bemühn, Beschaffenheit und Kräften dien'.
So Wunder-volle Wunder-Werke, Die Menschen-Witz nicht fassen kann, Die zeigen GOTTES Weisheit, Stärke, Auch in dem Wehrt der Sinnen, an. Ach lasset uns denn besser, als wir pflegen, Mit Ernst erwägen, Was an den Sinnen doch gelegen!
Wir sind bloß durch die Sinne nur Verbunden mit der Creatur. Wir haften bloß durch sie am schönen Welt-Gebäude, Und ohne sie empfünde man vom Licht Des Himmels selber keine Freude. Wir wären und wir wären nicht: Der Erde Pracht, des Himmels Lauf, Die ganze Creatur, hör't', ohne Sinnen, auf Für uns zu seyn. Selbst die Erfahrung spricht, Und zeiget, daß GOtt uns're Sele Bloß durch die Sinne nur Mit Seiner schönen Creatur Verbind' und gleichsam selbst vermäle. Wenn man nun seine Sinne wol Zum Nutzen und zur Lust gebrauchet, wie man soll; Entspriesst aus uns'rer Lust des Schöpfers Ehr'.
O süsse Wurzel einer Frucht, Die uns ein solch Vergnügen bringet, So man auf Erden sonst vergebens such't, Aus welchem gar dereinst die Seligkeit entspringet!
Die
So als von auſſen, bloß den Sinnen Mit ſo verſchiedenem Bemuͤhn, Beſchaffenheit und Kraͤften dien’.
So Wunder-volle Wunder-Werke, Die Menſchen-Witz nicht faſſen kann, Die zeigen GOTTES Weiſheit, Staͤrke, Auch in dem Wehrt der Sinnen, an. Ach laſſet uns denn beſſer, als wir pflegen, Mit Ernſt erwaͤgen, Was an den Sinnen doch gelegen!
Wir ſind bloß durch die Sinne nur Verbunden mit der Creatur. Wir haften bloß durch ſie am ſchoͤnen Welt-Gebaͤude, Und ohne ſie empfuͤnde man vom Licht Des Himmels ſelber keine Freude. Wir waͤren und wir waͤren nicht: Der Erde Pracht, des Himmels Lauf, Die ganze Creatur, hoͤr’t’, ohne Sinnen, auf Fuͤr uns zu ſeyn. Selbſt die Erfahrung ſpricht, Und zeiget, daß GOtt unſ’re Sele Bloß durch die Sinne nur Mit Seiner ſchoͤnen Creatur Verbind’ und gleichſam ſelbſt vermaͤle. Wenn man nun ſeine Sinne wol Zum Nutzen und zur Luſt gebrauchet, wie man ſoll; Entſprieſſt aus unſ’rer Luſt des Schoͤpfers Ehr’.
O ſuͤſſe Wurzel einer Frucht, Die uns ein ſolch Vergnuͤgen bringet, So man auf Erden ſonſt vergebens ſuch’t, Aus welchem gar dereinſt die Seligkeit entſpringet!
Die
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So als von auſſen, bloß den Sinnen
Mit ſo verſchiedenem Bemuͤhn,
Beſchaffenheit und Kraͤften dien’.
So Wunder-volle Wunder-Werke,
Die Menſchen-Witz nicht faſſen kann,
Die zeigen GOTTES Weiſheit, Staͤrke,
Auch in dem Wehrt der Sinnen, an.
Ach laſſet uns denn beſſer, als wir pflegen,
Mit Ernſt erwaͤgen,
Was an den Sinnen doch gelegen!
Wir ſind bloß durch die Sinne nur
Verbunden mit der Creatur.
Wir haften bloß durch ſie am ſchoͤnen Welt-Gebaͤude,
Und ohne ſie empfuͤnde man vom Licht
Des Himmels ſelber keine Freude.
Wir waͤren und wir waͤren nicht:
Der Erde Pracht, des Himmels Lauf,
Die ganze Creatur, hoͤr’t’, ohne Sinnen, auf
Fuͤr uns zu ſeyn.
Selbſt die Erfahrung ſpricht,
Und zeiget, daß GOtt unſ’re Sele
Bloß durch die Sinne nur
Mit Seiner ſchoͤnen Creatur
Verbind’ und gleichſam ſelbſt vermaͤle.
Wenn man nun ſeine Sinne wol
Zum Nutzen und zur Luſt gebrauchet, wie man ſoll;
Entſprieſſt aus unſ’rer Luſt des Schoͤpfers Ehr’.
O ſuͤſſe Wurzel einer Frucht,
Die uns ein ſolch Vergnuͤgen bringet,
So man auf Erden ſonſt vergebens ſuch’t,
Aus welchem gar dereinſt die Seligkeit entſpringet!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/321>, abgerufen am 16.02.2025.
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