Die alle wiederum mit Spitzen reich versehn, Wodurch sie teils von einem Ort zum andern Mit den fast stets verlängten Ranken wandern, Teils wie auf kleinen Füssen stehn.
An jedem Ort, woraus das Blat entspringet, Entspriesst zu einer Zeit die Bluhm' und Frucht zugleich; Wobey noch überdem recht Wunder-reich An eben solchem Ort ein Stiel mit Gäblein dringet. Derselbe teilet sich in drey verschied'ne Teile, Die alle, recht wie kleine grüne Seile, Wo sie Gelegenheit nur finden, Die Ranken suchen fest zu binden.
Bewund're doch, mein Herz, die Ordnung der Natur Jn diesem Kürbs-Gewächs aufs neu! Erwege, daß nicht nur Die Zierlichkeit, nein mehr hie zu bewundern sey! Damit dieß Ranken-Werk von wegen seiner Schwäche So bald nicht bräche, Wächst eine kleine Hand mit dreyen Fingern dran, Wodurch sie hie und da sich halten kann. Ach lasst uns doch, wenn wir dergleichen sehn, Den, Der dieß alles macht, den weisen GOtt, erhöhn!
An dieses Stieles Fuß Erblicket man, wiewol so wunderbarlich klein, Daß jeder sich darob verwundern muß, Blat, Bluhme, Frucht und Stiel, die kaum zu sehen seyn, Und dennoch finden wir, daß die so an den Spitzen Der langen Ranken sitzen, Noch unweit kleiner sind, da nemlich man daran
Ein
Die alle wiederum mit Spitzen reich verſehn, Wodurch ſie teils von einem Ort zum andern Mit den faſt ſtets verlaͤngten Ranken wandern, Teils wie auf kleinen Fuͤſſen ſtehn.
An jedem Ort, woraus das Blat entſpringet, Entſprieſſt zu einer Zeit die Bluhm’ und Frucht zugleich; Wobey noch uͤberdem recht Wunder-reich An eben ſolchem Ort ein Stiel mit Gaͤblein dringet. Derſelbe teilet ſich in drey verſchied’ne Teile, Die alle, recht wie kleine gruͤne Seile, Wo ſie Gelegenheit nur finden, Die Ranken ſuchen feſt zu binden.
Bewund’re doch, mein Herz, die Ordnung der Natur Jn dieſem Kuͤrbs-Gewaͤchs aufs neu! Erwege, daß nicht nur Die Zierlichkeit, nein mehr hie zu bewundern ſey! Damit dieß Ranken-Werk von wegen ſeiner Schwaͤche So bald nicht braͤche, Waͤchſt eine kleine Hand mit dreyen Fingern dran, Wodurch ſie hie und da ſich halten kann. Ach laſſt uns doch, wenn wir dergleichen ſehn, Den, Der dieß alles macht, den weiſen GOtt, erhoͤhn!
An dieſes Stieles Fuß Erblicket man, wiewol ſo wunderbarlich klein, Daß jeder ſich darob verwundern muß, Blat, Bluhme, Frucht und Stiel, die kaum zu ſehen ſeyn, Und dennoch finden wir, daß die ſo an den Spitzen Der langen Ranken ſitzen, Noch unweit kleiner ſind, da nemlich man daran
Ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="108"><l><pbfacs="#f0306"n="270"/>
Die alle wiederum mit Spitzen reich verſehn,</l><lb/><l>Wodurch ſie teils von einem Ort zum andern</l><lb/><l>Mit den faſt ſtets verlaͤngten Ranken wandern,</l><lb/><l>Teils wie auf kleinen Fuͤſſen ſtehn.</l></lg><lb/><lgn="109"><l>An jedem Ort, woraus das Blat entſpringet,</l><lb/><l>Entſprieſſt zu einer Zeit die Bluhm’ und Frucht zugleich;</l><lb/><l>Wobey noch uͤberdem recht Wunder-reich</l><lb/><l>An eben ſolchem Ort ein Stiel mit Gaͤblein dringet.</l><lb/><l>Derſelbe teilet ſich in drey verſchied’ne Teile,</l><lb/><l>Die alle, recht wie kleine gruͤne Seile,</l><lb/><l>Wo ſie Gelegenheit nur finden,</l><lb/><l>Die Ranken ſuchen feſt zu binden.</l></lg><lb/><lgn="110"><l>Bewund’re doch, mein Herz, die Ordnung der Natur</l><lb/><l>Jn dieſem Kuͤrbs-Gewaͤchs aufs neu!</l><lb/><l>Erwege, daß nicht nur</l><lb/><l>Die Zierlichkeit, nein mehr hie zu bewundern ſey!</l><lb/><l>Damit dieß Ranken-Werk von wegen ſeiner Schwaͤche</l><lb/><l>So bald nicht braͤche,</l><lb/><l>Waͤchſt eine kleine Hand mit dreyen Fingern dran,</l><lb/><l>Wodurch ſie hie und da ſich halten kann.</l><lb/><l>Ach laſſt uns doch, wenn wir dergleichen ſehn,</l><lb/><l>Den, Der dieß alles macht, den weiſen GOtt, erhoͤhn!</l></lg><lb/><lgn="111"><l>An dieſes Stieles Fuß</l><lb/><l>Erblicket man, wiewol ſo wunderbarlich klein,</l><lb/><l>Daß jeder ſich darob verwundern muß,</l><lb/><l>Blat, Bluhme, Frucht und Stiel, die kaum zu ſehen ſeyn,</l><lb/><l>Und dennoch finden wir, daß die ſo an den Spitzen</l><lb/><l>Der langen Ranken ſitzen,</l><lb/><l>Noch unweit kleiner ſind, da nemlich man daran</l><lb/><l><fwplace="bottom"type="catch">Ein</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[270/0306]
Die alle wiederum mit Spitzen reich verſehn,
Wodurch ſie teils von einem Ort zum andern
Mit den faſt ſtets verlaͤngten Ranken wandern,
Teils wie auf kleinen Fuͤſſen ſtehn.
An jedem Ort, woraus das Blat entſpringet,
Entſprieſſt zu einer Zeit die Bluhm’ und Frucht zugleich;
Wobey noch uͤberdem recht Wunder-reich
An eben ſolchem Ort ein Stiel mit Gaͤblein dringet.
Derſelbe teilet ſich in drey verſchied’ne Teile,
Die alle, recht wie kleine gruͤne Seile,
Wo ſie Gelegenheit nur finden,
Die Ranken ſuchen feſt zu binden.
Bewund’re doch, mein Herz, die Ordnung der Natur
Jn dieſem Kuͤrbs-Gewaͤchs aufs neu!
Erwege, daß nicht nur
Die Zierlichkeit, nein mehr hie zu bewundern ſey!
Damit dieß Ranken-Werk von wegen ſeiner Schwaͤche
So bald nicht braͤche,
Waͤchſt eine kleine Hand mit dreyen Fingern dran,
Wodurch ſie hie und da ſich halten kann.
Ach laſſt uns doch, wenn wir dergleichen ſehn,
Den, Der dieß alles macht, den weiſen GOtt, erhoͤhn!
An dieſes Stieles Fuß
Erblicket man, wiewol ſo wunderbarlich klein,
Daß jeder ſich darob verwundern muß,
Blat, Bluhme, Frucht und Stiel, die kaum zu ſehen ſeyn,
Und dennoch finden wir, daß die ſo an den Spitzen
Der langen Ranken ſitzen,
Noch unweit kleiner ſind, da nemlich man daran
Ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/306>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.