Was sich aber sonst aus Dingen, Welche riechen, aufwärts drengt, Und auf unsichtbaren Schwingen Sich mit uns'rer Luft vermengt, Wird so bald von uns verspüret, Als es uns're Nase rühret, Die die Süss- und Bitterkeit Wunderbarlich unterscheid't.
23.
Alle Luft, die um uns schwebet, Jst zwar leib- und cörperlich, Doch sehr dünn und zart gewebet, Und ihr Wesen dehnet sich. So hieß GOTT sie sich bereiten, Daß sie, stark sich auszubreiten Und zu spannen wär' geschickt, Sich verdünnet' und verdickt'.
24.
Wann sie Wärm' und Hitze spüret, Spann't sie sich, und wird verdünn't: Jst es aber kalt und frieret; Wird, was ausgedehnt, geschwind Wieder in sich selbst gedrücket, Stark gedrenget und verdicket. Hat sie also, wenn es kalt, Einen kleinern Aufenthalt.
25. Wun-
22.
Was ſich aber ſonſt aus Dingen, Welche riechen, aufwaͤrts drengt, Und auf unſichtbaren Schwingen Sich mit unſ’rer Luft vermengt, Wird ſo bald von uns verſpuͤret, Als es unſ’re Naſe ruͤhret, Die die Suͤſſ- und Bitterkeit Wunderbarlich unterſcheid’t.
23.
Alle Luft, die um uns ſchwebet, Jſt zwar leib- und coͤrperlich, Doch ſehr duͤnn und zart gewebet, Und ihr Weſen dehnet ſich. So hieß GOTT ſie ſich bereiten, Daß ſie, ſtark ſich auszubreiten Und zu ſpannen waͤr’ geſchickt, Sich verduͤnnet’ und verdickt’.
24.
Wann ſie Waͤrm’ und Hitze ſpuͤret, Spann’t ſie ſich, und wird verduͤnn’t: Jſt es aber kalt und frieret; Wird, was ausgedehnt, geſchwind Wieder in ſich ſelbſt gedruͤcket, Stark gedrenget und verdicket. Hat ſie alſo, wenn es kalt, Einen kleinern Aufenthalt.
25. Wun-
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22.
Was ſich aber ſonſt aus Dingen,
Welche riechen, aufwaͤrts drengt,
Und auf unſichtbaren Schwingen
Sich mit unſ’rer Luft vermengt,
Wird ſo bald von uns verſpuͤret,
Als es unſ’re Naſe ruͤhret,
Die die Suͤſſ- und Bitterkeit
Wunderbarlich unterſcheid’t.
23.
Alle Luft, die um uns ſchwebet,
Jſt zwar leib- und coͤrperlich,
Doch ſehr duͤnn und zart gewebet,
Und ihr Weſen dehnet ſich.
So hieß GOTT ſie ſich bereiten,
Daß ſie, ſtark ſich auszubreiten
Und zu ſpannen waͤr’ geſchickt,
Sich verduͤnnet’ und verdickt’.
24.
Wann ſie Waͤrm’ und Hitze ſpuͤret,
Spann’t ſie ſich, und wird verduͤnn’t:
Jſt es aber kalt und frieret;
Wird, was ausgedehnt, geſchwind
Wieder in ſich ſelbſt gedruͤcket,
Stark gedrenget und verdicket.
Hat ſie alſo, wenn es kalt,
Einen kleinern Aufenthalt.
25. Wun-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/278>, abgerufen am 25.11.2024.
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