Kann man auch mit Recht verneinen, Daß die Schnecke sich nicht reg't, Ob sie gleich sich nicht mit Beinen, Und fast unvermerkt, beweg't? Allen Fischen fel'ts an Füssen; Doch steht daraus nicht zu schliessen, Daß sie, weil sie sonder Bein, Keine Thiere können seyn.
35.
Sollten wir, die wir die Erden Voller Vorurteil besehn, Nicht betrogen können werden, Und im Urteil uns vergehn? Bloß weil keiner je gespüret, Wie und wann die Welt sich rühret; Folgern wir zum Tag' hinein, Sie müss' unbeweglich seyn.
36.
Gleich der Laus, so auf der Stirne, Als auf einer Kugel, läuft, Und die doch vom nahen Hirne Das geringste nicht begreift, Sondern (falls sie dächte) denket, Daß nur sie sich reg't und lenket, Und das Haupt, wie wir die Welt, Unbeweglich glaubt und hält.
37. Da
34.
Kann man auch mit Recht verneinen, Daß die Schnecke ſich nicht reg’t, Ob ſie gleich ſich nicht mit Beinen, Und faſt unvermerkt, beweg’t? Allen Fiſchen fel’ts an Fuͤſſen; Doch ſteht daraus nicht zu ſchlieſſen, Daß ſie, weil ſie ſonder Bein, Keine Thiere koͤnnen ſeyn.
35.
Sollten wir, die wir die Erden Voller Vorurteil beſehn, Nicht betrogen koͤnnen werden, Und im Urteil uns vergehn? Bloß weil keiner je geſpuͤret, Wie und wann die Welt ſich ruͤhret; Folgern wir zum Tag’ hinein, Sie muͤſſ’ unbeweglich ſeyn.
36.
Gleich der Laus, ſo auf der Stirne, Als auf einer Kugel, laͤuft, Und die doch vom nahen Hirne Das geringſte nicht begreift, Sondern (falls ſie daͤchte) denket, Daß nur ſie ſich reg’t und lenket, Und das Haupt, wie wir die Welt, Unbeweglich glaubt und haͤlt.
37. Da
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34.
Kann man auch mit Recht verneinen,
Daß die Schnecke ſich nicht reg’t,
Ob ſie gleich ſich nicht mit Beinen,
Und faſt unvermerkt, beweg’t?
Allen Fiſchen fel’ts an Fuͤſſen;
Doch ſteht daraus nicht zu ſchlieſſen,
Daß ſie, weil ſie ſonder Bein,
Keine Thiere koͤnnen ſeyn.
35.
Sollten wir, die wir die Erden
Voller Vorurteil beſehn,
Nicht betrogen koͤnnen werden,
Und im Urteil uns vergehn?
Bloß weil keiner je geſpuͤret,
Wie und wann die Welt ſich ruͤhret;
Folgern wir zum Tag’ hinein,
Sie muͤſſ’ unbeweglich ſeyn.
36.
Gleich der Laus, ſo auf der Stirne,
Als auf einer Kugel, laͤuft,
Und die doch vom nahen Hirne
Das geringſte nicht begreift,
Sondern (falls ſie daͤchte) denket,
Daß nur ſie ſich reg’t und lenket,
Und das Haupt, wie wir die Welt,
Unbeweglich glaubt und haͤlt.
37. Da
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/240>, abgerufen am 22.11.2024.
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