Auf hundert sechs und vierzig mal so weit Sich an Geschwindigkeit erstrecken. Wer kann doch sonder Schrecken Solch ungemess'ner Gröss' und ungeheurer Last Und ungezäl'ter Meng' entsetzlichs schnell Bewegen Jn seiner Selen überlegen? Wer kann der so verschied'nen Kreise Verschied'ne Gröss' und grausam schnelle Reise Ohn' einen Selen-Schwindel sehn Entsetzlich durch einander gehn, Und zwar so ordentlich sich drehn, Daß nach viel tausend Jahren Sie noch dieselben sind, die sie vorhero waren? Es hat sie nichts verwirr't, nichts ihre Kraft geschwächt, Nichts ihren Lauf gehemm't, der unaufhörlich recht Jn steter Ründe fliegt.
Gewiß mich überläuft ein schreckendes Vergnügen, Wann sich mein Geist dahin bloß in Gedanken lenkt, Und nur von weitem einst an einen Raum gedenkt, Wo, in so grosser Eil, so grosse Cörper fliegen. Sprich nicht: ich würde ja solch ein geschwindes Rennen Von so entsetzlichen Geschöpfen sehen können. Es folget nicht, indem ja uns're Augen Nicht das, was sich zu schnell beweg't, zu fassen taugen. Wenn wir ein feurig Holz, das glühet, drehen; So schein'ts ein feur'ger Kreis, und gänzlich still zu stehen. Es kommt hinzu, daß der Bewegung Stand, So wie der Stand der Ruh' uns gänzlich unbekannt:
Da
Auf hundert ſechs und vierzig mal ſo weit Sich an Geſchwindigkeit erſtrecken. Wer kann doch ſonder Schrecken Solch ungemeſſ’ner Groͤſſ’ und ungeheurer Laſt Und ungezaͤl’ter Meng’ entſetzlichs ſchnell Bewegen Jn ſeiner Selen uͤberlegen? Wer kann der ſo verſchied’nen Kreiſe Verſchied’ne Groͤſſ’ und grauſam ſchnelle Reiſe Ohn’ einen Selen-Schwindel ſehn Entſetzlich durch einander gehn, Und zwar ſo ordentlich ſich drehn, Daß nach viel tauſend Jahren Sie noch dieſelben ſind, die ſie vorhero waren? Es hat ſie nichts verwirr’t, nichts ihre Kraft geſchwaͤcht, Nichts ihren Lauf gehemm’t, der unaufhoͤrlich recht Jn ſteter Ruͤnde fliegt.
Gewiß mich uͤberlaͤuft ein ſchreckendes Vergnuͤgen, Wann ſich mein Geiſt dahin bloß in Gedanken lenkt, Und nur von weitem einſt an einen Raum gedenkt, Wo, in ſo groſſer Eil, ſo groſſe Coͤrper fliegen. Sprich nicht: ich wuͤrde ja ſolch ein geſchwindes Rennen Von ſo entſetzlichen Geſchoͤpfen ſehen koͤnnen. Es folget nicht, indem ja unſ’re Augen Nicht das, was ſich zu ſchnell beweg’t, zu faſſen taugen. Wenn wir ein feurig Holz, das gluͤhet, drehen; So ſchein’ts ein feur’ger Kreis, und gaͤnzlich ſtill zu ſtehen. Es kommt hinzu, daß der Bewegung Stand, So wie der Stand der Ruh’ uns gaͤnzlich unbekannt:
Da
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Auf hundert ſechs und vierzig mal ſo weit
Sich an Geſchwindigkeit erſtrecken.
Wer kann doch ſonder Schrecken
Solch ungemeſſ’ner Groͤſſ’ und ungeheurer Laſt
Und ungezaͤl’ter Meng’ entſetzlichs ſchnell Bewegen
Jn ſeiner Selen uͤberlegen?
Wer kann der ſo verſchied’nen Kreiſe
Verſchied’ne Groͤſſ’ und grauſam ſchnelle Reiſe
Ohn’ einen Selen-Schwindel ſehn
Entſetzlich durch einander gehn,
Und zwar ſo ordentlich ſich drehn,
Daß nach viel tauſend Jahren
Sie noch dieſelben ſind, die ſie vorhero waren?
Es hat ſie nichts verwirr’t, nichts ihre Kraft geſchwaͤcht,
Nichts ihren Lauf gehemm’t, der unaufhoͤrlich recht
Jn ſteter Ruͤnde fliegt.
Gewiß mich uͤberlaͤuft ein ſchreckendes Vergnuͤgen,
Wann ſich mein Geiſt dahin bloß in Gedanken lenkt,
Und nur von weitem einſt an einen Raum gedenkt,
Wo, in ſo groſſer Eil, ſo groſſe Coͤrper fliegen.
Sprich nicht: ich wuͤrde ja ſolch ein geſchwindes Rennen
Von ſo entſetzlichen Geſchoͤpfen ſehen koͤnnen.
Es folget nicht, indem ja unſ’re Augen
Nicht das, was ſich zu ſchnell beweg’t, zu faſſen taugen.
Wenn wir ein feurig Holz, das gluͤhet, drehen;
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Es kommt hinzu, daß der Bewegung Stand,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/220>, abgerufen am 22.11.2024.
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