Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.
Der mich bedecket, doch nicht netzet, ARIA. Süsser Bluhmen Ambra-Flocken,Euer Silber soll mich locken Dem zum Ruhm, Der euch gemacht. Da ihr fallt, will ich mich schwingen Himmel-wärts, und Den besingen, Der die Welt hervor gebracht. Er ging hierauf ein wenig weiter fort, Und kam an einen Ort, Woselbst in einem roten Schein Schon eine frühe Rose blühte. Der holde Glanz, der auf den Blättern glüh'te, Nam nebst der Seltenheit ihm Herz und Sinnen ein. Er brach von diesem Busch, um sie recht zu besehn, Ein' off'ne Rose fertig ab, Und fand, als er darauf recht Achtung gab, Daß auf den Blättern, wunderschön Statt einer, viele Farben stehn, Und daß, was auf den äussern Blättern glühet, Jn einer blaulich-weiß- und rötlich-klaren Pracht Fast einer Fleisch-Farb' ähnlich siehet. Hiedurch gerührt und gleichsam angelacht Ward er zu folgenden Betrachtungen gebracht: ARIA. Wenn man schöne Wangen siehet,Und von Lieb' entzündet glühet; Spricht man: wie die Rose blühet, Also blühet dieß Gesicht. Gibt II. Theil. K
Der mich bedecket, doch nicht netzet, ARIA. Suͤſſer Bluhmen Ambra-Flocken,Euer Silber ſoll mich locken Dem zum Ruhm, Der euch gemacht. Da ihr fallt, will ich mich ſchwingen Himmel-waͤrts, und Den beſingen, Der die Welt hervor gebracht. Er ging hierauf ein wenig weiter fort, Und kam an einen Ort, Woſelbſt in einem roten Schein Schon eine fruͤhe Roſe bluͤhte. Der holde Glanz, der auf den Blaͤttern gluͤh’te, Nam nebſt der Seltenheit ihm Herz und Sinnen ein. Er brach von dieſem Buſch, um ſie recht zu beſehn, Ein’ off’ne Roſe fertig ab, Und fand, als er darauf recht Achtung gab, Daß auf den Blaͤttern, wunderſchoͤn Statt einer, viele Farben ſtehn, Und daß, was auf den aͤuſſern Blaͤttern gluͤhet, Jn einer blaulich-weiß- und roͤtlich-klaren Pracht Faſt einer Fleiſch-Farb’ aͤhnlich ſiehet. Hiedurch geruͤhrt und gleichſam angelacht Ward er zu folgenden Betrachtungen gebracht: ARIA. Wenn man ſchoͤne Wangen ſiehet,Und von Lieb’ entzuͤndet gluͤhet; Spricht man: wie die Roſe bluͤhet, Alſo bluͤhet dieß Geſicht. Gibt II. Theil. K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg n="14"> <l><pb facs="#f0181" n="145"/> Der mich bedecket, doch nicht netzet,</l><lb/> <l>Der mein Geſicht, Gefuͤl und den Geruch ergetzet.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">ARIA.</hi> </hi> </head><lb/> <l>Suͤſſer Bluhmen Ambra-Flocken,</l><lb/> <l>Euer Silber ſoll mich locken</l><lb/> <l>Dem zum Ruhm, Der euch gemacht.</l><lb/> <l>Da ihr fallt, will ich mich ſchwingen</l><lb/> <l>Himmel-waͤrts, und Den beſingen,</l><lb/> <l>Der die Welt hervor gebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Er ging hierauf ein wenig weiter fort,</l><lb/> <l>Und kam an einen Ort,</l><lb/> <l>Woſelbſt in einem roten Schein</l><lb/> <l>Schon eine fruͤhe Roſe bluͤhte.</l><lb/> <l>Der holde Glanz, der auf den Blaͤttern gluͤh’te,</l><lb/> <l>Nam nebſt der Seltenheit ihm Herz und Sinnen ein.</l><lb/> <l>Er brach von dieſem Buſch, um ſie recht zu beſehn,</l><lb/> <l>Ein’ off’ne Roſe fertig ab,</l><lb/> <l>Und fand, als er darauf recht Achtung gab,</l><lb/> <l>Daß auf den Blaͤttern, wunderſchoͤn</l><lb/> <l>Statt einer, viele Farben ſtehn,</l><lb/> <l>Und daß, was auf den aͤuſſern Blaͤttern gluͤhet,</l><lb/> <l>Jn einer blaulich-weiß- und roͤtlich-klaren Pracht</l><lb/> <l>Faſt einer Fleiſch-Farb’ aͤhnlich ſiehet.</l><lb/> <l>Hiedurch geruͤhrt und gleichſam angelacht</l><lb/> <l>Ward er zu folgenden Betrachtungen gebracht:</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">ARIA.</hi> </hi> </head><lb/> <l>Wenn man ſchoͤne Wangen ſiehet,</l><lb/> <l>Und von Lieb’ entzuͤndet gluͤhet;</l><lb/> <l>Spricht man: wie die Roſe bluͤhet,</l><lb/> <l>Alſo bluͤhet dieß Geſicht.</l><lb/> <l> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. K</fw> <fw place="bottom" type="catch">Gibt</fw><lb/> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [145/0181]
Der mich bedecket, doch nicht netzet,
Der mein Geſicht, Gefuͤl und den Geruch ergetzet.
ARIA.
Suͤſſer Bluhmen Ambra-Flocken,
Euer Silber ſoll mich locken
Dem zum Ruhm, Der euch gemacht.
Da ihr fallt, will ich mich ſchwingen
Himmel-waͤrts, und Den beſingen,
Der die Welt hervor gebracht.
Er ging hierauf ein wenig weiter fort,
Und kam an einen Ort,
Woſelbſt in einem roten Schein
Schon eine fruͤhe Roſe bluͤhte.
Der holde Glanz, der auf den Blaͤttern gluͤh’te,
Nam nebſt der Seltenheit ihm Herz und Sinnen ein.
Er brach von dieſem Buſch, um ſie recht zu beſehn,
Ein’ off’ne Roſe fertig ab,
Und fand, als er darauf recht Achtung gab,
Daß auf den Blaͤttern, wunderſchoͤn
Statt einer, viele Farben ſtehn,
Und daß, was auf den aͤuſſern Blaͤttern gluͤhet,
Jn einer blaulich-weiß- und roͤtlich-klaren Pracht
Faſt einer Fleiſch-Farb’ aͤhnlich ſiehet.
Hiedurch geruͤhrt und gleichſam angelacht
Ward er zu folgenden Betrachtungen gebracht:
ARIA.
Wenn man ſchoͤne Wangen ſiehet,
Und von Lieb’ entzuͤndet gluͤhet;
Spricht man: wie die Roſe bluͤhet,
Alſo bluͤhet dieß Geſicht.
Gibt
II. Theil. K
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |