Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweyte Cantata.
Mit einem aufgeweckt- und fröhlichen Gemüte
Sah Belisander jüngst die weisse Blühte
Verschied'ner Bäum' im Lenzen an.
Er setzte sich in ihren Schatten nieder,
Und sang dem GOtt, der aller Schönheit Pracht
So wunderbar hervor gebracht,
Voll Ehrfurcht, Dank- und Freuden-Lieder.
ARIOSO.
Jch seh' anitzo wunderschön
Auf manchem schwanken Ast,
Auf so viel hundert Zweigen
Viel tausend weisse Bluhmen stehn,
Die sich, nebst ihrer süssen Last,
Vom Zephir sanft beweg't, sanft auf- und nieder
beugen.
Sie gleichen, da sie uns, zusamt der Luft, erfrischen,
Beweglich-wallenden Schnee-weissen Feder-
Büschen.
Er sah mit Lust ihr sanftes Wallen,
Zuweilen aber auch durch stetiges Bewegen
Ein grosses Heer herunter fallen.
Ach! rief er, welch ein holder Regen,

Der
Zweyte Cantata.
Mit einem aufgeweckt- und froͤhlichen Gemuͤte
Sah Beliſander juͤngſt die weiſſe Bluͤhte
Verſchied’ner Baͤum’ im Lenzen an.
Er ſetzte ſich in ihren Schatten nieder,
Und ſang dem GOtt, der aller Schoͤnheit Pracht
So wunderbar hervor gebracht,
Voll Ehrfurcht, Dank- und Freuden-Lieder.
ARIOSO.
Jch ſeh’ anitzo wunderſchoͤn
Auf manchem ſchwanken Aſt,
Auf ſo viel hundert Zweigen
Viel tauſend weiſſe Bluhmen ſtehn,
Die ſich, nebſt ihrer ſuͤſſen Laſt,
Vom Zephir ſanft beweg’t, ſanft auf- und nieder
beugen.
Sie gleichen, da ſie uns, zuſamt der Luft, erfriſchen,
Beweglich-wallenden Schnee-weiſſen Feder-
Buͤſchen.
Er ſah mit Luſt ihr ſanftes Wallen,
Zuweilen aber auch durch ſtetiges Bewegen
Ein groſſes Heer herunter fallen.
Ach! rief er, welch ein holder Regen,

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0180" n="144"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zweyte <hi rendition="#aq">Cantata.</hi></hi> </head><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>it einem aufgeweckt- und fro&#x0364;hlichen Gemu&#x0364;te</l><lb/>
            <l>Sah Beli&#x017F;ander ju&#x0364;ng&#x017F;t die wei&#x017F;&#x017F;e Blu&#x0364;hte</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chied&#x2019;ner Ba&#x0364;um&#x2019; im Lenzen an.</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;etzte &#x017F;ich in ihren Schatten nieder,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ang dem GOtt, der aller Scho&#x0364;nheit Pracht</l><lb/>
            <l>So wunderbar hervor gebracht,</l><lb/>
            <l>Voll Ehrfurcht, Dank- und Freuden-Lieder.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARIOSO</hi>.</hi> </head><lb/>
            <l>Jch &#x017F;eh&#x2019; anitzo wunder&#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
            <l>Auf manchem &#x017F;chwanken A&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Auf &#x017F;o viel hundert Zweigen</l><lb/>
            <l>Viel tau&#x017F;end wei&#x017F;&#x017F;e Bluhmen &#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich, neb&#x017F;t ihrer &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en La&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Vom Zephir &#x017F;anft beweg&#x2019;t, &#x017F;anft auf- und nieder</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">beugen.</hi> </l><lb/>
            <l>Sie gleichen, da &#x017F;ie uns, zu&#x017F;amt der Luft, erfri&#x017F;chen,</l><lb/>
            <l>Beweglich-wallenden Schnee-wei&#x017F;&#x017F;en Feder-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Bu&#x0364;&#x017F;chen.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>Er &#x017F;ah mit Lu&#x017F;t ihr &#x017F;anftes Wallen,</l><lb/>
            <l>Zuweilen aber auch durch &#x017F;tetiges Bewegen</l><lb/>
            <l>Ein gro&#x017F;&#x017F;es Heer herunter fallen.</l><lb/>
            <l>Ach! rief er, welch ein holder Regen,</l><lb/>
            <l>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0180] Zweyte Cantata. Mit einem aufgeweckt- und froͤhlichen Gemuͤte Sah Beliſander juͤngſt die weiſſe Bluͤhte Verſchied’ner Baͤum’ im Lenzen an. Er ſetzte ſich in ihren Schatten nieder, Und ſang dem GOtt, der aller Schoͤnheit Pracht So wunderbar hervor gebracht, Voll Ehrfurcht, Dank- und Freuden-Lieder. ARIOSO. Jch ſeh’ anitzo wunderſchoͤn Auf manchem ſchwanken Aſt, Auf ſo viel hundert Zweigen Viel tauſend weiſſe Bluhmen ſtehn, Die ſich, nebſt ihrer ſuͤſſen Laſt, Vom Zephir ſanft beweg’t, ſanft auf- und nieder beugen. Sie gleichen, da ſie uns, zuſamt der Luft, erfriſchen, Beweglich-wallenden Schnee-weiſſen Feder- Buͤſchen. Er ſah mit Luſt ihr ſanftes Wallen, Zuweilen aber auch durch ſtetiges Bewegen Ein groſſes Heer herunter fallen. Ach! rief er, welch ein holder Regen, Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/180
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/180>, abgerufen am 25.11.2024.