Kaum, daß der schnelle Wasser-Stral Zum ersten mal Sich in die Höhe hub und spielte, Als ich auch einen Trieb, Zu GOtt mich zu erheben, fül'te, Und die Betrachtungen zu GOttes Ehren schrieb:
Grosser GOtt! aus Dessen Willen Alle Meer', als Bächlein, qvillen, Und durch Dessen Wort allein Sich die unergründ'ten Gründe, Aller Tiefen dunk'le Schlünde, Mit dem Schwall der Wasser füllen; Dieses kleine Wasser-Spiel Zeigt mir viel. Du nur hast der weichen Flut, Deiner Creatur zu gut, Diese Wunder-Eigenschaft, Daß sie flüssig ist, gegeben, Und durch eig'ner Schwere Kraft Auch geschickt ist, sich zu heben, Um dann durch ihr strenges Senken Füglicher die Welt zu tränken: Wie wir auf der Berge Höh'n Lauter Wasser-Künste sehn. Alle Wasser-Fäll' und Meere Spielen, HErr, zu deiner Ehre.
Kein starrer Eis-Zapf ist so glatt, so klar, so fest, Als wie der neu-gebohrne Stral
Nicht
Kaum, daß der ſchnelle Waſſer-Stral Zum erſten mal Sich in die Hoͤhe hub und ſpielte, Als ich auch einen Trieb, Zu GOtt mich zu erheben, fuͤl’te, Und die Betrachtungen zu GOttes Ehren ſchrieb:
Groſſer GOtt! aus Deſſen Willen Alle Meer’, als Baͤchlein, qvillen, Und durch Deſſen Wort allein Sich die unergruͤnd’ten Gruͤnde, Aller Tiefen dunk’le Schluͤnde, Mit dem Schwall der Waſſer fuͤllen; Dieſes kleine Waſſer-Spiel Zeigt mir viel. Du nur haſt der weichen Flut, Deiner Creatur zu gut, Dieſe Wunder-Eigenſchaft, Daß ſie fluͤſſig iſt, gegeben, Und durch eig’ner Schwere Kraft Auch geſchickt iſt, ſich zu heben, Um dann durch ihr ſtrenges Senken Fuͤglicher die Welt zu traͤnken: Wie wir auf der Berge Hoͤh’n Lauter Waſſer-Kuͤnſte ſehn. Alle Waſſer-Faͤll’ und Meere Spielen, HErr, zu deiner Ehre.
Kein ſtarrer Eis-Zapf iſt ſo glatt, ſo klar, ſo feſt, Als wie der neu-gebohrne Stral
Nicht
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Kaum, daß der ſchnelle Waſſer-Stral
Zum erſten mal
Sich in die Hoͤhe hub und ſpielte,
Als ich auch einen Trieb,
Zu GOtt mich zu erheben, fuͤl’te,
Und die Betrachtungen zu GOttes Ehren ſchrieb:
Groſſer GOtt! aus Deſſen Willen
Alle Meer’, als Baͤchlein, qvillen,
Und durch Deſſen Wort allein
Sich die unergruͤnd’ten Gruͤnde,
Aller Tiefen dunk’le Schluͤnde,
Mit dem Schwall der Waſſer fuͤllen;
Dieſes kleine Waſſer-Spiel
Zeigt mir viel.
Du nur haſt der weichen Flut,
Deiner Creatur zu gut,
Dieſe Wunder-Eigenſchaft,
Daß ſie fluͤſſig iſt, gegeben,
Und durch eig’ner Schwere Kraft
Auch geſchickt iſt, ſich zu heben,
Um dann durch ihr ſtrenges Senken
Fuͤglicher die Welt zu traͤnken:
Wie wir auf der Berge Hoͤh’n
Lauter Waſſer-Kuͤnſte ſehn.
Alle Waſſer-Faͤll’ und Meere
Spielen, HErr, zu deiner Ehre.
Kein ſtarrer Eis-Zapf iſt ſo glatt, ſo klar, ſo feſt,
Als wie der neu-gebohrne Stral
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/146>, abgerufen am 24.11.2024.
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