Sprich: Hätte GOtt dich zwingen sollen, So, wie zu seyn, auch froh zu seyn? Es hängt an deinem eig'nen Wollen: GOtt hat dir freye Wahl gelassen, Ob du in deiner Lust Sein' Ehre willt erhöhn. Willt du nebst Jhm dein eigenes auch hassen; So lässt es GOtt zu deiner Straf geschehn. Es steht dein Glück in deiner Hand: Du darfst den denkenden Verstand Nur auf des Schöpfers Werke wenden; So wird sich deine Lust nicht enden.
Unzälich ist es, was die Welt Jn sich für Anmuts-Schalen hält, Wovon, auf wunderbare Weise, Der Kern, so GOtt, der Selen Speise. Nicht nur die Blüht, nicht nur das Laub, Nicht nur die Flut, nicht nur der Staub, Nicht nur der Wald, nicht nur die Matten, Es zeiget Jhn so gar der Schatten.
Die Anmut, die im Schatten steckt, War mir bishero noch verborgen. Es hat es mir ein heit'rer Morgen Von ungefehr entdeckt. Kaum hatt' ich, nach verschwund'ner Nacht, Jns Garten-Land den Fuß gesetzet, Als der bestral'ten Bluhmen Pracht Mich rühret und ergetzet. Wie in dem spielenden Opal Sich aller Farben Schmuck vereinet: So lieblich spiel't, so herrlich scheinet Der Bluhmen Schmuck im Sonnen-Stral. Man siehet, wie ein schönes Ganz
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Sprich: Haͤtte GOtt dich zwingen ſollen, So, wie zu ſeyn, auch froh zu ſeyn? Es haͤngt an deinem eig’nen Wollen: GOtt hat dir freye Wahl gelaſſen, Ob du in deiner Luſt Sein’ Ehre willt erhoͤhn. Willt du nebſt Jhm dein eigenes auch haſſen; So laͤſſt es GOtt zu deiner Straf geſchehn. Es ſteht dein Gluͤck in deiner Hand: Du darfſt den denkenden Verſtand Nur auf des Schoͤpfers Werke wenden; So wird ſich deine Luſt nicht enden.
Unzaͤlich iſt es, was die Welt Jn ſich fuͤr Anmuts-Schalen haͤlt, Wovon, auf wunderbare Weiſe, Der Kern, ſo GOtt, der Selen Speiſe. Nicht nur die Bluͤht, nicht nur das Laub, Nicht nur die Flut, nicht nur der Staub, Nicht nur der Wald, nicht nur die Matten, Es zeiget Jhn ſo gar der Schatten.
Die Anmut, die im Schatten ſteckt, War mir bishero noch verborgen. Es hat es mir ein heit’rer Morgen Von ungefehr entdeckt. Kaum hatt’ ich, nach verſchwund’ner Nacht, Jns Garten-Land den Fuß geſetzet, Als der beſtral’ten Bluhmen Pracht Mich ruͤhret und ergetzet. Wie in dem ſpielenden Opal Sich aller Farben Schmuck vereinet: So lieblich ſpiel’t, ſo herrlich ſcheinet Der Bluhmen Schmuck im Sonnen-Stral. Man ſiehet, wie ein ſchoͤnes Ganz
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Sprich: Haͤtte GOtt dich zwingen ſollen,
So, wie zu ſeyn, auch froh zu ſeyn?
Es haͤngt an deinem eig’nen Wollen:
GOtt hat dir freye Wahl gelaſſen,
Ob du in deiner Luſt Sein’ Ehre willt erhoͤhn.
Willt du nebſt Jhm dein eigenes auch haſſen;
So laͤſſt es GOtt zu deiner Straf geſchehn.
Es ſteht dein Gluͤck in deiner Hand:
Du darfſt den denkenden Verſtand
Nur auf des Schoͤpfers Werke wenden;
So wird ſich deine Luſt nicht enden.
Unzaͤlich iſt es, was die Welt
Jn ſich fuͤr Anmuts-Schalen haͤlt,
Wovon, auf wunderbare Weiſe,
Der Kern, ſo GOtt, der Selen Speiſe.
Nicht nur die Bluͤht, nicht nur das Laub,
Nicht nur die Flut, nicht nur der Staub,
Nicht nur der Wald, nicht nur die Matten,
Es zeiget Jhn ſo gar der Schatten.
Die Anmut, die im Schatten ſteckt,
War mir bishero noch verborgen.
Es hat es mir ein heit’rer Morgen
Von ungefehr entdeckt.
Kaum hatt’ ich, nach verſchwund’ner Nacht,
Jns Garten-Land den Fuß geſetzet,
Als der beſtral’ten Bluhmen Pracht
Mich ruͤhret und ergetzet.
Wie in dem ſpielenden Opal
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So lieblich ſpiel’t, ſo herrlich ſcheinet
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 2. Hamburg, 1727, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen02_1727/116>, abgerufen am 22.11.2024.
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