Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727.ret worden / daß kein Wind der Heucheley / der Verstellung oder Falschheit bey Ihm durchdringen können. Man sagt sonst in gemeinen Sprichworte: Es sey nicht alles Gold / was da gläntze; und so sind es auch nicht lauter Tugenden / die davor angesehen werden. Auch die lasterhafftesten Menschen können offtmahls ihre Laster verbergen / und den Schein der Tugend annehmen / eben wie ein geringes Metall mit Goldschaume kan überstrichen werden / daß es Einfältige vor reines Gold ansehen. Allein eine verstellete Tugend ist ein nur desto grösseres Laster. Was ist eine verstellete Demuth anderst / als der allerschändlichste Hoffart? Solche Falschheit / Verstellung und Heucheley ist weit / weit von unsern Wohlseeligen Herrn Abt entfernet gewesen. Die Auffrichtigkeit hatte sein Hertz gar zu wohl verwahret / daß sich nicht die allergeringste Verstellung bey Ihm einschleichen können. Aufrichtig war sein Hertz gegen GOtt / redlich war sein Gemüth gegen alle Menschen. Wie der Mund redete / so meynete es das Hertz / so daß er es wohl hätte leyden mögen / wan jedweder in sein Hertz und Brust hätte hinein sehen / und den Grund desselben ausforschen können. Wolten wir diese redliche Auffrichtigkeit in einem Sinn-Bilde vorstellen / müsten wir eine offene Brust mahlen / in welcher ein gantz güldenes Hertz zu sehen / mit der Beyschrifft: ret worden / daß kein Wind der Heucheley / der Verstellung oder Falschheit bey Ihm durchdringen können. Man sagt sonst in gemeinen Sprichworte: Es sey nicht alles Gold / was da gläntze; und so sind es auch nicht lauter Tugenden / die davor angesehen werden. Auch die lasterhafftesten Menschen können offtmahls ihre Laster verbergen / und den Schein der Tugend annehmen / eben wie ein geringes Metall mit Goldschaume kan überstrichen werden / daß es Einfältige vor reines Gold ansehen. Allein eine verstellete Tugend ist ein nur desto grösseres Laster. Was ist eine verstellete Demuth anderst / als der allerschändlichste Hoffart? Solche Falschheit / Verstellung und Heucheley ist weit / weit von unsern Wohlseeligen Herrn Abt entfernet gewesen. Die Auffrichtigkeit hatte sein Hertz gar zu wohl verwahret / daß sich nicht die allergeringste Verstellung bey Ihm einschleichen können. Aufrichtig war sein Hertz gegen GOtt / redlich war sein Gemüth gegen alle Menschen. Wie der Mund redete / so meynete es das Hertz / so daß er es wohl hätte leyden mögen / wan jedweder in sein Hertz und Brust hätte hinein sehen / und den Grund desselben ausforschen können. Wolten wir diese redliche Auffrichtigkeit in einem Sinn-Bilde vorstellen / müsten wir eine offene Brust mahlen / in welcher ein gantz güldenes Hertz zu sehen / mit der Beyschrifft: <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0085" n="11"/> ret worden / daß kein Wind der Heucheley / der Verstellung oder Falschheit bey Ihm durchdringen können. Man sagt sonst in gemeinen Sprichworte: Es sey nicht alles Gold / was da gläntze; und so sind es auch nicht lauter Tugenden / die davor angesehen werden. Auch die lasterhafftesten Menschen können offtmahls ihre Laster verbergen / und den Schein der Tugend annehmen / eben wie ein geringes Metall mit Goldschaume kan überstrichen werden / daß es Einfältige vor reines Gold ansehen. Allein eine verstellete Tugend ist ein nur desto grösseres Laster. Was ist eine verstellete Demuth anderst / als der allerschändlichste Hoffart? Solche Falschheit / Verstellung und Heucheley ist weit / weit von unsern Wohlseeligen Herrn Abt entfernet gewesen. Die Auffrichtigkeit hatte sein Hertz gar zu wohl verwahret / daß sich nicht die allergeringste Verstellung bey Ihm einschleichen können. Aufrichtig war sein Hertz gegen GOtt / redlich war sein Gemüth gegen alle Menschen. Wie der Mund redete / so meynete es das Hertz / so daß er es wohl hätte leyden mögen / wan jedweder in sein Hertz und Brust hätte hinein sehen / und den Grund desselben ausforschen können. Wolten wir diese redliche Auffrichtigkeit in einem Sinn-Bilde vorstellen / müsten wir eine offene Brust mahlen / in welcher ein gantz güldenes Hertz zu sehen / mit der Beyschrifft:</p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0085]
ret worden / daß kein Wind der Heucheley / der Verstellung oder Falschheit bey Ihm durchdringen können. Man sagt sonst in gemeinen Sprichworte: Es sey nicht alles Gold / was da gläntze; und so sind es auch nicht lauter Tugenden / die davor angesehen werden. Auch die lasterhafftesten Menschen können offtmahls ihre Laster verbergen / und den Schein der Tugend annehmen / eben wie ein geringes Metall mit Goldschaume kan überstrichen werden / daß es Einfältige vor reines Gold ansehen. Allein eine verstellete Tugend ist ein nur desto grösseres Laster. Was ist eine verstellete Demuth anderst / als der allerschändlichste Hoffart? Solche Falschheit / Verstellung und Heucheley ist weit / weit von unsern Wohlseeligen Herrn Abt entfernet gewesen. Die Auffrichtigkeit hatte sein Hertz gar zu wohl verwahret / daß sich nicht die allergeringste Verstellung bey Ihm einschleichen können. Aufrichtig war sein Hertz gegen GOtt / redlich war sein Gemüth gegen alle Menschen. Wie der Mund redete / so meynete es das Hertz / so daß er es wohl hätte leyden mögen / wan jedweder in sein Hertz und Brust hätte hinein sehen / und den Grund desselben ausforschen können. Wolten wir diese redliche Auffrichtigkeit in einem Sinn-Bilde vorstellen / müsten wir eine offene Brust mahlen / in welcher ein gantz güldenes Hertz zu sehen / mit der Beyschrifft:
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