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Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727.

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Ach freylich ja ist uns / daß DU von hinnen ziehest / Verhaßter Wermuths-Wein und bittre Aloe, Ach daß DU allzufrüh von unsern Gräntzen fliehest / Ist unsern Sinnen jetzt ein tausendfaches Weh. Doch weil des Höchsten Winck / dies alles so gefüget / So gönnen wir DIR auch die frohe Himmels-Lust / Genieß erwünschtes Wohl / weil DU die Welt besieget / Indessen ist uns nichts als Traurigkeit bewust.

J. W. Quenstedt, C. M.

Brabeschrifft. MADRIGAL.
MAn dachte einst des Moses Grab zu finden / Hornius erzehlet in Hist. Eccles. daß sich einst bey dem Berge Nebo in Syrien etliche Ziegen von der Heerde verlauffen. Als nun selbe wiederkommen, sey an ihnen ein unvergleichlicher Geruch zu spühren gewesen. Wie nun diese Ziegen sich aufs neue wegstehlen wolten: folgeten ihnen die Hirten aus curiosität nach, und kamen darüber in ein vortrefliches und mit wohlriechenden Kräutern erfülletes Thal, wo sie ein offenes Grabmahl fanden, da diß ruchtbahr wurde, besahen solches mehrere, und fanden darauf die Uberschrifft: Moses Servus DEI. Darauf machten die Franeiseaner auf diese Reliquien praetension. Die Jesuiten aber wolten listig das praevenire spielen, und selbe wegnehmen. Allein sie fanden im Grabe nicht das geringste, und ein gelehrter Jude erwieß auch, daß alhie nicht Moses, sondern ein anderer dieses Nahmens begraben. Und meinte des gewiß zu seyn: Doch traff der Ausgang nicht mit dieser Meinung ein / Was GOtt versteckt, kan nie ein Mensch ergründen. Doch ruhen unter diesem Steine Von einem Moses die Gebeine! Er war des Höchsten frommer Knecht / Sein Lehren voller Licht / sein Wandel voller Recht / Voll Eyfers Sein Gemüth vor die warhafften Lehren Voll Sehnsucht Hertz und Sinn / des Höchsten Ruhm zu mehren / Das Seine sucht Er nicht / nur diß allein In GOttes Hauß wie Moses treu zu seyn.
Ach freylich ja ist uns / daß DU von hinnen ziehest / Verhaßter Wermuths-Wein und bittre Aloë, Ach daß DU allzufrüh von unsern Gräntzen fliehest / Ist unsern Sinnen jetzt ein tausendfaches Weh. Doch weil des Höchsten Winck / dies alles so gefüget / So gönnen wir DIR auch die frohe Himmels-Lust / Genieß erwünschtes Wohl / weil DU die Welt besieget / Indessen ist uns nichts als Traurigkeit bewust.

J. W. Quenstedt, C. M.

Brabeschrifft. MADRIGAL.
MAn dachte einst des Moses Grab zu finden / Hornius erzehlet in Hist. Eccles. daß sich einst bey dem Berge Nebo in Syrien etliche Ziegen von der Heerde verlauffen. Als nun selbe wiederkommen, sey an ihnen ein unvergleichlicher Geruch zu spühren gewesen. Wie nun diese Ziegen sich aufs neue wegstehlen wolten: folgeten ihnen die Hirten aus curiosität nach, und kamen darüber in ein vortrefliches und mit wohlriechenden Kräutern erfülletes Thal, wo sie ein offenes Grabmahl fanden, da diß ruchtbahr wurde, besahen solches mehrere, und fanden darauf die Uberschrifft: Moses Servus DEI. Darauf machten die Franeiseaner auf diese Reliquien praetension. Die Jesuiten aber wolten listig das praevenire spielen, und selbe wegnehmen. Allein sie fanden im Grabe nicht das geringste, und ein gelehrter Jude erwieß auch, daß alhie nicht Moses, sondern ein anderer dieses Nahmens begraben. Und meinte des gewiß zu seyn: Doch traff der Ausgang nicht mit dieser Meinung ein / Was GOtt versteckt, kan nie ein Mensch ergründen. Doch ruhen unter diesem Steine Von einem Moses die Gebeine! Er war des Höchsten frommer Knecht / Sein Lehren voller Licht / sein Wandel voller Recht / Voll Eyfers Sein Gemüth vor die warhafften Lehren Voll Sehnsucht Hertz und Sinn / des Höchsten Ruhm zu mehren / Das Seine sucht Er nicht / nur diß allein In GOttes Hauß wie Moses treu zu seyn.
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[33/0107] Ach freylich ja ist uns / daß DU von hinnen ziehest / Verhaßter Wermuths-Wein und bittre Aloë, Ach daß DU allzufrüh von unsern Gräntzen fliehest / Ist unsern Sinnen jetzt ein tausendfaches Weh. Doch weil des Höchsten Winck / dies alles so gefüget / So gönnen wir DIR auch die frohe Himmels-Lust / Genieß erwünschtes Wohl / weil DU die Welt besieget / Indessen ist uns nichts als Traurigkeit bewust. J. W. Quenstedt, C. M. Brabeschrifft. MADRIGAL. MAn dachte einst des Moses Grab zu finden / Und meinte des gewiß zu seyn: Doch traff der Ausgang nicht mit dieser Meinung ein / Was GOtt versteckt, kan nie ein Mensch ergründen. Doch ruhen unter diesem Steine Von einem Moses die Gebeine! Er war des Höchsten frommer Knecht / Sein Lehren voller Licht / sein Wandel voller Recht / Voll Eyfers Sein Gemüth vor die warhafften Lehren Voll Sehnsucht Hertz und Sinn / des Höchsten Ruhm zu mehren / Das Seine sucht Er nicht / nur diß allein In GOttes Hauß wie Moses treu zu seyn.

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Zitationshilfe: Breymann, Conrad Andreas: Die Vertreibung der Bitterkeit des Todes/ Welche bey dem Hochansehnlichen Leich-Begängniß/ So auf Hohe Verordnung Sr. Hoch-Fürstl. Durchl. ... Dem ... Herrn Eberhard Finen/ ... Als Derselbe Den 12ten Apr. des 1726ten Jahrs ... entschlafen/ ... vorgestellet ... Blanckenburg, 1727, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/breymann_vertreibung_1727/107>, abgerufen am 21.11.2024.