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Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.

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schossen, fiel sie mir todt in die Arme, sie hat ihr Grab
auch neben den Ihrigen empfangen. Gott gebe ihnen
Allen eine freudige Auferstehung!

Sie sollen treten auf die Spitzen,
Wo die lieben Engelein sitzen,
Wo kömmt der liebe Gott gezogen,
Mit einem schönen Regenbogen;
Da sollen ihre Seelen vor Gott bestehn,
Wann wir werden zum Himmel eingehn.
Amen.
Als ich in die Hauptstadt zurück kam, hörte ich: Graf
Grossinger sey gestorben: er habe Gift genommen; in
meiner Wohnung fand ich einen Brief von ihm, er sagte
mir darin:

Ich habe Ihnen viel zu danken, Sie haben meine
Schande, die mir lange das Herz abnagte, zu Tage
gebracht. Jenes Lied der Alten kannte ich wohl,
die Annerl hatte es mir oft vorgesagt, sie war ein
unbeschreiblich edles Geschöpf. Ich war ein elender Ver¬
brecher, sie hatte ein schriftliches Eheversprechen von
mir gehabt und hat es verbrannt. Sie diente bei einer
alten Tante von mir, sie litt oft an Melancholie. Ich
habe mich durch gewisse medicinische Mittel, die etwas

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ſchoſſen, fiel ſie mir todt in die Arme, ſie hat ihr Grab
auch neben den Ihrigen empfangen. Gott gebe ihnen
Allen eine freudige Auferſtehung!

Sie ſollen treten auf die Spitzen,
Wo die lieben Engelein ſitzen,
Wo kömmt der liebe Gott gezogen,
Mit einem ſchönen Regenbogen;
Da ſollen ihre Seelen vor Gott beſtehn,
Wann wir werden zum Himmel eingehn.
Amen.
Als ich in die Hauptſtadt zurück kam, hörte ich: Graf
Groſſinger ſey geſtorben: er habe Gift genommen; in
meiner Wohnung fand ich einen Brief von ihm, er ſagte
mir darin:

Ich habe Ihnen viel zu danken, Sie haben meine
Schande, die mir lange das Herz abnagte, zu Tage
gebracht. Jenes Lied der Alten kannte ich wohl,
die Annerl hatte es mir oft vorgeſagt, ſie war ein
unbeſchreiblich edles Geſchöpf. Ich war ein elender Ver¬
brecher, ſie hatte ein ſchriftliches Eheverſprechen von
mir gehabt und hat es verbrannt. Sie diente bei einer
alten Tante von mir, ſie litt oft an Melancholie. Ich
habe mich durch gewiſſe mediciniſche Mittel, die etwas

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[65/0075] ſchoſſen, fiel ſie mir todt in die Arme, ſie hat ihr Grab auch neben den Ihrigen empfangen. Gott gebe ihnen Allen eine freudige Auferſtehung! Sie ſollen treten auf die Spitzen, Wo die lieben Engelein ſitzen, Wo kömmt der liebe Gott gezogen, Mit einem ſchönen Regenbogen; Da ſollen ihre Seelen vor Gott beſtehn, Wann wir werden zum Himmel eingehn. Amen. Als ich in die Hauptſtadt zurück kam, hörte ich: Graf Groſſinger ſey geſtorben: er habe Gift genommen; in meiner Wohnung fand ich einen Brief von ihm, er ſagte mir darin: Ich habe Ihnen viel zu danken, Sie haben meine Schande, die mir lange das Herz abnagte, zu Tage gebracht. Jenes Lied der Alten kannte ich wohl, die Annerl hatte es mir oft vorgeſagt, ſie war ein unbeſchreiblich edles Geſchöpf. Ich war ein elender Ver¬ brecher, ſie hatte ein ſchriftliches Eheverſprechen von mir gehabt und hat es verbrannt. Sie diente bei einer alten Tante von mir, ſie litt oft an Melancholie. Ich habe mich durch gewiſſe mediciniſche Mittel, die etwas 5

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_kasperl_1838/75>, abgerufen am 22.11.2024.