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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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Nun höret ihr armen Sünder,
Katz Schurrimurri und Kinder,
Du Mack, du Benack und du Gog,
Du Magog und du Demagog,
Die ihr seid arme Sünderlein,
Ein Exempel muß statuiret seyn.
Nun Hackaug, Blutklau, Brich-das-Genick!
Meine Söhne, macht eurer Meisterstück.

Da wollten sie den Sack aufmachen und die Katzen vor
aller Augen hinrichten, aber Gackeleia schrie so entsetzlich,
daß Gockel der Eule befahl, mit ihren Söhnen den Sack
fortzutragen und sich zu Hause mit den Katzen abzufinden,
was sie auch buchstäblich gethan. -- Ja, ja sie fanden sich
mit ihnen ab!

Als so dieses schreckliche Schauspiel vermieden war, trat
Alektryo vor Gockel und verlangte, daß er ihm nun den
Kopf abschlagen, sich den Siegelring Salomonis aus seinem
Kropfe nehmen und ihn sodann mit den Gebeinen der Gal¬
lina und ihrer Jungen verbrennen sollte. Gockel weigerte sich
lange, dem Begehren des Alektryo zu folgen, aber da er
sich auf keine Weise wollte abweisen lassen und ihn versicherte,
daß er sich doch in jedem Falle zu Tode hungern werde, so
willigte Gockel ein; er umarmte den edlen Alektryo nochmals
von ganzem Herzen. Dann streckte der ritterliche Hahn den
Hals weit aus und rief, auf der Inschrift des Grabsteins
scharrend, mit lauter Stimme aus:

Alektryo bringt dir Glück selbst um Undank.
O Gockel! hau' ihm den Kopf ab,
Schneid' ihm den Kropf auf!
Salomo's Siegelring Jedem noch Brod gab.

Am Schluße dieser Worte schwang Gockel das Grafen¬
schwert und hieb den Hals des Alektryo mitten durch,
daß ihm der Kopf des Hahnen vor die Füße fiel und der
todte Rumpf in den Scheiterhaufen sank. Gockel nahm das
ehrwürdige Haupt bei dem Kamm, hob es empor, küßte es,

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Nun hoͤret ihr armen Suͤnder,
Katz Schurrimurri und Kinder,
Du Mack, du Benack und du Gog,
Du Magog und du Demagog,
Die ihr ſeid arme Suͤnderlein,
Ein Exempel muß ſtatuiret ſeyn.
Nun Hackaug, Blutklau, Brich-das-Genick!
Meine Soͤhne, macht eurer Meiſterſtuͤck.

Da wollten ſie den Sack aufmachen und die Katzen vor
aller Augen hinrichten, aber Gackeleia ſchrie ſo entſetzlich,
daß Gockel der Eule befahl, mit ihren Soͤhnen den Sack
fortzutragen und ſich zu Hauſe mit den Katzen abzufinden,
was ſie auch buchſtaͤblich gethan. — Ja, ja ſie fanden ſich
mit ihnen ab!

Als ſo dieſes ſchreckliche Schauſpiel vermieden war, trat
Alektryo vor Gockel und verlangte, daß er ihm nun den
Kopf abſchlagen, ſich den Siegelring Salomonis aus ſeinem
Kropfe nehmen und ihn ſodann mit den Gebeinen der Gal¬
lina und ihrer Jungen verbrennen ſollte. Gockel weigerte ſich
lange, dem Begehren des Alektryo zu folgen, aber da er
ſich auf keine Weiſe wollte abweiſen laſſen und ihn verſicherte,
daß er ſich doch in jedem Falle zu Tode hungern werde, ſo
willigte Gockel ein; er umarmte den edlen Alektryo nochmals
von ganzem Herzen. Dann ſtreckte der ritterliche Hahn den
Hals weit aus und rief, auf der Inſchrift des Grabſteins
ſcharrend, mit lauter Stimme aus:

Alektryo bringt dir Gluͤck ſelbſt um Undank.
O Gockel! hau' ihm den Kopf ab,
Schneid' ihm den Kropf auf!
Salomo's Siegelring Jedem noch Brod gab.

Am Schluße dieſer Worte ſchwang Gockel das Grafen¬
ſchwert und hieb den Hals des Alektryo mitten durch,
daß ihm der Kopf des Hahnen vor die Fuͤße fiel und der
todte Rumpf in den Scheiterhaufen ſank. Gockel nahm das
ehrwuͤrdige Haupt bei dem Kamm, hob es empor, kuͤßte es,

5 *
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[67/0097] Nun hoͤret ihr armen Suͤnder, Katz Schurrimurri und Kinder, Du Mack, du Benack und du Gog, Du Magog und du Demagog, Die ihr ſeid arme Suͤnderlein, Ein Exempel muß ſtatuiret ſeyn. Nun Hackaug, Blutklau, Brich-das-Genick! Meine Soͤhne, macht eurer Meiſterſtuͤck. Da wollten ſie den Sack aufmachen und die Katzen vor aller Augen hinrichten, aber Gackeleia ſchrie ſo entſetzlich, daß Gockel der Eule befahl, mit ihren Soͤhnen den Sack fortzutragen und ſich zu Hauſe mit den Katzen abzufinden, was ſie auch buchſtaͤblich gethan. — Ja, ja ſie fanden ſich mit ihnen ab! Als ſo dieſes ſchreckliche Schauſpiel vermieden war, trat Alektryo vor Gockel und verlangte, daß er ihm nun den Kopf abſchlagen, ſich den Siegelring Salomonis aus ſeinem Kropfe nehmen und ihn ſodann mit den Gebeinen der Gal¬ lina und ihrer Jungen verbrennen ſollte. Gockel weigerte ſich lange, dem Begehren des Alektryo zu folgen, aber da er ſich auf keine Weiſe wollte abweiſen laſſen und ihn verſicherte, daß er ſich doch in jedem Falle zu Tode hungern werde, ſo willigte Gockel ein; er umarmte den edlen Alektryo nochmals von ganzem Herzen. Dann ſtreckte der ritterliche Hahn den Hals weit aus und rief, auf der Inſchrift des Grabſteins ſcharrend, mit lauter Stimme aus: Alektryo bringt dir Gluͤck ſelbſt um Undank. O Gockel! hau' ihm den Kopf ab, Schneid' ihm den Kropf auf! Salomo's Siegelring Jedem noch Brod gab. Am Schluße dieſer Worte ſchwang Gockel das Grafen¬ ſchwert und hieb den Hals des Alektryo mitten durch, daß ihm der Kopf des Hahnen vor die Fuͤße fiel und der todte Rumpf in den Scheiterhaufen ſank. Gockel nahm das ehrwuͤrdige Haupt bei dem Kamm, hob es empor, kuͤßte es, 5 *

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/97>, abgerufen am 22.11.2024.