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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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"Ich, dein Alektryo, füg' bei:
"Aus der Gallinen erstem Ei,
"Der Erstling der Alektryonen,
"Soll stäts bei allen Gockeln wohnen,
"Daß er vor Mißbrauch und Gefahr
"Dem Haus den Ring im Kropf bewahr'.
"So komm' dein Ring von Kropf zu Kropf,
"Dein Grafenhut von Kopf zu Kopf,
"Und wenn erlischt der Mannesstamm
"Vom Gockelhut, vom Hahnenkamm,
"Schlägt ab des letzten Gockels Schwert
"Dem Schluß-Alektryo den Kopf,
"Und Salomonis Ringlein kehrt
"In Grafen Hand aus Hahnen Kropf.
"Der letzte Sproß den Ring dann dreht,
"Bis neu der Hahn vom Tod ersteht,
"Der auf den Wunsch von einem Kind
"Das End vom Liede schnell ersinnt."
Zu mir dem Urgockelio
Sprach so der Uralektryo,
Und hat mit seinem Kopf gezuckt
Und schnell in seinen Kropf verschluckt
Den Siegelring des Salomo,
Und hat dann dunkel, als Prophet,
Den Schicksalsspruch mir vorgekräht,
Der auf dem Grab und Wappen steht,
Und richtig, ward er gleich verdreht,
Noch heute in Erfüllung geht.
Doch ich hab' nicht recht zugehört,
Ich sprach im Bett zur Wand gekehrt:
"Wer gab dem Hahnen den Verstand?"
Dann reiste in das andre Land,
Wohin den Weg noch Jeder fand,
Ich, der Urgockel, an der Wand!

Nach diesen Worten schwieg Urgockel still und war ein
lebloses Steinbild wie vorher. Graf Gockel, der während der
Explication die Bilder der Reihe nach betrachtet hatte, schüttelte

„Ich, dein Alektryo, fuͤg' bei:
„Aus der Gallinen erſtem Ei,
„Der Erſtling der Alektryonen,
„Soll ſtaͤts bei allen Gockeln wohnen,
„Daß er vor Mißbrauch und Gefahr
„Dem Haus den Ring im Kropf bewahr'.
„So komm' dein Ring von Kropf zu Kropf,
„Dein Grafenhut von Kopf zu Kopf,
„Und wenn erliſcht der Mannesſtamm
„Vom Gockelhut, vom Hahnenkamm,
„Schlaͤgt ab des letzten Gockels Schwert
„Dem Schluß-Alektryo den Kopf,
„Und Salomonis Ringlein kehrt
„In Grafen Hand aus Hahnen Kropf.
„Der letzte Sproß den Ring dann dreht,
„Bis neu der Hahn vom Tod erſteht,
„Der auf den Wunſch von einem Kind
„Das End vom Liede ſchnell erſinnt.“
Zu mir dem Urgockelio
Sprach ſo der Uralektryo,
Und hat mit ſeinem Kopf gezuckt
Und ſchnell in ſeinen Kropf verſchluckt
Den Siegelring des Salomo,
Und hat dann dunkel, als Prophet,
Den Schickſalsſpruch mir vorgekraͤht,
Der auf dem Grab und Wappen ſteht,
Und richtig, ward er gleich verdreht,
Noch heute in Erfuͤllung geht.
Doch ich hab' nicht recht zugehoͤrt,
Ich ſprach im Bett zur Wand gekehrt:
„Wer gab dem Hahnen den Verſtand?“
Dann reiſte in das andre Land,
Wohin den Weg noch Jeder fand,
Ich, der Urgockel, an der Wand!

Nach dieſen Worten ſchwieg Urgockel ſtill und war ein
lebloſes Steinbild wie vorher. Graf Gockel, der waͤhrend der
Explication die Bilder der Reihe nach betrachtet hatte, ſchuͤttelte

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[58/0084] „Ich, dein Alektryo, fuͤg' bei: „Aus der Gallinen erſtem Ei, „Der Erſtling der Alektryonen, „Soll ſtaͤts bei allen Gockeln wohnen, „Daß er vor Mißbrauch und Gefahr „Dem Haus den Ring im Kropf bewahr'. „So komm' dein Ring von Kropf zu Kropf, „Dein Grafenhut von Kopf zu Kopf, „Und wenn erliſcht der Mannesſtamm „Vom Gockelhut, vom Hahnenkamm, „Schlaͤgt ab des letzten Gockels Schwert „Dem Schluß-Alektryo den Kopf, „Und Salomonis Ringlein kehrt „In Grafen Hand aus Hahnen Kropf. „Der letzte Sproß den Ring dann dreht, „Bis neu der Hahn vom Tod erſteht, „Der auf den Wunſch von einem Kind „Das End vom Liede ſchnell erſinnt.“ Zu mir dem Urgockelio Sprach ſo der Uralektryo, Und hat mit ſeinem Kopf gezuckt Und ſchnell in ſeinen Kropf verſchluckt Den Siegelring des Salomo, Und hat dann dunkel, als Prophet, Den Schickſalsſpruch mir vorgekraͤht, Der auf dem Grab und Wappen ſteht, Und richtig, ward er gleich verdreht, Noch heute in Erfuͤllung geht. Doch ich hab' nicht recht zugehoͤrt, Ich ſprach im Bett zur Wand gekehrt: „Wer gab dem Hahnen den Verſtand?“ Dann reiſte in das andre Land, Wohin den Weg noch Jeder fand, Ich, der Urgockel, an der Wand! Nach dieſen Worten ſchwieg Urgockel ſtill und war ein lebloſes Steinbild wie vorher. Graf Gockel, der waͤhrend der Explication die Bilder der Reihe nach betrachtet hatte, ſchuͤttelte

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/84>, abgerufen am 27.11.2024.