und Arbeit und Salomonis Siegelring in des Hahnen Kropf ist verloren für uns, der Gockel muß es gemerkt ha¬ ben, daß Kopf, Kropf, Siegel nicht unsere Namen, sondern nur einzelne Worte des alten geheimen Spruches sind, wel¬ cher sagt: man müsse dem Hahnen den Kopf ab und den Kropf aufschneiden, um Salomonis Siegelring aus demsel¬ ben zu erhalten, der einem giebt, Herz was verlangst du? Jugend und Reichthum, alle Güter der Welt, Geld! -- Geld! -- Geld!-- Geld!" --
Dann schrie der Andere: "o wehe uns, daß wir jemals etwas von dem Ring in dem Kropfe des Hahnen erfahren haben; o hätten unsere Väter doch niemals in dem alten Gockelschloß nach Schätzen gegraben, und dort das ganze Geheimniß auf dem Grabsteine eingehauen gelesen, so hät¬ ten wir Ruhe gehabt, jetzt schwebt uns der Ring immer vor den Augen, der einem giebt, Herz was verlangst du? Jugend und Reichthum, alle Güter der Welt! -- Geld! -- Geld! -- Geld! -- Geld!"
Nun schrie der Dritte: "o Unglück über Unglück, alle Mühe und Arbeit verloren! wie lange haben wir dem Kö¬ nig von Gelnhausen zugesetzt, wie viel haben wir an seine Minister spendirt, bis sie den Gockel ins Elend gebracht, damit wir ihm den Hahn leicht abkaufen könnten; haben unsere Eltern doch allein das Petschierstechen gelernt, um dem Hahn näher zu kommen, da sie sein Portrait nach der Natur auf das Grafensiegel stachen, wo sie ihm auf den Zahn fühlen konnten, ob er nach dem Tod des frühern Hahns, als dessen erstgeborner Sohn, auch den Ring wieder im Kropf habe. -- Wie haben wir müssen laufen von Heddern¬ heim nach Krakau, von Krakau nach Bockenheim, von Bocken¬ heim nach Constantinopel, von Constantinopel nach Fürth, von Fürth nach Jerusalem, von Jerusalem nach Worms, von Worms nach Cairo, von Cairo wieder nach Heddernheim und von Hed¬ dernheim wieder in die ganze Geographie, laufen, laufen um zu
und Arbeit und Salomonis Siegelring in des Hahnen Kropf iſt verloren fuͤr uns, der Gockel muß es gemerkt ha¬ ben, daß Kopf, Kropf, Siegel nicht unſere Namen, ſondern nur einzelne Worte des alten geheimen Spruches ſind, wel¬ cher ſagt: man muͤſſe dem Hahnen den Kopf ab und den Kropf aufſchneiden, um Salomonis Siegelring aus demſel¬ ben zu erhalten, der einem giebt, Herz was verlangſt du? Jugend und Reichthum, alle Guͤter der Welt, Geld! — Geld! — Geld!— Geld!“ —
Dann ſchrie der Andere: „o wehe uns, daß wir jemals etwas von dem Ring in dem Kropfe des Hahnen erfahren haben; o haͤtten unſere Vaͤter doch niemals in dem alten Gockelſchloß nach Schaͤtzen gegraben, und dort das ganze Geheimniß auf dem Grabſteine eingehauen geleſen, ſo haͤt¬ ten wir Ruhe gehabt, jetzt ſchwebt uns der Ring immer vor den Augen, der einem giebt, Herz was verlangſt du? Jugend und Reichthum, alle Guͤter der Welt! — Geld! — Geld! — Geld! — Geld!“
Nun ſchrie der Dritte: „o Ungluͤck uͤber Ungluͤck, alle Muͤhe und Arbeit verloren! wie lange haben wir dem Koͤ¬ nig von Gelnhauſen zugeſetzt, wie viel haben wir an ſeine Miniſter ſpendirt, bis ſie den Gockel ins Elend gebracht, damit wir ihm den Hahn leicht abkaufen koͤnnten; haben unſere Eltern doch allein das Petſchierſtechen gelernt, um dem Hahn naͤher zu kommen, da ſie ſein Portrait nach der Natur auf das Grafenſiegel ſtachen, wo ſie ihm auf den Zahn fuͤhlen konnten, ob er nach dem Tod des fruͤhern Hahns, als deſſen erſtgeborner Sohn, auch den Ring wieder im Kropf habe. — Wie haben wir muͤſſen laufen von Heddern¬ heim nach Krakau, von Krakau nach Bockenheim, von Bocken¬ heim nach Conſtantinopel, von Conſtantinopel nach Fuͤrth, von Fuͤrth nach Jeruſalem, von Jeruſalem nach Worms, von Worms nach Cairo, von Cairo wieder nach Heddernheim und von Hed¬ dernheim wieder in die ganze Geographie, laufen, laufen um zu
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und Arbeit und Salomonis Siegelring in des Hahnen
Kropf iſt verloren fuͤr uns, der Gockel muß es gemerkt ha¬
ben, daß Kopf, Kropf, Siegel nicht unſere Namen, ſondern
nur einzelne Worte des alten geheimen Spruches ſind, wel¬
cher ſagt: man muͤſſe dem Hahnen den Kopf ab und den
Kropf aufſchneiden, um Salomonis Siegelring aus demſel¬
ben zu erhalten, der einem giebt, Herz was verlangſt du?
Jugend und Reichthum, alle Guͤter der Welt, Geld! —
Geld! — Geld!— Geld!“ —
Dann ſchrie der Andere: „o wehe uns, daß wir jemals
etwas von dem Ring in dem Kropfe des Hahnen erfahren
haben; o haͤtten unſere Vaͤter doch niemals in dem alten
Gockelſchloß nach Schaͤtzen gegraben, und dort das ganze
Geheimniß auf dem Grabſteine eingehauen geleſen, ſo haͤt¬
ten wir Ruhe gehabt, jetzt ſchwebt uns der Ring immer vor
den Augen, der einem giebt, Herz was verlangſt du? Jugend
und Reichthum, alle Guͤter der Welt! — Geld! — Geld! —
Geld! — Geld!“
Nun ſchrie der Dritte: „o Ungluͤck uͤber Ungluͤck, alle
Muͤhe und Arbeit verloren! wie lange haben wir dem Koͤ¬
nig von Gelnhauſen zugeſetzt, wie viel haben wir an ſeine
Miniſter ſpendirt, bis ſie den Gockel ins Elend gebracht,
damit wir ihm den Hahn leicht abkaufen koͤnnten; haben
unſere Eltern doch allein das Petſchierſtechen gelernt, um
dem Hahn naͤher zu kommen, da ſie ſein Portrait nach der
Natur auf das Grafenſiegel ſtachen, wo ſie ihm auf den
Zahn fuͤhlen konnten, ob er nach dem Tod des fruͤhern
Hahns, als deſſen erſtgeborner Sohn, auch den Ring wieder
im Kropf habe. — Wie haben wir muͤſſen laufen von Heddern¬
heim nach Krakau, von Krakau nach Bockenheim, von Bocken¬
heim nach Conſtantinopel, von Conſtantinopel nach Fuͤrth, von
Fuͤrth nach Jeruſalem, von Jeruſalem nach Worms, von Worms
nach Cairo, von Cairo wieder nach Heddernheim und von Hed¬
dernheim wieder in die ganze Geographie, laufen, laufen um zu
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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/69>, abgerufen am 11.12.2024.
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