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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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zu protestiren, was durch lange Ueberlieferung bereits anerkannt und
also anerkannt nicht anzuerkennen sey. -- Zur Begründung dieser
Aberglaubens-Anwandlung habe nun die Akademie dem Herrn Pfalz¬
grafen für jedes Stück dieser so schändlich unterdrückten Wunderge¬
schöpfe, das er unter der Bank hervorziehe und durch ein mit rothem
Wachs versiegeltes Dokument legitimire, vier Pfund Sterling durch
das Handlungshaus Gebrüder Vatermörder anweisen lassen. Der
Herr Pfalzgraf habe hierauf sogleich eine Rundreise zu diesem Ge¬
schäft angetreten und sey zuerst auf das Schloß Staufenberg bei Of¬
fenburg in der Ortenau gezogen, um die dortige Meerfey oder Me¬
lusine, welche mit seinem Ahnherrn Peter Diemringer von Staufen¬
berg in Verbindung gestanden, zu legitimiren, und ihr wirkliches Her¬
einragen aus der Geisterwelt in die Leiberwelt auf dem Zwölfflein
zwischen Staufenberg, Nußbach und Weilershofen mit seinem rothen
Pfalzgrafenwachs zu besiegeln; indem diese Meerfey das vollkom¬
menste Exemplar sey, welches je ein Exempel des Hereinragens sta¬
tuirt habe, was bei seines Anherrn Hochzeit mit einer Muhme des
Kaisers aus Kärnthen offenkundig geworden sey, da das elfenbeinerne
Geisterbein der Meerfey bis ans Knie über dem leiblichen Hochzeits¬
mahl in Gegenwart aller Gäste durch eine Oeffnung der Stubendecke
hereingeragt habe, welche den Fremden noch vorgezeigt werde. Dort
also sey der Herr Pfalzgraf Diemringer zu finden und alle frankirten
Briefe an ihn nach Offenburg poste restante adressirt empfange er
richtig. -- Nach dieser eidlichen Aussage der Haushälterin erklärte
der Präsident im Namen der Gemeinde, es stehe dem Volke nicht
zu, seine ins Nachtgebiet der Natur gerathenen Landesgebieter aus
demselben ohne allerhöchste Einwilligung zu verweisen und müsse
Erlaubniß hiezu vorerst allerunterthänigst nachgesucht werden, allen
andern Betheiligten aber sey es freigestellt, bei dem Herrn Pfalzgra¬
fen Hülfe zu suchen. -- Nach dieser Erklärung erhob sich die Frau
Oberosterhäsin und sprach: "Hochherzige Gelnhauserinnen, mein ehe¬
maliger Ehegemahl, das nunmahlige Oberhofosterhäschen hatte auf
die merianische Bilderchronik subskribirt, die so eben in Frankfurt her¬
ausgekommen; gestern erhielt er sein Exemplar und ich habe es
mit ihm in seiner nunmehrigen Kindlichkeit durchbildern müssen, wei¬
ter aber als bis zu Seite 75 des dritten Theils sind wir nicht ge¬
kommen; denn von dem Bilde der Weiber von Weinsberg, welche ihre
Eheherrn auf dem Rücken aus dem von Kaiser Konrad III. belager¬

zu proteſtiren, was durch lange Ueberlieferung bereits anerkannt und
alſo anerkannt nicht anzuerkennen ſey. — Zur Begruͤndung dieſer
Aberglaubens-Anwandlung habe nun die Akademie dem Herrn Pfalz¬
grafen fuͤr jedes Stuͤck dieſer ſo ſchaͤndlich unterdruͤckten Wunderge¬
ſchoͤpfe, das er unter der Bank hervorziehe und durch ein mit rothem
Wachs verſiegeltes Dokument legitimire, vier Pfund Sterling durch
das Handlungshaus Gebruͤder Vatermoͤrder anweiſen laſſen. Der
Herr Pfalzgraf habe hierauf ſogleich eine Rundreiſe zu dieſem Ge¬
ſchaͤft angetreten und ſey zuerſt auf das Schloß Staufenberg bei Of¬
fenburg in der Ortenau gezogen, um die dortige Meerfey oder Me¬
luſine, welche mit ſeinem Ahnherrn Peter Diemringer von Staufen¬
berg in Verbindung geſtanden, zu legitimiren, und ihr wirkliches Her¬
einragen aus der Geiſterwelt in die Leiberwelt auf dem Zwoͤlfflein
zwiſchen Staufenberg, Nußbach und Weilershofen mit ſeinem rothen
Pfalzgrafenwachs zu beſiegeln; indem dieſe Meerfey das vollkom¬
menſte Exemplar ſey, welches je ein Exempel des Hereinragens ſta¬
tuirt habe, was bei ſeines Anherrn Hochzeit mit einer Muhme des
Kaiſers aus Kaͤrnthen offenkundig geworden ſey, da das elfenbeinerne
Geiſterbein der Meerfey bis ans Knie uͤber dem leiblichen Hochzeits¬
mahl in Gegenwart aller Gaͤſte durch eine Oeffnung der Stubendecke
hereingeragt habe, welche den Fremden noch vorgezeigt werde. Dort
alſo ſey der Herr Pfalzgraf Diemringer zu finden und alle frankirten
Briefe an ihn nach Offenburg poste restante adreſſirt empfange er
richtig. — Nach dieſer eidlichen Ausſage der Haushaͤlterin erklaͤrte
der Praͤſident im Namen der Gemeinde, es ſtehe dem Volke nicht
zu, ſeine ins Nachtgebiet der Natur gerathenen Landesgebieter aus
demſelben ohne allerhoͤchſte Einwilligung zu verweiſen und muͤſſe
Erlaubniß hiezu vorerſt allerunterthaͤnigſt nachgeſucht werden, allen
andern Betheiligten aber ſey es freigeſtellt, bei dem Herrn Pfalzgra¬
fen Huͤlfe zu ſuchen. — Nach dieſer Erklaͤrung erhob ſich die Frau
Oberoſterhaͤſin und ſprach: „Hochherzige Gelnhauſerinnen, mein ehe¬
maliger Ehegemahl, das nunmahlige Oberhofoſterhaͤschen hatte auf
die merianiſche Bilderchronik ſubſkribirt, die ſo eben in Frankfurt her¬
ausgekommen; geſtern erhielt er ſein Exemplar und ich habe es
mit ihm in ſeiner nunmehrigen Kindlichkeit durchbildern muͤſſen, wei¬
ter aber als bis zu Seite 75 des dritten Theils ſind wir nicht ge¬
kommen; denn von dem Bilde der Weiber von Weinsberg, welche ihre
Eheherrn auf dem Ruͤcken aus dem von Kaiſer Konrad III. belager¬

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[235/0289] zu proteſtiren, was durch lange Ueberlieferung bereits anerkannt und alſo anerkannt nicht anzuerkennen ſey. — Zur Begruͤndung dieſer Aberglaubens-Anwandlung habe nun die Akademie dem Herrn Pfalz¬ grafen fuͤr jedes Stuͤck dieſer ſo ſchaͤndlich unterdruͤckten Wunderge¬ ſchoͤpfe, das er unter der Bank hervorziehe und durch ein mit rothem Wachs verſiegeltes Dokument legitimire, vier Pfund Sterling durch das Handlungshaus Gebruͤder Vatermoͤrder anweiſen laſſen. Der Herr Pfalzgraf habe hierauf ſogleich eine Rundreiſe zu dieſem Ge¬ ſchaͤft angetreten und ſey zuerſt auf das Schloß Staufenberg bei Of¬ fenburg in der Ortenau gezogen, um die dortige Meerfey oder Me¬ luſine, welche mit ſeinem Ahnherrn Peter Diemringer von Staufen¬ berg in Verbindung geſtanden, zu legitimiren, und ihr wirkliches Her¬ einragen aus der Geiſterwelt in die Leiberwelt auf dem Zwoͤlfflein zwiſchen Staufenberg, Nußbach und Weilershofen mit ſeinem rothen Pfalzgrafenwachs zu beſiegeln; indem dieſe Meerfey das vollkom¬ menſte Exemplar ſey, welches je ein Exempel des Hereinragens ſta¬ tuirt habe, was bei ſeines Anherrn Hochzeit mit einer Muhme des Kaiſers aus Kaͤrnthen offenkundig geworden ſey, da das elfenbeinerne Geiſterbein der Meerfey bis ans Knie uͤber dem leiblichen Hochzeits¬ mahl in Gegenwart aller Gaͤſte durch eine Oeffnung der Stubendecke hereingeragt habe, welche den Fremden noch vorgezeigt werde. Dort alſo ſey der Herr Pfalzgraf Diemringer zu finden und alle frankirten Briefe an ihn nach Offenburg poste restante adreſſirt empfange er richtig. — Nach dieſer eidlichen Ausſage der Haushaͤlterin erklaͤrte der Praͤſident im Namen der Gemeinde, es ſtehe dem Volke nicht zu, ſeine ins Nachtgebiet der Natur gerathenen Landesgebieter aus demſelben ohne allerhoͤchſte Einwilligung zu verweiſen und muͤſſe Erlaubniß hiezu vorerſt allerunterthaͤnigſt nachgeſucht werden, allen andern Betheiligten aber ſey es freigeſtellt, bei dem Herrn Pfalzgra¬ fen Huͤlfe zu ſuchen. — Nach dieſer Erklaͤrung erhob ſich die Frau Oberoſterhaͤſin und ſprach: „Hochherzige Gelnhauſerinnen, mein ehe¬ maliger Ehegemahl, das nunmahlige Oberhofoſterhaͤschen hatte auf die merianiſche Bilderchronik ſubſkribirt, die ſo eben in Frankfurt her¬ ausgekommen; geſtern erhielt er ſein Exemplar und ich habe es mit ihm in ſeiner nunmehrigen Kindlichkeit durchbildern muͤſſen, wei¬ ter aber als bis zu Seite 75 des dritten Theils ſind wir nicht ge¬ kommen; denn von dem Bilde der Weiber von Weinsberg, welche ihre Eheherrn auf dem Ruͤcken aus dem von Kaiſer Konrad III. belager¬

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/289>, abgerufen am 26.11.2024.