Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.Eine Kuh und ein Kalb, und weiterMeine Rede ist halb; Eine Katze und eine Maus, Meine Rede ist aus! Ein Ei, un oeuf, womit er den König ganz bezauberte.Ein Ochs, un boeuf, Une vache, eine Kuh, Fermez la porte, mach die Thür zu! Nach dieser Rede wurden alle anwesenden Anhänger Gockel war voll Ehrgefühl, er zeigte sogleich seiner Frau Eine Kuh und ein Kalb, und weiterMeine Rede iſt halb; Eine Katze und eine Maus, Meine Rede iſt aus! Ein Ei, un oeuf, womit er den Koͤnig ganz bezauberte.Ein Ochs, un boeuf, Une vache, eine Kuh, Fermez la porte, mach die Thuͤr zu! Nach dieſer Rede wurden alle anweſenden Anhaͤnger Gockel war voll Ehrgefuͤhl, er zeigte ſogleich ſeiner Frau <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><lg type="poem"><pb facs="#f0028" n="6"/><l>Eine Kuh und ein Kalb,</l><lb/><l>Meine Rede iſt halb;</l><lb/><l>Eine Katze und eine Maus,</l><lb/><l>Meine Rede iſt aus!</l><lb/></lg> und weiter<lb/><lg type="poem"><l>Ein Ei, <hi rendition="#aq">un oeuf</hi>,</l><lb/><l>Ein Ochs, <hi rendition="#aq">un boeuf</hi>,</l><lb/><l><hi rendition="#aq">Une vache</hi>, eine Kuh,</l><lb/><l><hi rendition="#aq">Fermez la porte</hi>, mach die Thuͤr zu!</l><lb/></lg> womit er den Koͤnig ganz bezauberte.</p><lb/> <p>Nach dieſer Rede wurden alle anweſenden Anhaͤnger<lb/> und Schmeichler des Koͤnigs ganz eigelb im Geſicht und<lb/> ſteckten gelbe Cocarden auf; Gockel von Hanau aber wurde<lb/> vor Zorn und Schrecken und Unwill und Schaam ganz gruͤn<lb/> und blau und roth, und kriegte ordentlich einen rothen<lb/> Kamm und ſchuͤttelte den Federbuſch, wie ein Hahn, auf<lb/> ſeinem bordirten Hut und ſcharrte mit den Fuͤßen und hackte<lb/> mit den Spornen. Da zog der Koͤnig Eifraſius eben in der<lb/> Kirche an ihm voruͤber, ſah ihn ſehr ungnaͤdig an und ſprach:<lb/> „in Gnaden entlaſſen, das Huͤhnerminiſterium iſt bis auf ein<lb/> Weiteres aufgehoben.“ — Somit hatte Gockel ſeinen Abſchied.</p><lb/> <p>Gockel war voll Ehrgefuͤhl, er zeigte ſogleich ſeiner Frau<lb/> an, daß er am folgenden Morgen mit ihr und Gackeleia nach<lb/> ſeinem Stammſchloße Gockelsruh aus Gelnhauſen ſo weg¬<lb/> ziehen werde, wie ſeine Großeltern hineingezogen waren.<lb/> Er befahl ihr, jene alten Kleider aus dem Kaſten zu nehmen<lb/> und im Huͤhnerminiſterium zurecht zu legen, wo ſie ſich mor¬<lb/> gen umkleiden wollten. Frau Hinkel war ſchier untroͤſtlich<lb/> uͤber die alten ſeltſamen Kleider und meinte, alle Hunde wuͤr¬<lb/> den ihr nachlaufen. Das Entſetzlichſte aber war ihr, daß<lb/> Gockel am hellen lichten Tage vor der Wachparade vorbei<lb/> und uͤber den Gemuͤßmarkt in dieſem Aufzug aus der Stadt<lb/> hinaus wollte, und nur unter den heftigſten Thraͤnen mit<lb/> Gackeleia vor ihm auf den Knieen liegend, konnte ſie erfle¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0028]
Eine Kuh und ein Kalb,
Meine Rede iſt halb;
Eine Katze und eine Maus,
Meine Rede iſt aus!
und weiter
Ein Ei, un oeuf,
Ein Ochs, un boeuf,
Une vache, eine Kuh,
Fermez la porte, mach die Thuͤr zu!
womit er den Koͤnig ganz bezauberte.
Nach dieſer Rede wurden alle anweſenden Anhaͤnger
und Schmeichler des Koͤnigs ganz eigelb im Geſicht und
ſteckten gelbe Cocarden auf; Gockel von Hanau aber wurde
vor Zorn und Schrecken und Unwill und Schaam ganz gruͤn
und blau und roth, und kriegte ordentlich einen rothen
Kamm und ſchuͤttelte den Federbuſch, wie ein Hahn, auf
ſeinem bordirten Hut und ſcharrte mit den Fuͤßen und hackte
mit den Spornen. Da zog der Koͤnig Eifraſius eben in der
Kirche an ihm voruͤber, ſah ihn ſehr ungnaͤdig an und ſprach:
„in Gnaden entlaſſen, das Huͤhnerminiſterium iſt bis auf ein
Weiteres aufgehoben.“ — Somit hatte Gockel ſeinen Abſchied.
Gockel war voll Ehrgefuͤhl, er zeigte ſogleich ſeiner Frau
an, daß er am folgenden Morgen mit ihr und Gackeleia nach
ſeinem Stammſchloße Gockelsruh aus Gelnhauſen ſo weg¬
ziehen werde, wie ſeine Großeltern hineingezogen waren.
Er befahl ihr, jene alten Kleider aus dem Kaſten zu nehmen
und im Huͤhnerminiſterium zurecht zu legen, wo ſie ſich mor¬
gen umkleiden wollten. Frau Hinkel war ſchier untroͤſtlich
uͤber die alten ſeltſamen Kleider und meinte, alle Hunde wuͤr¬
den ihr nachlaufen. Das Entſetzlichſte aber war ihr, daß
Gockel am hellen lichten Tage vor der Wachparade vorbei
und uͤber den Gemuͤßmarkt in dieſem Aufzug aus der Stadt
hinaus wollte, und nur unter den heftigſten Thraͤnen mit
Gackeleia vor ihm auf den Knieen liegend, konnte ſie erfle¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |