den Nürnberger Lebkuchen, die Frankfurter Brenten, die Sachsenhauser Kugelhupfen, die Mainzer Vitzen, die Geln¬ hausner Bubenschenkel, die Koblenzer Todtenbeinchen, die Liestaller Leckerli und die Botzener Zelten auch dazu, welche sich ohne Verzug einstellten und die Esel so belasteten, daß sie schier niederbrachen.
Als nun die Zeit kam, daß Prinz Speckelfleck und Prin¬ zessin Sissi Abschied nehmen wollten, drehte Gackeleia den Ring Salomonis mir dem Wunsch, die Sprache der Mäuse zu verstehen, ohne grade zu schlafen, und dadurch ward die Unterhaltung jetzt ganz leicht. Gackeleia sagte: "Meine lieb¬ sten durchlauchtigen Freunde! Euer Abschied thut mir sehr leid, wir verdanken euch Alles; ich will es euch belohnen. Ihr habt gesehen was der Ring vermag; die Petschierstecher hat er in Esel verwandelt -- so ihr es verlangt, soll er euch gleich in Menschen verwandeln, und ihr könnt für immer hier bei uns bleiben." -- Die beiden Mäuschen schauten sich ernsthaft an und dann erwiederte Sissi: "Gackeleia, du sagst ein großes Wort -- aber lasse uns bleiben, was wir sind, wir wollen uns nicht von unserm Volke trennen, wolltest du auch unser ganzes Volk zu Menschen machen, wo wäre das Land, das sie fassen und ernähren könnte? -- o es gäbe Mord und Todschlag und Hungersnoth! -- nein, wir sind uns als Mäuse genug; uns bleibt Nichts mehr zu wünschen übrig, als daß wir, glücklich nach Hause gekommen, die Verschwörung Mack, Benack, Gog, Magog und Demagog mit der Pulvertonne in dem herrlichen Monumente Gacke¬ leioeum auf ewig eingemauert finden, daß wir unsre könig¬ lichen Eltern mit all den köstlichen Leckerbissen erquicken kön¬ nen und daß weder Papa noch Mama sich den Magen ver¬ dirbt. O die Einweihung des Monuments wird monumen¬ tal werden! -- o wie hinreißend wird Muskulus deklamiren! wie süß wird der edle Piloris duften!" -- da fiel Speckel¬ fleck ein: "und nie bezaubernd die holde Marquise Marmotte
den Nuͤrnberger Lebkuchen, die Frankfurter Brenten, die Sachſenhauſer Kugelhupfen, die Mainzer Vitzen, die Geln¬ hauſner Bubenſchenkel, die Koblenzer Todtenbeinchen, die Lieſtaller Leckerli und die Botzener Zelten auch dazu, welche ſich ohne Verzug einſtellten und die Eſel ſo belaſteten, daß ſie ſchier niederbrachen.
Als nun die Zeit kam, daß Prinz Speckelfleck und Prin¬ zeſſin Siſſi Abſchied nehmen wollten, drehte Gackeleia den Ring Salomonis mir dem Wunſch, die Sprache der Maͤuſe zu verſtehen, ohne grade zu ſchlafen, und dadurch ward die Unterhaltung jetzt ganz leicht. Gackeleia ſagte: „Meine lieb¬ ſten durchlauchtigen Freunde! Euer Abſchied thut mir ſehr leid, wir verdanken euch Alles; ich will es euch belohnen. Ihr habt geſehen was der Ring vermag; die Petſchierſtecher hat er in Eſel verwandelt — ſo ihr es verlangt, ſoll er euch gleich in Menſchen verwandeln, und ihr koͤnnt fuͤr immer hier bei uns bleiben.“ — Die beiden Maͤuschen ſchauten ſich ernſthaft an und dann erwiederte Siſſi: „Gackeleia, du ſagſt ein großes Wort — aber laſſe uns bleiben, was wir ſind, wir wollen uns nicht von unſerm Volke trennen, wollteſt du auch unſer ganzes Volk zu Menſchen machen, wo waͤre das Land, das ſie faſſen und ernaͤhren koͤnnte? — o es gaͤbe Mord und Todſchlag und Hungersnoth! — nein, wir ſind uns als Maͤuſe genug; uns bleibt Nichts mehr zu wuͤnſchen uͤbrig, als daß wir, gluͤcklich nach Hauſe gekommen, die Verſchwoͤrung Mack, Benack, Gog, Magog und Demagog mit der Pulvertonne in dem herrlichen Monumente Gacke¬ leioeum auf ewig eingemauert finden, daß wir unſre koͤnig¬ lichen Eltern mit all den koͤſtlichen Leckerbiſſen erquicken koͤn¬ nen und daß weder Papa noch Mama ſich den Magen ver¬ dirbt. O die Einweihung des Monuments wird monumen¬ tal werden! — o wie hinreißend wird Muskulus deklamiren! wie ſuͤß wird der edle Piloris duften!“ — da fiel Speckel¬ fleck ein: „und nie bezaubernd die holde Marquiſe Marmotte
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den Nuͤrnberger Lebkuchen, die Frankfurter Brenten, die
Sachſenhauſer Kugelhupfen, die Mainzer Vitzen, die Geln¬
hauſner Bubenſchenkel, die Koblenzer Todtenbeinchen, die
Lieſtaller Leckerli und die Botzener Zelten auch dazu, welche
ſich ohne Verzug einſtellten und die Eſel ſo belaſteten, daß
ſie ſchier niederbrachen.
Als nun die Zeit kam, daß Prinz Speckelfleck und Prin¬
zeſſin Siſſi Abſchied nehmen wollten, drehte Gackeleia den
Ring Salomonis mir dem Wunſch, die Sprache der Maͤuſe
zu verſtehen, ohne grade zu ſchlafen, und dadurch ward die
Unterhaltung jetzt ganz leicht. Gackeleia ſagte: „Meine lieb¬
ſten durchlauchtigen Freunde! Euer Abſchied thut mir ſehr
leid, wir verdanken euch Alles; ich will es euch belohnen.
Ihr habt geſehen was der Ring vermag; die Petſchierſtecher
hat er in Eſel verwandelt — ſo ihr es verlangt, ſoll er euch
gleich in Menſchen verwandeln, und ihr koͤnnt fuͤr immer hier
bei uns bleiben.“ — Die beiden Maͤuschen ſchauten ſich
ernſthaft an und dann erwiederte Siſſi: „Gackeleia, du ſagſt
ein großes Wort — aber laſſe uns bleiben, was wir ſind,
wir wollen uns nicht von unſerm Volke trennen, wollteſt du
auch unſer ganzes Volk zu Menſchen machen, wo waͤre das
Land, das ſie faſſen und ernaͤhren koͤnnte? — o es gaͤbe
Mord und Todſchlag und Hungersnoth! — nein, wir ſind
uns als Maͤuſe genug; uns bleibt Nichts mehr zu wuͤnſchen
uͤbrig, als daß wir, gluͤcklich nach Hauſe gekommen, die
Verſchwoͤrung Mack, Benack, Gog, Magog und Demagog
mit der Pulvertonne in dem herrlichen Monumente Gacke¬
leioeum auf ewig eingemauert finden, daß wir unſre koͤnig¬
lichen Eltern mit all den koͤſtlichen Leckerbiſſen erquicken koͤn¬
nen und daß weder Papa noch Mama ſich den Magen ver¬
dirbt. O die Einweihung des Monuments wird monumen¬
tal werden! — o wie hinreißend wird Muskulus deklamiren!
wie ſuͤß wird der edle Piloris duften!“ — da fiel Speckel¬
fleck ein: „und nie bezaubernd die holde Marquiſe Marmotte
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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/231>, abgerufen am 22.11.2024.
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