Andrer reichte ihm ein Ordensband, einer huldigte ihm mit Kleinodien, einer dedizirte ihm ein Buch; auch war das Sinnbild der Sternsehenden Wachsamkeit eine fette Gans vor seinen Füssen. Ganz unten aber im Wappen malte der geflügelte Genius der Kunst selbst den Schönsten der Sterb¬ lichen, denn ein Anderer hätte nie vermocht, einen so ur¬ sprünglichen Menschen aufzufassen. Nun aber öffnete sich plötzlich der purpurfarbichte Sammetkelch einer Kaktusblüthe und zwischen den weißseidenen Staubfäden schwebte eine feine Jungfer mit Schmetterlingsflügeln hervor an die Seite des Wappens hin; in der einen Hand hatte sie eine Zwiebelpflanze, mit der sie die Nase des Glücklichen berührte, in der andern trug sie eine antike Lampe, womit sie das Wappen beleuch¬ tete. Er nannte sie Psyche. -- An der andern Seite des Wappens erschien ein Grenadier, der das Gewehr präsen¬ tirte. -- Ach, der gute Salzgraf träumte so selig, daß er mich schier dauerte; aber ich konnte ihm nicht helfen, ich mußte ihm aus dem Traum helfen; -- ich drehte also den Ring mit den Worten:
"Salomon du weiser König, Dem die Geister unterthänig, Lasse diesen, wie die andern Gleich als einen Esel wandern; Schaff' auch einen Eseltreiber, Der mir ihre faulen Leiber Mit dem Prügel tüchtig rührt. Und zum Vater Gockel führt. Ringlein, Ringlein dreh dich um, Mach's recht schnell ich bitt' dich drum."
Und sieh da, gleich war der Esel fertig, und der Trei¬ ber stand schon bei ihm, trieb ihn mit einem Prügel aus dem Gartenhaus hinaus und mit den beiden Andern hieher. Ich aber drehte den Ring und wünschte bei euch zu seyn. Da war ich gleich hier in dem Hof und als ich euch in dem alten Hühnerstall so klagen hörte, wünschte ich, daß das
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Andrer reichte ihm ein Ordensband, einer huldigte ihm mit Kleinodien, einer dedizirte ihm ein Buch; auch war das Sinnbild der Sternſehenden Wachſamkeit eine fette Gans vor ſeinen Fuͤſſen. Ganz unten aber im Wappen malte der gefluͤgelte Genius der Kunſt ſelbſt den Schoͤnſten der Sterb¬ lichen, denn ein Anderer haͤtte nie vermocht, einen ſo ur¬ ſpruͤnglichen Menſchen aufzufaſſen. Nun aber oͤffnete ſich ploͤtzlich der purpurfarbichte Sammetkelch einer Kaktusbluͤthe und zwiſchen den weißſeidenen Staubfaͤden ſchwebte eine feine Jungfer mit Schmetterlingsfluͤgeln hervor an die Seite des Wappens hin; in der einen Hand hatte ſie eine Zwiebelpflanze, mit der ſie die Naſe des Gluͤcklichen beruͤhrte, in der andern trug ſie eine antike Lampe, womit ſie das Wappen beleuch¬ tete. Er nannte ſie Pſyche. — An der andern Seite des Wappens erſchien ein Grenadier, der das Gewehr praͤſen¬ tirte. — Ach, der gute Salzgraf traͤumte ſo ſelig, daß er mich ſchier dauerte; aber ich konnte ihm nicht helfen, ich mußte ihm aus dem Traum helfen; — ich drehte alſo den Ring mit den Worten:
„Salomon du weiſer Koͤnig, Dem die Geiſter unterthaͤnig, Laſſe dieſen, wie die andern Gleich als einen Eſel wandern; Schaff' auch einen Eſeltreiber, Der mir ihre faulen Leiber Mit dem Pruͤgel tuͤchtig ruͤhrt. Und zum Vater Gockel fuͤhrt. Ringlein, Ringlein dreh dich um, Mach's recht ſchnell ich bitt' dich drum.“
Und ſieh da, gleich war der Eſel fertig, und der Trei¬ ber ſtand ſchon bei ihm, trieb ihn mit einem Pruͤgel aus dem Gartenhaus hinaus und mit den beiden Andern hieher. Ich aber drehte den Ring und wuͤnſchte bei euch zu ſeyn. Da war ich gleich hier in dem Hof und als ich euch in dem alten Huͤhnerſtall ſo klagen hoͤrte, wuͤnſchte ich, daß das
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Andrer reichte ihm ein Ordensband, einer huldigte ihm mit
Kleinodien, einer dedizirte ihm ein Buch; auch war das
Sinnbild der Sternſehenden Wachſamkeit eine fette Gans
vor ſeinen Fuͤſſen. Ganz unten aber im Wappen malte der
gefluͤgelte Genius der Kunſt ſelbſt den Schoͤnſten der Sterb¬
lichen, denn ein Anderer haͤtte nie vermocht, einen ſo ur¬
ſpruͤnglichen Menſchen aufzufaſſen. Nun aber oͤffnete ſich
ploͤtzlich der purpurfarbichte Sammetkelch einer Kaktusbluͤthe
und zwiſchen den weißſeidenen Staubfaͤden ſchwebte eine feine
Jungfer mit Schmetterlingsfluͤgeln hervor an die Seite des
Wappens hin; in der einen Hand hatte ſie eine Zwiebelpflanze,
mit der ſie die Naſe des Gluͤcklichen beruͤhrte, in der andern
trug ſie eine antike Lampe, womit ſie das Wappen beleuch¬
tete. Er nannte ſie Pſyche. — An der andern Seite des
Wappens erſchien ein Grenadier, der das Gewehr praͤſen¬
tirte. — Ach, der gute Salzgraf traͤumte ſo ſelig, daß er
mich ſchier dauerte; aber ich konnte ihm nicht helfen, ich
mußte ihm aus dem Traum helfen; — ich drehte alſo den
Ring mit den Worten:
„Salomon du weiſer Koͤnig,
Dem die Geiſter unterthaͤnig,
Laſſe dieſen, wie die andern
Gleich als einen Eſel wandern;
Schaff' auch einen Eſeltreiber,
Der mir ihre faulen Leiber
Mit dem Pruͤgel tuͤchtig ruͤhrt.
Und zum Vater Gockel fuͤhrt.
Ringlein, Ringlein dreh dich um,
Mach's recht ſchnell ich bitt' dich drum.“
Und ſieh da, gleich war der Eſel fertig, und der Trei¬
ber ſtand ſchon bei ihm, trieb ihn mit einem Pruͤgel aus
dem Gartenhaus hinaus und mit den beiden Andern hieher.
Ich aber drehte den Ring und wuͤnſchte bei euch zu ſeyn. Da
war ich gleich hier in dem Hof und als ich euch in dem
alten Huͤhnerſtall ſo klagen hoͤrte, wuͤnſchte ich, daß das
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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/229>, abgerufen am 21.07.2024.
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