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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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er wachte auf und sagte: "ein scharmanter Traum, aber der
Ring drückt mich und weckt mich auf, wer kann ihn mir
hier nehmen? die zwei Esel grasen draußen nach dem besten
Appetit; was brauchen sie mehr? ungebildete Menschen ken¬
nen keine höheren Bedürfnisse. Sie sollen nicht einmal die
Ehre haben unter den dreihundert weißen Mauleseln zu seyn,
die ich mir wünschen werde, um die Schlüssel meiner Schatz¬
kammer zu tragen. Ach, der schöne Traum! ich will ver¬
suchen, ob ich ihn wieder träumen kann; Psyche, das an¬
genehmste Frauenzimmerchen aus der klassischen Literatur,
rührte mich an der Nase mit einer Blumenzwiebel an und
beleuchtete mit einer hetrurischen Lampe das Traumbild mei¬
ner Wünsche -- ich will nochmals gerührt werden, ich will
gerührt seyn, der Ring soll mich nicht wieder stechen, ich
lege ihn, bis ich erwache, auf den Tisch." Nun zog er
den Ring ab und schlief wieder ein, indem er flüsterte:

"Psyche rühr'! und nicht vergebens!
Führ', was ich im Schilde führ',
Führ' das Traumbild meines Lebens,
Mir empor dort an der Thür!"
kaum aber schnarchte er, als Sissi ihm wieder ins Ohr
sang:

"Louisdore und Dukaten,
Aechte Perlen, Diamant,
Ritterorden, Ihro Gnaden,
Hohe Bildung und Verstand,
Witz und Wesen scharf und zart,
Gänsefett und Backenbart."

Da lächelte er so süß wie ein Topf voll saurer Milch
und antwortete mit schmachtender Stimme im Traume:

"Psyche rührt und nicht vergebens,
Seh' das Traumbild meines Lebens,
Seh', was ich im Schilde führ',
Ich im Wappen an der Thür,

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er wachte auf und ſagte: „ein ſcharmanter Traum, aber der
Ring druͤckt mich und weckt mich auf, wer kann ihn mir
hier nehmen? die zwei Eſel graſen draußen nach dem beſten
Appetit; was brauchen ſie mehr? ungebildete Menſchen ken¬
nen keine hoͤheren Beduͤrfniſſe. Sie ſollen nicht einmal die
Ehre haben unter den dreihundert weißen Mauleſeln zu ſeyn,
die ich mir wuͤnſchen werde, um die Schluͤſſel meiner Schatz¬
kammer zu tragen. Ach, der ſchoͤne Traum! ich will ver¬
ſuchen, ob ich ihn wieder traͤumen kann; Pſyche, das an¬
genehmſte Frauenzimmerchen aus der klaſſiſchen Literatur,
ruͤhrte mich an der Naſe mit einer Blumenzwiebel an und
beleuchtete mit einer hetruriſchen Lampe das Traumbild mei¬
ner Wuͤnſche — ich will nochmals geruͤhrt werden, ich will
geruͤhrt ſeyn, der Ring ſoll mich nicht wieder ſtechen, ich
lege ihn, bis ich erwache, auf den Tiſch.“ Nun zog er
den Ring ab und ſchlief wieder ein, indem er fluͤſterte:

„Pſyche ruͤhr'! und nicht vergebens!
Fuͤhr', was ich im Schilde fuͤhr',
Fuͤhr' das Traumbild meines Lebens,
Mir empor dort an der Thuͤr!“
kaum aber ſchnarchte er, als Siſſi ihm wieder ins Ohr
ſang:

„Louisdore und Dukaten,
Aechte Perlen, Diamant,
Ritterorden, Ihro Gnaden,
Hohe Bildung und Verſtand,
Witz und Weſen ſcharf und zart,
Gaͤnſefett und Backenbart.“

Da laͤchelte er ſo ſuͤß wie ein Topf voll ſaurer Milch
und antwortete mit ſchmachtender Stimme im Traume:

„Pſyche ruͤhrt und nicht vergebens,
Seh' das Traumbild meines Lebens,
Seh', was ich im Schilde fuͤhr',
Ich im Wappen an der Thuͤr,

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[177/0227] er wachte auf und ſagte: „ein ſcharmanter Traum, aber der Ring druͤckt mich und weckt mich auf, wer kann ihn mir hier nehmen? die zwei Eſel graſen draußen nach dem beſten Appetit; was brauchen ſie mehr? ungebildete Menſchen ken¬ nen keine hoͤheren Beduͤrfniſſe. Sie ſollen nicht einmal die Ehre haben unter den dreihundert weißen Mauleſeln zu ſeyn, die ich mir wuͤnſchen werde, um die Schluͤſſel meiner Schatz¬ kammer zu tragen. Ach, der ſchoͤne Traum! ich will ver¬ ſuchen, ob ich ihn wieder traͤumen kann; Pſyche, das an¬ genehmſte Frauenzimmerchen aus der klaſſiſchen Literatur, ruͤhrte mich an der Naſe mit einer Blumenzwiebel an und beleuchtete mit einer hetruriſchen Lampe das Traumbild mei¬ ner Wuͤnſche — ich will nochmals geruͤhrt werden, ich will geruͤhrt ſeyn, der Ring ſoll mich nicht wieder ſtechen, ich lege ihn, bis ich erwache, auf den Tiſch.“ Nun zog er den Ring ab und ſchlief wieder ein, indem er fluͤſterte: „Pſyche ruͤhr'! und nicht vergebens! Fuͤhr', was ich im Schilde fuͤhr', Fuͤhr' das Traumbild meines Lebens, Mir empor dort an der Thuͤr!“ kaum aber ſchnarchte er, als Siſſi ihm wieder ins Ohr ſang: „Louisdore und Dukaten, Aechte Perlen, Diamant, Ritterorden, Ihro Gnaden, Hohe Bildung und Verſtand, Witz und Weſen ſcharf und zart, Gaͤnſefett und Backenbart.“ Da laͤchelte er ſo ſuͤß wie ein Topf voll ſaurer Milch und antwortete mit ſchmachtender Stimme im Traume: „Pſyche ruͤhrt und nicht vergebens, Seh' das Traumbild meines Lebens, Seh', was ich im Schilde fuͤhr', Ich im Wappen an der Thuͤr, 12

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/227>, abgerufen am 24.11.2024.