Glänzend wie ein Mandelkern, Hüpft und spielt und singt so gern. Es hat einen blonden Zopf, Einen Strohhut auf dem Kopf, Trägt auch eine alte Juppe Und läuft hinter einer Puppe Her und schreit, es ja sey nur Eine schöne Kunstfigur. Barfuß läuft es ohne Schuh, Fragt man es, wie heißest du? Sagt es gleich ganz freundlich: "Eja Ich bin Gockels Gackeleia." Ach das Kind hab' ich verloren Und hab' einen Eid geschworen, Nicht zu ruhn, bis ich das Kind Gackeleia wieder find'!"
Aber immer sagten die Leute:
"Wir haben so kein Kind gesehn, Ihr armer Mensch müßt weiter gehn; Da habet ihr ein Stücklein Brod, Gott helfe euch in eurer Noth!"
Da nahmen sie dann das Brod, die armen Eltern, und as¬ sen es mit Thränen und setzten ihren Stab traurig weiter.
So waren sie schon dreimal wieder in dem alten Schloße ohne Gackeleia zusammen gekommen, hatten mit großem Jam¬ mer im alten Hühnerstall geschlafen, und sich ihre vergeblichen Nachforschungen einander mitgetheilt. "Ach Gott", sagte Frau Hinkel, "das arme Kind ist gewiß umgekommen, hättest du es doch nicht so hart wegen der Puppe behandelt." Da er¬ wiederte Gockel: "Und hättest du besser auf sie Acht gegeben, so hätten wir den Ring und das Kind nicht verloren; nichts ist leichter zu sagen, als -- hättest du. Lasse uns lieber auf dem Grabe des Alektryo in der Kapelle recht herzlich beten, daß wir das Kind morgen zum viertenmale nicht ver¬ gebens suchen mögen." Hierauf giengen sie nach der Kapelle
Glaͤnzend wie ein Mandelkern, Huͤpft und ſpielt und ſingt ſo gern. Es hat einen blonden Zopf, Einen Strohhut auf dem Kopf, Traͤgt auch eine alte Juppe Und laͤuft hinter einer Puppe Her und ſchreit, es ja ſey nur Eine ſchoͤne Kunſtfigur. Barfuß laͤuft es ohne Schuh, Fragt man es, wie heißeſt du? Sagt es gleich ganz freundlich: „Eja Ich bin Gockels Gackeleia.“ Ach das Kind hab' ich verloren Und hab' einen Eid geſchworen, Nicht zu ruhn, bis ich das Kind Gackeleia wieder find'!“
Aber immer ſagten die Leute:
„Wir haben ſo kein Kind geſehn, Ihr armer Menſch muͤßt weiter gehn; Da habet ihr ein Stuͤcklein Brod, Gott helfe euch in eurer Noth!"
Da nahmen ſie dann das Brod, die armen Eltern, und aſ¬ ſen es mit Thraͤnen und ſetzten ihren Stab traurig weiter.
So waren ſie ſchon dreimal wieder in dem alten Schloße ohne Gackeleia zuſammen gekommen, hatten mit großem Jam¬ mer im alten Huͤhnerſtall geſchlafen, und ſich ihre vergeblichen Nachforſchungen einander mitgetheilt. „Ach Gott“, ſagte Frau Hinkel, „das arme Kind iſt gewiß umgekommen, haͤtteſt du es doch nicht ſo hart wegen der Puppe behandelt.“ Da er¬ wiederte Gockel: „Und haͤtteſt du beſſer auf ſie Acht gegeben, ſo haͤtten wir den Ring und das Kind nicht verloren; nichts iſt leichter zu ſagen, als — haͤtteſt du. Laſſe uns lieber auf dem Grabe des Alektryo in der Kapelle recht herzlich beten, daß wir das Kind morgen zum viertenmale nicht ver¬ gebens ſuchen moͤgen.“ Hierauf giengen ſie nach der Kapelle
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Glaͤnzend wie ein Mandelkern,
Huͤpft und ſpielt und ſingt ſo gern.
Es hat einen blonden Zopf,
Einen Strohhut auf dem Kopf,
Traͤgt auch eine alte Juppe
Und laͤuft hinter einer Puppe
Her und ſchreit, es ja ſey nur
Eine ſchoͤne Kunſtfigur.
Barfuß laͤuft es ohne Schuh,
Fragt man es, wie heißeſt du?
Sagt es gleich ganz freundlich: „Eja
Ich bin Gockels Gackeleia.“
Ach das Kind hab' ich verloren
Und hab' einen Eid geſchworen,
Nicht zu ruhn, bis ich das Kind
Gackeleia wieder find'!“
Aber immer ſagten die Leute:
„Wir haben ſo kein Kind geſehn,
Ihr armer Menſch muͤßt weiter gehn;
Da habet ihr ein Stuͤcklein Brod,
Gott helfe euch in eurer Noth!"
Da nahmen ſie dann das Brod, die armen Eltern, und aſ¬
ſen es mit Thraͤnen und ſetzten ihren Stab traurig weiter.
So waren ſie ſchon dreimal wieder in dem alten Schloße
ohne Gackeleia zuſammen gekommen, hatten mit großem Jam¬
mer im alten Huͤhnerſtall geſchlafen, und ſich ihre vergeblichen
Nachforſchungen einander mitgetheilt. „Ach Gott“, ſagte Frau
Hinkel, „das arme Kind iſt gewiß umgekommen, haͤtteſt du
es doch nicht ſo hart wegen der Puppe behandelt.“ Da er¬
wiederte Gockel: „Und haͤtteſt du beſſer auf ſie Acht gegeben,
ſo haͤtten wir den Ring und das Kind nicht verloren; nichts
iſt leichter zu ſagen, als — haͤtteſt du. Laſſe uns lieber
auf dem Grabe des Alektryo in der Kapelle recht herzlich
beten, daß wir das Kind morgen zum viertenmale nicht ver¬
gebens ſuchen moͤgen.“ Hierauf giengen ſie nach der Kapelle
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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/180>, abgerufen am 16.07.2024.
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