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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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mit den Füßen zu berühren. Die Zuschauer sahen mit ge¬
spannter Aufmerksamkeit ganz stille zu, und bewunderten die
erstaunliche Agilität der hohen Herrschaften.

Aber nicht weit davon in einem Gebüsche saßen ein
paar alte Männer, die hatten keine Freude an dem Tanz
und guckten mit unabgewendeten Augen nach dem Fußsteige,
der aus der Stadt herlief, ob ihr Geselle, der dritte, nicht
bald komme, und ehe sie sichs versahen, stand er mitten un¬
ter ihnen. "Hast du, hast du?" schrieen sie dem Neuange¬
kommenen entgegen und machten Finger so spitz wie Krallen
gegen seine festgeschlossene Faust, und er erwiederte: "Ja ich
habe glücklich den Ring durch Gackeleia's Puppensucht er¬
tappt, ich habe ihr einen ganz ähnlichen mit einem falschen
grünen Glasstein gegeben, welchen Gockel jetzt am Finger
hat. Jetzt können wir uns an ihm rächen, daß er uns bei
dem Hahnenkauf betrogen und uns in die Wolfsgrube hat
fallen lassen, wo wir elend verhungert wären, wenn uns
die Bauern nicht herausgeholfen hätten."

So sprachen die drei alten morgenländischen Petschier¬
stecher, die Gockel hatten anführen wollen, und die er
angeführt hatte. Sie hatten sich doch durch ihre List in
den Besitz des Ringes gebracht und wollten jetzt gleich seine
Wunderkraft versuchen. Sie faßten alle drei an den Ring
und sprachen zu gleicher Zeit die Worte:

"Salomon du weiser König,
Dem die Geister unterthänig,
Mach' den Gockel wieder alt,
Zumpig, lumpig, mißgestalt,
Mach' Frau Hinkel wieder häßlich,
Zänkisch, ränkisch, griesgram, gräßlich,
Mach' die Gackeleia schmutzig,
Ruppig, stuppig, zuppig, trutzig.
Nehme ihnen Gut und Geld,
Schloß und Roß und Hof und Feld,

mit den Fuͤßen zu beruͤhren. Die Zuſchauer ſahen mit ge¬
ſpannter Aufmerkſamkeit ganz ſtille zu, und bewunderten die
erſtaunliche Agilitaͤt der hohen Herrſchaften.

Aber nicht weit davon in einem Gebuͤſche ſaßen ein
paar alte Maͤnner, die hatten keine Freude an dem Tanz
und guckten mit unabgewendeten Augen nach dem Fußſteige,
der aus der Stadt herlief, ob ihr Geſelle, der dritte, nicht
bald komme, und ehe ſie ſichs verſahen, ſtand er mitten un¬
ter ihnen. „Haſt du, haſt du?“ ſchrieen ſie dem Neuange¬
kommenen entgegen und machten Finger ſo ſpitz wie Krallen
gegen ſeine feſtgeſchloſſene Fauſt, und er erwiederte: „Ja ich
habe gluͤcklich den Ring durch Gackeleia's Puppenſucht er¬
tappt, ich habe ihr einen ganz aͤhnlichen mit einem falſchen
gruͤnen Glasſtein gegeben, welchen Gockel jetzt am Finger
hat. Jetzt koͤnnen wir uns an ihm raͤchen, daß er uns bei
dem Hahnenkauf betrogen und uns in die Wolfsgrube hat
fallen laſſen, wo wir elend verhungert waͤren, wenn uns
die Bauern nicht herausgeholfen haͤtten.“

So ſprachen die drei alten morgenlaͤndiſchen Petſchier¬
ſtecher, die Gockel hatten anfuͤhren wollen, und die er
angefuͤhrt hatte. Sie hatten ſich doch durch ihre Liſt in
den Beſitz des Ringes gebracht und wollten jetzt gleich ſeine
Wunderkraft verſuchen. Sie faßten alle drei an den Ring
und ſprachen zu gleicher Zeit die Worte:

„Salomon du weiſer Koͤnig,
Dem die Geiſter unterthaͤnig,
Mach' den Gockel wieder alt,
Zumpig, lumpig, mißgeſtalt,
Mach' Frau Hinkel wieder haͤßlich,
Zaͤnkiſch, raͤnkiſch, griesgram, graͤßlich,
Mach' die Gackeleia ſchmutzig,
Ruppig, ſtuppig, zuppig, trutzig.
Nehme ihnen Gut und Geld,
Schloß und Roß und Hof und Feld,
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[121/0161] mit den Fuͤßen zu beruͤhren. Die Zuſchauer ſahen mit ge¬ ſpannter Aufmerkſamkeit ganz ſtille zu, und bewunderten die erſtaunliche Agilitaͤt der hohen Herrſchaften. Aber nicht weit davon in einem Gebuͤſche ſaßen ein paar alte Maͤnner, die hatten keine Freude an dem Tanz und guckten mit unabgewendeten Augen nach dem Fußſteige, der aus der Stadt herlief, ob ihr Geſelle, der dritte, nicht bald komme, und ehe ſie ſichs verſahen, ſtand er mitten un¬ ter ihnen. „Haſt du, haſt du?“ ſchrieen ſie dem Neuange¬ kommenen entgegen und machten Finger ſo ſpitz wie Krallen gegen ſeine feſtgeſchloſſene Fauſt, und er erwiederte: „Ja ich habe gluͤcklich den Ring durch Gackeleia's Puppenſucht er¬ tappt, ich habe ihr einen ganz aͤhnlichen mit einem falſchen gruͤnen Glasſtein gegeben, welchen Gockel jetzt am Finger hat. Jetzt koͤnnen wir uns an ihm raͤchen, daß er uns bei dem Hahnenkauf betrogen und uns in die Wolfsgrube hat fallen laſſen, wo wir elend verhungert waͤren, wenn uns die Bauern nicht herausgeholfen haͤtten.“ So ſprachen die drei alten morgenlaͤndiſchen Petſchier¬ ſtecher, die Gockel hatten anfuͤhren wollen, und die er angefuͤhrt hatte. Sie hatten ſich doch durch ihre Liſt in den Beſitz des Ringes gebracht und wollten jetzt gleich ſeine Wunderkraft verſuchen. Sie faßten alle drei an den Ring und ſprachen zu gleicher Zeit die Worte: „Salomon du weiſer Koͤnig, Dem die Geiſter unterthaͤnig, Mach' den Gockel wieder alt, Zumpig, lumpig, mißgeſtalt, Mach' Frau Hinkel wieder haͤßlich, Zaͤnkiſch, raͤnkiſch, griesgram, graͤßlich, Mach' die Gackeleia ſchmutzig, Ruppig, ſtuppig, zuppig, trutzig. Nehme ihnen Gut und Geld, Schloß und Roß und Hof und Feld,

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/161>, abgerufen am 23.11.2024.