Im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts saß ein weltbekannter Mann als Gefangener auf einer ein- samen Insel. Wohl selten oder vielleicht nie hat ein Feldherr eine solche Zaubermacht über seine Soldaten ausgeübt wie er. Ein Wort, ja ein Blick von ihm genügte, um in den Herzen derselben das Feuer der Begeisterung hoch anzufachen, so daß sie mit Muth sich in's dichte Kampfgewühl stürzten. Sieg auf Sieg krönte überall sein Kämpfen und Streiten. Durch sein seltenes Genie, sein unerhörtes Glück und seine glänzen- den Siege bahnte er sich den Weg zu dem französischen Kaiserthrone und war dann eine Zeit lang der mäch- tigste Mann Europa's; selbst bis in andere Welttheile hatte sich der Schrecken von ihm verbreitet. In seinem Uebermuthe nun legte er auch seine Hand an die ge- heiligte Person des Papstes, des sichtbaren Stellver- treters Jesu Christi auf Erden. Das war sein Unglück. Nun gefiel es Gott, seinen Siegeslauf zu hemmen und sein Scepter zu zerbrechen. Er wehte ihn, möchte ich sagen, mit dem Hauche seines Mundes weg von dem kaiserlichen Throne in Frankreich und setzte ihn als Ge- fangenen auf eine einsame Insel. Es war Napoleon I. Hier dachte er darüber nach, was er einst gewesen und was er vermocht hatte und was er jetzt sei und jetzt vermöge. So wurden die Gedanken seines gewaltigen Geistes, die früher nur auf Eroberungskriege gerichtet waren, auch religiösen Betrachtungen zugewandt. Eines Tages nun, wiederum vertieft in solche Erwägungen, sprach er zu den wenigen Gefährten seiner Verbannung:
Im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts saß ein weltbekannter Mann als Gefangener auf einer ein- samen Insel. Wohl selten oder vielleicht nie hat ein Feldherr eine solche Zaubermacht über seine Soldaten ausgeübt wie er. Ein Wort, ja ein Blick von ihm genügte, um in den Herzen derselben das Feuer der Begeisterung hoch anzufachen, so daß sie mit Muth sich in's dichte Kampfgewühl stürzten. Sieg auf Sieg krönte überall sein Kämpfen und Streiten. Durch sein seltenes Genie, sein unerhörtes Glück und seine glänzen- den Siege bahnte er sich den Weg zu dem französischen Kaiserthrone und war dann eine Zeit lang der mäch- tigste Mann Europa's; selbst bis in andere Welttheile hatte sich der Schrecken von ihm verbreitet. In seinem Uebermuthe nun legte er auch seine Hand an die ge- heiligte Person des Papstes, des sichtbaren Stellver- treters Jesu Christi auf Erden. Das war sein Unglück. Nun gefiel es Gott, seinen Siegeslauf zu hemmen und sein Scepter zu zerbrechen. Er wehte ihn, möchte ich sagen, mit dem Hauche seines Mundes weg von dem kaiserlichen Throne in Frankreich und setzte ihn als Ge- fangenen auf eine einsame Insel. Es war Napoleon I. Hier dachte er darüber nach, was er einst gewesen und was er vermocht hatte und was er jetzt sei und jetzt vermöge. So wurden die Gedanken seines gewaltigen Geistes, die früher nur auf Eroberungskriege gerichtet waren, auch religiösen Betrachtungen zugewandt. Eines Tages nun, wiederum vertieft in solche Erwägungen, sprach er zu den wenigen Gefährten seiner Verbannung:
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Im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts saß
ein weltbekannter Mann als Gefangener auf einer ein-
samen Insel. Wohl selten oder vielleicht nie hat ein
Feldherr eine solche Zaubermacht über seine Soldaten
ausgeübt wie er. Ein Wort, ja ein Blick von ihm
genügte, um in den Herzen derselben das Feuer der
Begeisterung hoch anzufachen, so daß sie mit Muth sich
in's dichte Kampfgewühl stürzten. Sieg auf Sieg
krönte überall sein Kämpfen und Streiten. Durch sein
seltenes Genie, sein unerhörtes Glück und seine glänzen-
den Siege bahnte er sich den Weg zu dem französischen
Kaiserthrone und war dann eine Zeit lang der mäch-
tigste Mann Europa's; selbst bis in andere Welttheile
hatte sich der Schrecken von ihm verbreitet. In seinem
Uebermuthe nun legte er auch seine Hand an die ge-
heiligte Person des Papstes, des sichtbaren Stellver-
treters Jesu Christi auf Erden. Das war sein Unglück.
Nun gefiel es Gott, seinen Siegeslauf zu hemmen und
sein Scepter zu zerbrechen. Er wehte ihn, möchte ich
sagen, mit dem Hauche seines Mundes weg von dem
kaiserlichen Throne in Frankreich und setzte ihn als Ge-
fangenen auf eine einsame Insel. Es war Napoleon I.
Hier dachte er darüber nach, was er einst gewesen und
was er vermocht hatte und was er jetzt sei und jetzt
vermöge. So wurden die Gedanken seines gewaltigen
Geistes, die früher nur auf Eroberungskriege gerichtet
waren, auch religiösen Betrachtungen zugewandt. Eines
Tages nun, wiederum vertieft in solche Erwägungen,
sprach er zu den wenigen Gefährten seiner Verbannung:
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/92>, abgerufen am 28.11.2024.
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