wenn Professoren selbst in Gegenwart von königlichen Ministern ruhig ihren Unglauben auskramen dürfen, kann man sich denn da noch wundern, daß der Betrug und jegliche Art von Ungerechtigkeit immer allgemeiner werden, allgemeiner werden trotz der verdoppelten An- zahl der Polizeidiener und trotz der vermehrten und vergrößerten Gefängnisse? Kann man sich da wundern, daß man nur den einen Grundsatz noch zu kennen scheint: Erwerbe dir auf jede nur mögliche Weise; doch sei so klug, der Polizei nicht in die Hände zu fallen, um der Gefängnißstrafe zu entgehen. "Wo Gott nicht haushält, da sichern tausend Riegel nicht," sichern auch tausend Gefäng- nisse, tausend Polizeidiener nicht; ja da muß man fürchten, daß die Wächter der Ordnung, die Richter und Beamten, mit der Zeit selbst die ersten Diebe und Betrüger werden.
Doch genug; das Gesagte mag genügen, um zu zeigen, daß die Anerkennung Gottes ein wahres Be- dürfniß für die Menschheit ist, daß es für uns Alle, für Haus und Staat, für Schule und Heer, für Arm und Reich nur eine Bedingung des Heiles gibt, nämlich der gläubige Aufblick zu unserem Gott im Himmel. Möchte das doch unsere Zeit sich recht zu Herzen nehmen, unsere Zeit, die so reich ist an Noth und Elend, an Verwirrung und Unordnung, an Sünden und Lastern, unsere Zeit, die des Friedens, der inneren Stärke und Heilung so sehr bedarf. Möchten doch vor Allem unsere Männer in diesen ernsten Tagen ihr richtiges Verhältniß zu Gott erfassen und darnach ihr Leben einrichten! Das wäre Heil und Rettung für uns und
wenn Professoren selbst in Gegenwart von königlichen Ministern ruhig ihren Unglauben auskramen dürfen, kann man sich denn da noch wundern, daß der Betrug und jegliche Art von Ungerechtigkeit immer allgemeiner werden, allgemeiner werden trotz der verdoppelten An- zahl der Polizeidiener und trotz der vermehrten und vergrößerten Gefängnisse? Kann man sich da wundern, daß man nur den einen Grundsatz noch zu kennen scheint: Erwerbe dir auf jede nur mögliche Weise; doch sei so klug, der Polizei nicht in die Hände zu fallen, um der Gefängnißstrafe zu entgehen. „Wo Gott nicht haushält, da sichern tausend Riegel nicht,“ sichern auch tausend Gefäng- nisse, tausend Polizeidiener nicht; ja da muß man fürchten, daß die Wächter der Ordnung, die Richter und Beamten, mit der Zeit selbst die ersten Diebe und Betrüger werden.
Doch genug; das Gesagte mag genügen, um zu zeigen, daß die Anerkennung Gottes ein wahres Be- dürfniß für die Menschheit ist, daß es für uns Alle, für Haus und Staat, für Schule und Heer, für Arm und Reich nur eine Bedingung des Heiles gibt, nämlich der gläubige Aufblick zu unserem Gott im Himmel. Möchte das doch unsere Zeit sich recht zu Herzen nehmen, unsere Zeit, die so reich ist an Noth und Elend, an Verwirrung und Unordnung, an Sünden und Lastern, unsere Zeit, die des Friedens, der inneren Stärke und Heilung so sehr bedarf. Möchten doch vor Allem unsere Männer in diesen ernsten Tagen ihr richtiges Verhältniß zu Gott erfassen und darnach ihr Leben einrichten! Das wäre Heil und Rettung für uns und
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wenn Professoren selbst in Gegenwart von königlichen
Ministern ruhig ihren Unglauben auskramen dürfen,
kann man sich denn da noch wundern, daß der Betrug
und jegliche Art von Ungerechtigkeit immer allgemeiner
werden, allgemeiner werden trotz der verdoppelten An-
zahl der Polizeidiener und trotz der vermehrten und
vergrößerten Gefängnisse? Kann man sich da wundern,
daß man nur den einen Grundsatz noch zu kennen
scheint: Erwerbe dir auf jede nur mögliche Weise; doch sei
so klug, der Polizei nicht in die Hände zu fallen, um der
Gefängnißstrafe zu entgehen. „Wo Gott nicht haushält, da
sichern tausend Riegel nicht,“ sichern auch tausend Gefäng-
nisse, tausend Polizeidiener nicht; ja da muß man fürchten,
daß die Wächter der Ordnung, die Richter und Beamten,
mit der Zeit selbst die ersten Diebe und Betrüger werden.
Doch genug; das Gesagte mag genügen, um zu
zeigen, daß die Anerkennung Gottes ein wahres Be-
dürfniß für die Menschheit ist, daß es für uns Alle,
für Haus und Staat, für Schule und Heer, für Arm
und Reich nur eine Bedingung des Heiles gibt, nämlich
der gläubige Aufblick zu unserem Gott im Himmel.
Möchte das doch unsere Zeit sich recht zu Herzen nehmen,
unsere Zeit, die so reich ist an Noth und Elend, an
Verwirrung und Unordnung, an Sünden und Lastern,
unsere Zeit, die des Friedens, der inneren Stärke
und Heilung so sehr bedarf. Möchten doch vor Allem
unsere Männer in diesen ernsten Tagen ihr richtiges
Verhältniß zu Gott erfassen und darnach ihr Leben
einrichten! Das wäre Heil und Rettung für uns und
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/59>, abgerufen am 25.11.2024.
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