durchschauert von Ahnungen des Ewigen. Und wo eine menschliche Sprache tönt, wenn auch noch so arm und noch so rauh, da hat sie doch ein Wort, das Gott nennt. Und gehen wir in gleicher Weise zurück durch alle Jahr- hunderte der Geschichte, so bewährt sich uns ein Wort, das schon vor zweitausend Jahren Cicero gesprochen: Kein Volk ist so roh und so wild, daß es nicht den Glauben an einen Gott hätte, wenn es gleich sein Wesen nicht kennt. Seit- dem sind Amerika, Australien entdeckt und durchforscht worden, unzählige neue Völker sind eingetreten in die Geschichte. Sein Wort steht unerschüttert, nur noch mehr ward seitdem es bekräftigt. So viele Jahr- tausende der Geschichte, so viele Beweise für dessen Wahrheit.
"Es ist dies eine universelle, unbestreitbare That- sache; und eben darum kann sie nur Wahrheit ent- halten; denn Dasjenige, worin die Natur Aller übereinstimmt, kann nicht falsch sein, sagt der bereits angeführte Schriftsteller. Noch gründ- licher aber beweist der hl. Thomas diesen Satz: "Was Alle gemeinsam aussprechen," sagt er, "dies kann un- möglich falsch sein. Denn eine irrige Meinung ist eine Schwäche des Geistes, ein Fehler desselben, kommt demnach nicht aus dessen Wesen. Sie ist darum nur zufällig eingetreten; was aber zufällig da ist, das kann unmöglich immer und überall sein. Einer kann einen irrigen, krankhaften Geschmack haben in sinnlichen Dingen, aber nicht Alle. Eben so wenig
durchschauert von Ahnungen des Ewigen. Und wo eine menschliche Sprache tönt, wenn auch noch so arm und noch so rauh, da hat sie doch ein Wort, das Gott nennt. Und gehen wir in gleicher Weise zurück durch alle Jahr- hunderte der Geschichte, so bewährt sich uns ein Wort, das schon vor zweitausend Jahren Cicero gesprochen: Kein Volk ist so roh und so wild, daß es nicht den Glauben an einen Gott hätte, wenn es gleich sein Wesen nicht kennt. Seit- dem sind Amerika, Australien entdeckt und durchforscht worden, unzählige neue Völker sind eingetreten in die Geschichte. Sein Wort steht unerschüttert, nur noch mehr ward seitdem es bekräftigt. So viele Jahr- tausende der Geschichte, so viele Beweise für dessen Wahrheit.
„Es ist dies eine universelle, unbestreitbare That- sache; und eben darum kann sie nur Wahrheit ent- halten; denn Dasjenige, worin die Natur Aller übereinstimmt, kann nicht falsch sein, sagt der bereits angeführte Schriftsteller. Noch gründ- licher aber beweist der hl. Thomas diesen Satz: „Was Alle gemeinsam aussprechen,“ sagt er, „dies kann un- möglich falsch sein. Denn eine irrige Meinung ist eine Schwäche des Geistes, ein Fehler desselben, kommt demnach nicht aus dessen Wesen. Sie ist darum nur zufällig eingetreten; was aber zufällig da ist, das kann unmöglich immer und überall sein. Einer kann einen irrigen, krankhaften Geschmack haben in sinnlichen Dingen, aber nicht Alle. Eben so wenig
<TEI><text><body><divn="2"><divn="1"><p><q><pbfacs="#f0052"xml:id="B836_001_1901_pb0040_0001"n="40"/>
durchschauert von Ahnungen des Ewigen. Und wo eine<lb/>
menschliche Sprache tönt, wenn auch noch so arm und<lb/>
noch so rauh, da hat sie doch ein Wort, das Gott nennt.<lb/>
Und gehen wir in gleicher Weise zurück durch alle Jahr-<lb/>
hunderte der Geschichte, so bewährt sich uns ein Wort,<lb/>
das schon vor zweitausend Jahren Cicero gesprochen:<lb/><hirendition="#g">Kein Volk ist so roh und so wild, daß es<lb/>
nicht den Glauben an einen Gott hätte</hi>,<lb/><hirendition="#g">wenn es gleich sein Wesen nicht kennt</hi>. Seit-<lb/>
dem sind Amerika, Australien entdeckt und durchforscht<lb/>
worden, unzählige neue Völker sind eingetreten in die<lb/>
Geschichte. Sein Wort steht unerschüttert, nur noch<lb/>
mehr ward seitdem es bekräftigt. So viele Jahr-<lb/>
tausende der Geschichte, so viele Beweise für dessen<lb/>
Wahrheit.</q></p><p><q>„Es ist dies eine universelle, unbestreitbare That-<lb/>
sache; und eben darum kann sie nur Wahrheit ent-<lb/>
halten; denn <hirendition="#g">Dasjenige, worin die Natur<lb/>
Aller übereinstimmt, kann nicht falsch sein</hi>,<lb/>
sagt der bereits angeführte Schriftsteller. Noch gründ-<lb/>
licher aber beweist der hl. Thomas diesen Satz: <q>„Was<lb/>
Alle gemeinsam aussprechen,“</q> sagt er, <q>„dies kann un-<lb/>
möglich falsch sein. Denn eine irrige Meinung ist<lb/>
eine Schwäche des Geistes, ein Fehler desselben, kommt<lb/>
demnach nicht aus dessen Wesen. Sie ist darum nur<lb/>
zufällig eingetreten; was aber <hirendition="#g">zufällig</hi> da ist, das<lb/>
kann <hirendition="#g">unmöglich immer und überall sein</hi>.<lb/>
Einer kann einen irrigen, krankhaften Geschmack haben<lb/>
in sinnlichen Dingen, aber nicht Alle. Eben so wenig<lb/></q></q></p></div></div></body></text></TEI>
[40/0052]
durchschauert von Ahnungen des Ewigen. Und wo eine
menschliche Sprache tönt, wenn auch noch so arm und
noch so rauh, da hat sie doch ein Wort, das Gott nennt.
Und gehen wir in gleicher Weise zurück durch alle Jahr-
hunderte der Geschichte, so bewährt sich uns ein Wort,
das schon vor zweitausend Jahren Cicero gesprochen:
Kein Volk ist so roh und so wild, daß es
nicht den Glauben an einen Gott hätte,
wenn es gleich sein Wesen nicht kennt. Seit-
dem sind Amerika, Australien entdeckt und durchforscht
worden, unzählige neue Völker sind eingetreten in die
Geschichte. Sein Wort steht unerschüttert, nur noch
mehr ward seitdem es bekräftigt. So viele Jahr-
tausende der Geschichte, so viele Beweise für dessen
Wahrheit.
„Es ist dies eine universelle, unbestreitbare That-
sache; und eben darum kann sie nur Wahrheit ent-
halten; denn Dasjenige, worin die Natur
Aller übereinstimmt, kann nicht falsch sein,
sagt der bereits angeführte Schriftsteller. Noch gründ-
licher aber beweist der hl. Thomas diesen Satz: „Was
Alle gemeinsam aussprechen,“ sagt er, „dies kann un-
möglich falsch sein. Denn eine irrige Meinung ist
eine Schwäche des Geistes, ein Fehler desselben, kommt
demnach nicht aus dessen Wesen. Sie ist darum nur
zufällig eingetreten; was aber zufällig da ist, das
kann unmöglich immer und überall sein.
Einer kann einen irrigen, krankhaften Geschmack haben
in sinnlichen Dingen, aber nicht Alle. Eben so wenig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/52>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.