hervorzubringen. Das nenne ich eine "wissenschaftliche" Erklärung des Faust. Dagegen aus der Existenz dieser Dichtung schließen zu wollen, daß es einmal einen Dichter gegeben, welcher den Faust geplant habe, das stände ebenso sehr mit der "modernen Wissenschaft" in Widerspruch, als aus der wunderbaren Harmonie der Welt das Dasein eines Schöpfers zu folgern."
Vollständig berechtigt ist der beißende Hohn und Spott, den P. Hammerstein in den letzten Worten über die "moderne Wissenschaft" ausspricht. Einer solchen unphilosophischen Wissenschaft gegenüber stimmen wir frohlockend ein in die Worte des königlichen Sängers: "
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament verkündet die Werke seiner Hände. Ein Tag überbringt dem andern das Wort, und eine Nacht mel- det der andern die Kunde; über die ganze Erde geht aus ihr Schall und bis an die Grenzen des Erdkreises ihr Wort." (Ps. 18.)
2. Wir glauben unerschütterlich fest an das Dasein Gottes und sind, wäre es nothwendig, gern bereit, Gut und Blut für diesen Glauben hinzugeben; denn wir finden ja Gott im Innern des Men- schen selbst. Die Stimme unseres Gewissens legt Zeugniß ab von seiner unbestechlichen Heiligkeit und seiner unbegrenzten Macht. König Konstanz ließ seinen eigenen Bruder Theodosius, einen frommen Diakon, ermorden und zwar an dem nämlichen Tage, wo ihm derselbe den Kelch mit dem hochheiligen Blute
hervorzubringen. Das nenne ich eine „wissenschaftliche“ Erklärung des Faust. Dagegen aus der Existenz dieser Dichtung schließen zu wollen, daß es einmal einen Dichter gegeben, welcher den Faust geplant habe, das stände ebenso sehr mit der „modernen Wissenschaft“ in Widerspruch, als aus der wunderbaren Harmonie der Welt das Dasein eines Schöpfers zu folgern.“
Vollständig berechtigt ist der beißende Hohn und Spott, den P. Hammerstein in den letzten Worten über die „moderne Wissenschaft“ ausspricht. Einer solchen unphilosophischen Wissenschaft gegenüber stimmen wir frohlockend ein in die Worte des königlichen Sängers: „
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament verkündet die Werke seiner Hände. Ein Tag überbringt dem andern das Wort, und eine Nacht mel- det der andern die Kunde; über die ganze Erde geht aus ihr Schall und bis an die Grenzen des Erdkreises ihr Wort.“ (Ps. 18.)
2. Wir glauben unerschütterlich fest an das Dasein Gottes und sind, wäre es nothwendig, gern bereit, Gut und Blut für diesen Glauben hinzugeben; denn wir finden ja Gott im Innern des Men- schen selbst. Die Stimme unseres Gewissens legt Zeugniß ab von seiner unbestechlichen Heiligkeit und seiner unbegrenzten Macht. König Konstanz ließ seinen eigenen Bruder Theodosius, einen frommen Diakon, ermorden und zwar an dem nämlichen Tage, wo ihm derselbe den Kelch mit dem hochheiligen Blute
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hervorzubringen. Das nenne ich eine „wissenschaftliche“
Erklärung des Faust. Dagegen aus der Existenz dieser
Dichtung schließen zu wollen, daß es einmal einen
Dichter gegeben, welcher den Faust geplant habe, das
stände ebenso sehr mit der „modernen Wissenschaft“ in
Widerspruch, als aus der wunderbaren Harmonie der
Welt das Dasein eines Schöpfers zu folgern.“
Vollständig berechtigt ist der beißende Hohn und
Spott, den P. Hammerstein in den letzten Worten über
die „moderne Wissenschaft“ ausspricht. Einer solchen
unphilosophischen Wissenschaft gegenüber stimmen wir
frohlockend ein in die Worte des königlichen Sängers:
„ Die Himmel erzählen die Herrlichkeit
Gottes und das Firmament verkündet die
Werke seiner Hände. Ein Tag überbringt
dem andern das Wort, und eine Nacht mel-
det der andern die Kunde; über die ganze
Erde geht aus ihr Schall und bis an die
Grenzen des Erdkreises ihr Wort.“ (Ps. 18.)
2. Wir glauben unerschütterlich fest an das Dasein
Gottes und sind, wäre es nothwendig, gern bereit,
Gut und Blut für diesen Glauben hinzugeben; denn
wir finden ja Gott im Innern des Men-
schen selbst. Die Stimme unseres Gewissens legt
Zeugniß ab von seiner unbestechlichen Heiligkeit und
seiner unbegrenzten Macht. König Konstanz ließ
seinen eigenen Bruder Theodosius, einen frommen
Diakon, ermorden und zwar an dem nämlichen Tage,
wo ihm derselbe den Kelch mit dem hochheiligen Blute
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/47>, abgerufen am 16.02.2025.
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