und sorgenvollen Leben in den Himmel kommen, das ist doch die Hauptsache. Was kann es uns schließlich nützen, daß wir uns große Reichthümer oder Ehren erworben, daß wir ein paar Jahre hindurch manche Freuden und Vergnügen genossen, wenn wir dann nach dem Tode eingehen in eine unglückselige Ewigkeit. Nun sagt aber der Weltapostel Paulus: "
Täuschet euch nicht, Trunkenbolde werden das Reich Gottes nicht besitzen." (1 Kor. 6, 10.)
Daß der unmäßige, trunksüchtige Mann in großer Gefahr lebt, ewig verloren zu gehen, begreifen wir, wenn wir bedenken, daß derselbe, wie schon gezeigt wor- den, gewöhnlich so viele Sünden begeht, daß er sich sehr leicht fast gegen alle Gebote Gottes verfehlt. Wir begreifen das, wenn wir bedenken, daß gerade die Trunk- sucht mit der Zeit eine furchtbar große Macht auf den menschlichen Willen ausübt und darum eine gründliche und beharrliche Bekehrung sehr erschwert. Alle Sün- der, selbst die Unkeuschen, bekehren sich eher und leich- ter als der Trunksüchtige. Er hat wohl zuweilen Augen- blicke, in denen er klar das Verderben seiner bösen Gewohnheit erkennt; er sieht ein, daß er sich selbst und seinen Angehörigen das Leben zur Last und Qual macht; er weint bittere Thränen, verspricht ernstliche Besserung, ja schwört, von jetzt an sicher seiner Leidenschaft zu ent- sagen. Doch der Arme weiß in diesem Moment nichts von seiner schmachvollen Sclaverei, in welcher er sich befindet. Bald tritt die Leidenschaft mit ihrer gebie- terischen Forderung wieder an ihn heran, und so kann
und sorgenvollen Leben in den Himmel kommen, das ist doch die Hauptsache. Was kann es uns schließlich nützen, daß wir uns große Reichthümer oder Ehren erworben, daß wir ein paar Jahre hindurch manche Freuden und Vergnügen genossen, wenn wir dann nach dem Tode eingehen in eine unglückselige Ewigkeit. Nun sagt aber der Weltapostel Paulus: „
Täuschet euch nicht, Trunkenbolde werden das Reich Gottes nicht besitzen.“ (1 Kor. 6, 10.)
Daß der unmäßige, trunksüchtige Mann in großer Gefahr lebt, ewig verloren zu gehen, begreifen wir, wenn wir bedenken, daß derselbe, wie schon gezeigt wor- den, gewöhnlich so viele Sünden begeht, daß er sich sehr leicht fast gegen alle Gebote Gottes verfehlt. Wir begreifen das, wenn wir bedenken, daß gerade die Trunk- sucht mit der Zeit eine furchtbar große Macht auf den menschlichen Willen ausübt und darum eine gründliche und beharrliche Bekehrung sehr erschwert. Alle Sün- der, selbst die Unkeuschen, bekehren sich eher und leich- ter als der Trunksüchtige. Er hat wohl zuweilen Augen- blicke, in denen er klar das Verderben seiner bösen Gewohnheit erkennt; er sieht ein, daß er sich selbst und seinen Angehörigen das Leben zur Last und Qual macht; er weint bittere Thränen, verspricht ernstliche Besserung, ja schwört, von jetzt an sicher seiner Leidenschaft zu ent- sagen. Doch der Arme weiß in diesem Moment nichts von seiner schmachvollen Sclaverei, in welcher er sich befindet. Bald tritt die Leidenschaft mit ihrer gebie- terischen Forderung wieder an ihn heran, und so kann
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und sorgenvollen Leben in den Himmel kommen, das
ist doch die Hauptsache. Was kann es uns schließlich
nützen, daß wir uns große Reichthümer oder Ehren
erworben, daß wir ein paar Jahre hindurch manche
Freuden und Vergnügen genossen, wenn wir dann nach
dem Tode eingehen in eine unglückselige Ewigkeit. Nun
sagt aber der Weltapostel Paulus: „ Täuschet euch
nicht, Trunkenbolde werden das Reich
Gottes nicht besitzen.“ (1 Kor. 6, 10.)
Daß der unmäßige, trunksüchtige Mann in großer
Gefahr lebt, ewig verloren zu gehen, begreifen wir,
wenn wir bedenken, daß derselbe, wie schon gezeigt wor-
den, gewöhnlich so viele Sünden begeht, daß er sich
sehr leicht fast gegen alle Gebote Gottes verfehlt. Wir
begreifen das, wenn wir bedenken, daß gerade die Trunk-
sucht mit der Zeit eine furchtbar große Macht auf den
menschlichen Willen ausübt und darum eine gründliche
und beharrliche Bekehrung sehr erschwert. Alle Sün-
der, selbst die Unkeuschen, bekehren sich eher und leich-
ter als der Trunksüchtige. Er hat wohl zuweilen Augen-
blicke, in denen er klar das Verderben seiner bösen
Gewohnheit erkennt; er sieht ein, daß er sich selbst und
seinen Angehörigen das Leben zur Last und Qual macht;
er weint bittere Thränen, verspricht ernstliche Besserung,
ja schwört, von jetzt an sicher seiner Leidenschaft zu ent-
sagen. Doch der Arme weiß in diesem Moment nichts
von seiner schmachvollen Sclaverei, in welcher er sich
befindet. Bald tritt die Leidenschaft mit ihrer gebie-
terischen Forderung wieder an ihn heran, und so kann
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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