für den Staat und die ganze Gesellschaft ist es, daß auf den Universitäten viele unserer Studenten Jahre lang dem unmäßigen Biergenuß fröhnen, statt mit Ernst und Gewissenhaftigkeit sich den Studien zu widmen?
Das Wohl des Staates verlangt ferner von uns, daß wir nach Kräften die Sittlichkeit, die guten christ- lichen Sitten zu befördern suchen. Macht sich das Laster überall breit, scheut die Sittenlosigkeit nicht mehr das Tageslicht und die Oeffentlichkeit, so werden die gesell- schaftlichen Verhältnisse bald morsch und faul. Mag auch noch ein gewisser äußerer Glanz und Schliff ober- flächliche Geister täuschen, das Ganze ist doch nur Fäul- niß, nur Sumpf, dem vergiftender Pestgeruch entsteigt. Wie man aber auf einen Sumpf kein festes Haus bauen kann, so auch nicht auf Zucht- und Sittenlosigkeit das Wohl des Staates. Ist es nun aber nicht wieder die Unmäßigkeit, die der Sittenlosigkeit Thür und Thor öffnet? Ist eine unmäßige, trunksüchtige Jugend nicht gewöhnlich auch allen Ausschweifungen ergeben? Sind es nicht unsere unmäßigen Männer, die durch ihre schamlosen Reden, durch ihre sündhaften Freiheiten und nur zu oft auch durch ihre unerlaubte Beziehung zu anderen Personen die öffentliche Sittlichkeit zu Grunde richten helfen?
Noch Eines bezüglich des Staatswohles sei kurz er- wähnt. Wollen wir mitarbeiten zum Besten des Staates, so muß uns auch der materielle Wohlstand des Volkes am Herzen gelegen sein. Derselbe ist von großer Wichtigkeit für die Zufriedenheit, die Ordnung
für den Staat und die ganze Gesellschaft ist es, daß auf den Universitäten viele unserer Studenten Jahre lang dem unmäßigen Biergenuß fröhnen, statt mit Ernst und Gewissenhaftigkeit sich den Studien zu widmen?
Das Wohl des Staates verlangt ferner von uns, daß wir nach Kräften die Sittlichkeit, die guten christ- lichen Sitten zu befördern suchen. Macht sich das Laster überall breit, scheut die Sittenlosigkeit nicht mehr das Tageslicht und die Oeffentlichkeit, so werden die gesell- schaftlichen Verhältnisse bald morsch und faul. Mag auch noch ein gewisser äußerer Glanz und Schliff ober- flächliche Geister täuschen, das Ganze ist doch nur Fäul- niß, nur Sumpf, dem vergiftender Pestgeruch entsteigt. Wie man aber auf einen Sumpf kein festes Haus bauen kann, so auch nicht auf Zucht- und Sittenlosigkeit das Wohl des Staates. Ist es nun aber nicht wieder die Unmäßigkeit, die der Sittenlosigkeit Thür und Thor öffnet? Ist eine unmäßige, trunksüchtige Jugend nicht gewöhnlich auch allen Ausschweifungen ergeben? Sind es nicht unsere unmäßigen Männer, die durch ihre schamlosen Reden, durch ihre sündhaften Freiheiten und nur zu oft auch durch ihre unerlaubte Beziehung zu anderen Personen die öffentliche Sittlichkeit zu Grunde richten helfen?
Noch Eines bezüglich des Staatswohles sei kurz er- wähnt. Wollen wir mitarbeiten zum Besten des Staates, so muß uns auch der materielle Wohlstand des Volkes am Herzen gelegen sein. Derselbe ist von großer Wichtigkeit für die Zufriedenheit, die Ordnung
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für den Staat und die ganze Gesellschaft ist es, daß
auf den Universitäten viele unserer Studenten Jahre
lang dem unmäßigen Biergenuß fröhnen, statt mit Ernst
und Gewissenhaftigkeit sich den Studien zu widmen?
Das Wohl des Staates verlangt ferner von uns,
daß wir nach Kräften die Sittlichkeit, die guten christ-
lichen Sitten zu befördern suchen. Macht sich das Laster
überall breit, scheut die Sittenlosigkeit nicht mehr das
Tageslicht und die Oeffentlichkeit, so werden die gesell-
schaftlichen Verhältnisse bald morsch und faul. Mag
auch noch ein gewisser äußerer Glanz und Schliff ober-
flächliche Geister täuschen, das Ganze ist doch nur Fäul-
niß, nur Sumpf, dem vergiftender Pestgeruch entsteigt.
Wie man aber auf einen Sumpf kein festes Haus bauen
kann, so auch nicht auf Zucht- und Sittenlosigkeit das
Wohl des Staates. Ist es nun aber nicht wieder die
Unmäßigkeit, die der Sittenlosigkeit Thür und Thor
öffnet? Ist eine unmäßige, trunksüchtige Jugend
nicht gewöhnlich auch allen Ausschweifungen ergeben?
Sind es nicht unsere unmäßigen Männer, die durch
ihre schamlosen Reden, durch ihre sündhaften Freiheiten
und nur zu oft auch durch ihre unerlaubte Beziehung
zu anderen Personen die öffentliche Sittlichkeit zu
Grunde richten helfen?
Noch Eines bezüglich des Staatswohles sei kurz er-
wähnt. Wollen wir mitarbeiten zum Besten des
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/230>, abgerufen am 16.02.2025.
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